"Kein Nürnberger Problem" Leerstand und Wohnungsmangel: Wie passt das zusammen?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Nürnberg leben 30.000 Menschen mehr als noch vor 10 Jahren. Gleichzeitig stehen in der Fußgängerzone reihenweise Läden leer. Wie passt das zusammen?
Nürnberg wächst: Mittlerweile leben rund 541.000 Einwohner in der Frankenmetropole. Es fehlt deshalb an Wohnungen. Doch wer durch die Innenstadt läuft, blickt teils in leere Schaufenster. Besonders klafft der Leerstand in der Breiten Gasse. Stehen die Entwicklungen nicht im Widerspruch?
Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier sagt auf t-online Nachfrage: "Das sind zwei vollkommen verschiedene Themenkomplexe." Nürnberg habe heute rund 30.000 mehr Einwohner als noch vor zehn Jahren, das entspräche ungefähr der Größe der Stadt Schwabach. "Deshalb haben wir eine ganz große Nachfrage nach Wohnungen", erklärt Heilmaier. Gleichzeitig sei der Anteil an Neubauten zuletzt zurückgegangen. Das verschärfte die Situation auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich.
In der Innenstadt sei die Situation aber eine andere – es gebe dort große Leerstände. Das sei kein Nürnberger Problem, vielmehr seien Insolvenzen großer Projektentwickler, Bestandshalter und Einzelhändler schuld. Darauf habe Nürnberg keinen eigenen Einfluss – als Beispiel nennt die Wirtschaftsreferentin etwa den City-Point. Das seit Jahren leer stehende Einkaufszentrum in der Breiten Gasse sollte umgebaut werden, dann meldete aber der Projektentwickler Insolvenz an.
Ein weiter Grund für die leeren Schaufenster in der Fußgängerzone sei das geänderte Einkaufsverhalten der Menschen. Sprich: mehr online, weniger im Laden. "Das ist einfach so, grundsätzlich befinden sich alle Innenstädte momentan im Wandel", sagt Heilmaier. Die Leerstandsquote in Nürnberg sei zudem nicht höher als in anderen Städten.
So könnte die Innenstadt der Zukunft aussehen
Laut Berechnungen der Stadt soll die Bevölkerung in Nürnberg weiterwachsen – bis 2035. Doch wie wird die Innenstadt dann aussehen? Heilmaier sagt, sie sei zuversichtlich, dass sich die Probleme mit den Leerständen lösen lassen. Künftig werde die Innenstadt kein reiner Handelsstandort mehr sein, sondern gemischt genutzt werden. Gastronomie oder der Faktor Erleben spielten dabei eine Rolle.
Das zentrale Stichwort bei der Transformation sei Aufenthaltsqualität. Darum brauche die Innenstadt mehr Grün und mehr Raum zum Verweilen, damit Menschen dort ihre Freizeit verbringen, argumentiert Heilmaier. "Freizeit bedeutet nicht mehr nur, ich gehe einkaufen, sondern ich will mich dort mit Freunden treffen, ich will etwas genießen, ich will auch kulturelle Nutzungen. All das wird sich künftig in der Innenstadt finden", sagt die Wirtschaftsreferentin.
Ein weiterer Baustein könnte ein neues Kongresszentrum sein, das mitten in der Stadt entstehen soll. Zuletzt wurde darüber diskutiert, ob der leer stehende Kaufhof in der Königstraße ein geeigneter Standort dafür sein könnte. Zudem wollen künftig auch die Hochschulen in der Innenstadt präsenter sein. Heilmaier sagt: "All das ist etwas, das die Nürnberger Innenstadt 2035 bieten soll."
- Gespräch mit der Wirtschaftsreferentin