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Nürnberg | Mord ohne Leiche: Prozess um Alexandra R. beginnt


Hochschwangere verschwunden
Fall Alexandra R.: Ein Mord ohne Leiche?

Von dpa, t-online, dan

Aktualisiert am 08.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Vermisste Alexandra R.: Die Hochschwangere ist seit Monaten verschwunden.Vergrößern des BildesVermisste Alexandra R.: Die Hochschwangere verschwand vor Monaten – sie soll ermordet worden sein. (Quelle: Polizei Nürnberg )
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Vor über einem Jahr verschwand Alexandra R. spurlos. Zwei Männer sollen sie ermordet haben, von ihrer Leiche fehlt aber jede Spur. Dennoch beginnt der Prozess in Nürnberg.

Eine Schwangere aus Nürnberg verschwindet plötzlich, nachdem sie ihr Pflegekind zur Kita gebracht hat. Angehörige erhalten darauf Abschiedsnachrichten von ihrem Handy. Hat sich die 39-jährige Alexandra R. ins Ausland abgesetzt? Nicht nur die Angehörigen haben daran Zweifel, auch die Ermittler macht der Fall stutzig, zumal die Frau ihre Wohnung ohne Bargeld, Ausweise und Mutterpass verlassen hat. Sie gehen von einer Gewalttat aus.

Monatelang wird nach der Frau gesucht. Im Main-Donau-Kanal – unweit der Wohnung von R. – gehen sogar Taucher ins Wasser. Rund ein halbes Jahr nach dem Verschwinden dann der Durchbruch: Spezialkräfte der Polizei schlagen zu und nehmen den ehemaligen Lebensgefährten der Frau und seinen Geschäftspartner fest. Sie sollen R. ermordet haben. Von der Leiche fehlt allerdings bis heute jede Spur – trotz großangelegter Suche.

Mehr als 30 Verhandlungstage angesetzt

Am Dienstag beginnt nun vor dem Landgericht in Nürnberg der Prozess gegen den 50-jährigen Mann aus Bosnien-Herzegowina und seinen deutschen Geschäftspartner. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern unter anderem Mord und Geiselnahme vor. Die Strafkammer geht von einer umfangreichen Beweisaufnahme aus und hat bis Ende Juli mehr als 30 Verhandlungstage angesetzt.

Ein entscheidender Punkt in dem Prozess könnte die fehlende Leiche sein. Diese sei ein wichtiges Beweismittel, erläutert Gerichtssprecherin Tina Haase. An dieser könne man zum Beispiel Abwehrspuren sehen und wie das Opfer tatsächlich zu Tode gekommen sei. Zudem schweigen die beiden Verdächtigen seit ihrer Verhaftung im September 2023 zu den Vorwürfen.

Immobiliengeschäfte und viel Geld

Dennoch ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, den Männern die Tat nachweisen zu können. Sie sollen die 39-Jährige im Dezember 2022 überwältigt, verschleppt und getötet haben. Nach dem Mord sollen sie Abschiedsnachrichten von ihrem Handy verschickt und dieses nach Italien gebracht haben, um eine falsche Spur zu legen.

Das Motiv war nach Ansicht der Anklagebehörde unter anderem ein Streit um viel Geld. Nach Überzeugung der Ermittler hatte der damalige Lebensgefährte das Geld der leitenden Bankangestellten für Immobiliengeschäfte genutzt, die über den zweiten Angeklagten, einen heute 48-Jährigen, liefen.

Nach der Trennung im März 2022 soll die Frau die Zusammenarbeit beendet und den Zugriff auf ihre Konten verweigert haben. Mit einem Vollstreckungstitel sollen die beiden Männer schließlich versucht haben, fast 785.000 Euro von der Frau einzufordern. Diese wehrte sich jedoch zivilrechtlich dagegen. Kurz vor der entscheidenden Verhandlung vor dem Landgericht verschwand sie.

Kann es überhaupt eine Verurteilung ohne Leiche geben?

Bundesweit gibt es immer wieder Mordprozesse, bei denen die Leiche fehlt. Ob dies den Nachweis der Tat erschwere, lasse sich nicht pauschal beantworten, sagt der Strafrechtler Tobias Kulhanek von der Universität Erlangen-Nürnberg. Das hänge immer vom konkreten Fall ab und davon, ob es andere eindeutige Beweise gibt. "Jeder Prozess steht für sich." Deshalb ließen sich auch keine Rückschlüsse aus anderen Prozessen ziehen, wie wahrscheinlich eine Verurteilung in dem Nürnberger Fall sei.

"Die Beweise in der Gesamtlage verdichten sich so, dass man zu einer Verurteilung kommen könnte", sagt Gerichtssprecherin Haase. Dazu gehörten unter anderem DNA-Spuren, GPS-Daten von den Handys und Zeugen, die am Tag des Verschwindens das Auto der 39-Jährigen beobachtet hätten. Die Staatsanwaltschaft hat über 100 Zeugen und zehn Sachverständige benannt. "Entscheidend bleibt jedoch stets die finale Einschätzung des Gerichts", sagt Kulhanek. Ob die Beweise ausreichen, um den Angeklagten den mutmaßlichen Mord nachzuweisen, wird sich erst am Ende des Prozesses zeigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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