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Formel 1: Deshalb setzen die Teams in diesem Jahr auf die Farbe Schwarz


Auffälliger Trend
Warum Formel-1-Teams auf die Farbe Schwarz setzen

Von Nils Kögler

Aktualisiert am 04.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Der Mercedes W14: Der Bolide des deutschen Rennstalls kommt in dieser Saison wieder ganz in Schwarz daher.Vergrößern des Bildes
Der Mercedes W14: Der Bolide des deutschen Rennstalls kommt in dieser Saison wieder ganz in Schwarz daher. (Quelle: IMAGO)

Die Formel 1 startet in die neue Saison. Die Teams kämpfen wieder um Bestzeiten. Sie tun das in zunehmend schwarzen Fahrzeugen. Warum?

Neue Saison, neue Autos: An diesem Sonntag startet die Formel 1 mit dem Rennen im Wüstenstaat Bahrain (ab 16 Uhr im t-online-Liveticker). Während sich Fans und Beobachter aufgrund der umfangreichen Regeländerungen im vergangenen Jahr an ein neues Aussehen der Fahrzeuge gewöhnen mussten, wurde in diesem Jahr mit keinen großen Veränderungen gerechnet.

Doch nach und nach stellten die Teams ihre Autos vor und die Fans staunten: Bei den Farbdesigns hatte sich quer durchs Feld erstaunlich viel Schwarz eingeschlichen. So ließen Teams wie Aston Martin oder Williams einzelne Teile schwarz, Alfa Romeo gar das halbe Auto. Sogar der so stolze Ferrari-Rennstall verzichtete auf Teile seiner berühmten roten Lackierung. Für den Höhepunkt sorgte dann Mercedes: Das deutsche Team tritt in diesem Jahr mit einem komplett schwarzen Wagen an.

Bereits 2020 und 2021 setzte Mercedes auf einen schwarzen Boliden. Damals wollte das Team um Weltmeister Lewis Hamilton nach den Protesten der "Black Lives Matter"-Bewegung in den USA mit der Lackierung ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Zur vergangenen Saison waren die "Silberpfeile" aber dann wieder genau das: Silber. Jetzt die erneute Rolle rückwärts. Warum? Was aussieht wie eine ästhetische Entscheidung, hat eine ganz pragmatische Begründung.

Weniger Lack spart Gewicht

Es liegt an dem Ursprung der schwarzen Farbe. Die Autos sind an den entsprechenden Stellen nämlich nicht schwarz lackiert. Die dunkle Optik erhalten sie durch das Karbonfaser-Material, aus dem die Autos gebaut sind. Soll heißen: Die schwarzen Stellen des Autos sind gar nicht lackiert – und genau darum geht es. Die Teams möchten auf möglichst viel Lack verzichten. Die Logik: Je mehr schwarze Stellen, desto weniger Lack. Weniger Lack bedeutet weniger Gewicht, weniger Gewicht wiederum schnellere Rundenzeiten.

Das Gewicht der Autos ist in der Formel 1 ein leidiges Thema – speziell seit der vergangenen Saison. Durch die umfangreichen Regelreformen, die zur Saison 2022 in Kraft traten und die Boliden umfangreich veränderten, sind die Autos deutlich schwerer als zuvor. Zunächst war vorgesehen, dass ein Mindestgewicht von 795 Kilogramm gelten solle. Doch beim Bau der neuen Autogeneration leisteten sich fast alle Teams ein Übergewicht – so sehr, dass die Regelhüter des Dachverbands der Autoklubs Fia kurz vor Saisonbeginn 2022 das Limit auf 798 Kilogramm anhoben.

Die neuen Autos sind zu schwer

In diesem Jahr sollte das Mindestgewicht dann zunächst auf 796 Kilogramm fallen. Die Pläne wurden jedoch kurzfristig wieder gestrichen. Das Hin und Her zeigt: Die Teams haben nach wie vor Schwierigkeiten, ihre Autos an das Mindestlimit heranzuführen. Entsprechend ergreifen sie jede Möglichkeit, die Boliden einer Diät zu unterziehen – und kratzen dafür sogar den Lack ab.

Doch wie viel bringt das Einsparen von Lack wirklich? "Eine komplette Lackierung oder Folierung des Autos kann drei bis fünf Kilogramm wiegen", verrät Craig Scarborough. Scarborough ist Journalist und Zeichner und verfolgt seit über 20 Jahren technische Entwicklungen im Motorsport. "Eine gute Lackierung kann das Gewicht auf ein bis zwei Kilo senken."

"Jedes Kilo macht das Auto langsamer"

Mit dem Lacktrick können die Teams also einige Kilogramm auf dem Weg zum Minimalgewicht herausholen – und damit die Autos deutlich schneller machen. Denn wer glaubt, das ein oder andere Kilogramm könne keinen großen Unterschied machen, der irrt. "Gewicht ist ein großer Faktor bei der Rundenzeit", erklärt Scarborough. "Jedes Kilo über dem Minimalgewicht macht das Auto einige Zehntelsekunden pro Runde langsamer", so Scarborough.

Und Zehntelsekunden sind in der Formel 1 eine Menge. In der Qualifikation zu einem Rennen, bei der durch die gefahrene Rundenzeit die Startreihenfolge für das Rennen festgelegt wird, trennt die ersten sechs, acht, manchmal sogar zehn Fahrer häufig weniger als eine Sekunde. Lack oder kein Lack könnte also den Unterschied zwischen Startplatz eins und zehn machen.

Sponsoren spielen wichtige Rolle

Deshalb hätten die Teams auch in der vergangenen Saison bereits gerne auf Lack verzichtet, doch als sie das Gewichtsproblem der Boliden bemerkten, war es schon zu spät: "Die Teams hatten die Lackierungen schon mit den Sponsoren abgestimmt. Das hat es sehr schwer gemacht, wirklich viel Gewicht durch das Entfernen von Farbe einzusparen", erklärt Scarborough.

Die Sponsoren der Teams bezahlen eine Menge Geld dafür, ihre Namen und Markenfarben auf den Boliden möglichst prominent zu platzieren. Kurzfristige Änderungen sind daher kaum möglich. "In diesem Jahr hatten die Teams nun Zeit, ihre Gewichtssparmaßnahmen zu planen und dabei mit ihren Sponsoren zu kooperieren", so Scarborough.

Mercedes: Geschichte könnte sich wiederholen

Dabei achten die Teams auf jedes Detail. Zum Beispiel stellten sie sicher, dass sich bei den Designs nirgendwo Farbe überlappt, um an den betreffenden Stellen kein doppeltes Gewicht zu verursachen, erklärt Scarborough. Zudem bevorzugten die meisten Teams ein mattes statt eines glänzenden Finishs bei der Lackierung, da auch das Gewicht spare.

So haben auch die sonst schimmernden "Silberpfeile" bei Mercedes in dieser Saison ihr Markenzeichen wieder abgelegt. Der Trick mit dem Lack hat bei der Marke übrigens Tradition: Bereits in den Dreißigerjahren kratze das Team den Lack von ihren Grand-Prix-Wagen ab, um Gewicht zu sparen. Statt wie eigentlich geplant in Weiß, gingen sie also mit dem blanken Aluminium an den Start, aus dem die Boliden damals gebaut waren – und gewannen. So wurde der Mythos vom "Silberpfeil" geboren. Sollte der Rennstall in diesem Jahr mit seinem schwarzen Design den Sprung zurück an die Spitze der Formel 1 schaffen, könnte sich Geschichte also wiederholen – allerdings mit neuer Grundfarbe.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Craig Scarborough
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