Überraschendes Bekenntnis: BVB-Boss hatte Bedenken bei Nmecha

Kurz nach der Verpflichtung von Felix Nmecha teilt der BVB-Präsident seine anfängliche Skepsis gegenüber dem Spieler mit. Der Zeitpunkt verwundert.

Felix Nmecha hat alle Menschen gern. Das ist an dieser Stelle nicht ganz unwichtig zu erwähnen. "Ich bin natürlich Christ, aber ich liebe alle Leute. Ich diskriminiere nicht", sagte der BVB-Neuzugang in einem Video, das der Verein veröffentlichte. "Ich hoffe, die Fans werden mir die Chance geben, dass wir uns kennenlernen, und sehen, dass ich ein hoffentlich toller Mensch bin."

Das hoffen viele Fans rund um den Borsigplatz auch. Ebenso wie Vereinspräsident Reinhard Lunow. Der gab nun zu, dass er ob des Transfers anfänglich durchaus seine Zweifel hatte. "Die Verpflichtung von Felix Nmecha hat zu kontroversen Diskussionen geführt, da er Inhalte geteilt hatte, die durchaus als homophob oder queerfeindlich interpretiert werden können. Auch ich hatte deshalb zunächst große Bedenken, ob er die Werte unserer Borussia teilt", twitterte Lunow nach der Bekanntgabe des Transfers am Montag

Dortmunds 30 Millionen Euro teurer Neuzugang hatte das schwarz-gelbe Befinden zuletzt ordentlich durcheinandergebracht. Queere Fangruppen hatten gegen Nmechas Transfer protestiert. Unter den Anhängern des Revierklubs waren große Vorbehalte gegen den 22-jährigen Mittelfeldmann aufgekommen, weil der tiefgläubige Nmecha in sozialen Medien schwulen- und transfeindliche Inhalte geteilt hatte.

Klarer Auftrag an Nmecha: "vertrauen erarbeiten"

So verbreitete er bei Instagram ein Video des rechten US-Publizisten Matt Walsh, in dem dieser transphobe Inhalte zum Besten gibt. Zu Beginn des LGBTQ-Pride-Monats teilte Nmecha dann einen Beitrag, der Homosexualität als Teufelszeug verunglimpft. Als bekannt wurde, dass der BVB um den ehemaligen Wolfsburger buhlt, forderten Teile der Fans den Klub auf, von der Verpflichtung Abstand zu nehmen. Doch die Borussia blieb dabei. Nmecha trägt ab sofort das Trikot des Klubs und teilt damit auch dessen Motto: "Echte Liebe".

Nach intensiven Gesprächen mit dem Spieler sei man zu der Überzeugung gekommen, dass Nmecha die Werte des Klubs teile, ließen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Lunow nach einem Gespräch mit dem Spieler verlauten. Der Nationalspieler sei "sehr jung, seine Religion ist tief in ihm verwurzelt und er ist - wie wir alle - sicher nicht fehlerfrei. Aber er hat uns in intensiven Gesprächen absolut davon überzeugt, dass er kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich trägt". Der Nationalspieler werde sich angesichts "der Kritik im Vorfeld des Transfers bei vielen Schwarzgelben noch Vertrauen erarbeiten müssen", meinte der BVB-Präsident.

Dass Lunow nun also doch seine ursprüngliche Skepsis gegenüber dem 30-Millionen-Mann äußert, ist ungewöhnlich und kann durchaus als Fingerzeig gesehen werden. Die Botschaft lautet wohl: Nmecha muss sich bewähren, auf und vor allem neben dem Platz. Auch wenn BVB-Präsident vorsichtshalber noch einmal versicherte. "Mein Vertrauen hat er."