DEB-Team startet durch β und vieles erinnert an die Olympia-Sensation 2018
Drei Spiele, drei Siege und zuletzt sogar Kanada bezwungen: Das deutsche Eishockeyteam schwimmt bei der WM auf einer Erfolgswelle. Vieles erinnert an Olympia 2018. Und nun stΓΆΓt auch noch ein NHL-Star dazu.
Als nach dem historischen Eishockey-Coup unter lautem Gejohle in der Kabine der Held des Abends gekΓΌrt wurde, gab Mathias Niederberger erneut eine gute Figur ab. Der ΓΌberragende TorhΓΌter schlΓΌpfte in eine Jacke in grellen Farben β als Auszeichnung seiner Teamkollegen. "Mit seinem italienischen Charme hat's ganz gut ausgeschaut bei ihm", berichtete Verteidiger Korbinian Holzer am Morgen nach dem 3:1 gegen Kanada lachend.
Auf dem Weg zum sensationellen Olympia-Silber vor drei Jahren hatte der beste Spieler nach jeder Partie den legendΓ€ren Pepitahut des ehemaligen Bundestrainers Xaver Unsinn bekommen. Bei der WM in Riga ist die Belohnung nun "eine recht ansehnliche Jacke", so Holzer, der nicht zu viel verraten wollte: "Es ist ein bisschen was Wildes, farblich so Richtung Discokugel."
TabellenfΓΌhrer vor USA und Kanada
Noch ansehnlicher als besagte Jacke ist aus deutscher Sicht der Blick auf die Tabelle der Vorrundengruppe B. Dort liegt das DEB-Team mit neun Punkten vor Gastgeber Lettland (sieben Punkte) sowie Eishockey-GroΓmΓ€chten wie Finnland (sieben) und den USA (sechs) auf Platz eins. Mit dieser Konstellation hΓ€tten vorher wohl die wenigsten Experten gerechnet. Und noch weniger damit, dass Kanada, das Mutterland des Eishockeys, punktlos auf dem sieben Rang liegt und ums Weiterkommen bangt.
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Derartige Probleme umtreiben das deutsche Team aktuell nicht. Mit einem Sieg am Mittwoch gegen Kasachstan (ab 15.15 Uhr im Liveticker von t-online) kΓΆnnte sich die DEB-Auswahl sogar vorzeitig den Einzug ins Viertelfinale sichern.
Ein ΓΌberragender RΓΌckhalt
Eine wichtige Rolle wird dabei erneut Niederberger zukommen. Die Form des Berliner Meistergoalies ist jedenfalls famos. Mit 39 teils grandiosen Paraden hielt er den ersten WM-Sieg gegen Kanada seit 25 Jahren fest β trotz kΓΆrperlicher Probleme. "Ich hatte KrΓ€mpfe nach dem zweiten Drittel", berichtete der 28-JΓ€hrige, der sich wegen seiner aus Mailand stammenden Mutter gerne als "halben Italiener" bezeichnet.
"Vielleicht habe ich mir die Schlittschuhe zu fest gebunden", meinte Niederberger nach seiner Glanzleistung lachend und fΓΌgte ernster an: "Aber ich war so im Fluss, das hat dann letztendlich auch nichts mehr ausgemacht."
Nach dem insgesamt sechsten Sieg in seinem siebten WM-Einsatz heimste er Lob von allen Seiten ein. "Er hat die Scheiben einfach absorbiert, die sind bei ihm liegen geblieben im Bauch", meinte KapitΓ€n Moritz MΓΌller. Und Bundestrainer Toni SΓΆderholm urteilte: "Er hat das Spiel unglaublich schnell gelesen, vor allem in Unterzahl war er einfach ΓΌberragend."
Der KapitΓ€n und die Parallelen zur Olympia-Sensation
Niederberger selbst sprach lieber ΓΌber die gesamte Mannschaft und ihr "LΓΆwenherz". Insgesamt 35 SchΓΌsse hatten seine Vorderleute geblockt. "Das tut normalerweise ziemlich weh", meinte Holzer, "aber gestern hat es keiner gespΓΌrt." Auch, weil jeder Block von den Mannschaftskollegen wie ein Tor bejubelt wurde. "Dieser Teamgeist, dieser Zusammenhalt ist Teil unserer DNA", sagte Niederberger.
Nicht nur deshalb sieht KapitΓ€n MΓΌller Parallelen zur Olympia-Sensation in Pyeongchang. "Es ist eine besondere WM, eine ausgeglichenere WM", meinte der Routinier, einer von fΓΌnf verbliebenen Silberhelden im Team, mit Blick auf die fehlenden groΓen Namen aus der NHL. Auch reise die deutsche Auswahl nicht mehr "so komplexbehaftet zu einer WM", schon 2018 in SΓΌdkorea sei "der Glaube, den wir an uns selber bekommen haben", maΓgeblich gewesen. Trainer wie damals Marco Sturm und jetzt SΓΆderholm "geben uns das GefΓΌhl, dass wir mitspielen kΓΆnnen, und wie man sieht, kΓΆnnen wir das".
Jetzt ist die erste WM-Medaille seit 1953 das groΓe Ziel. Allerdings ohne NHL-Superstar Leon Draisaitl, der am Dienstag nach dem frΓΌhen Play-off-Aus mit den Edmonton Oilers seinen WM-Verzicht erklΓ€rte. Dagegen reist sein Klubkollege Dominik Kahun nach Riga. Der 25-JΓ€hrige kΓΆnnte nach der QuarantΓ€ne schon zum Ende der Vorrunde eingesetzt werden β als dann sechster Olympiaheld in der deutschen Mannschaft.