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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Woltemade vor Bayern-Wechsel? Es gibt einen großen Verlierer

Nick Woltemade möchte offenbar zum FC Bayern wechseln. Stuttgart würde damit einen Leistungsträger verlieren. Doch der wahre Verlierer wäre ein anderer.
Es sind furiose Wochen für Nick Woltemade: Erst Ende Mai gewann der Stürmer im Trikot des VfB Stuttgart den DFB-Pokal, wenige Tage später debütierte er im Rahmen des Final Four der Nations League für die A-Nationalmannschaft und greift nun im Finale der U21-EM mit der DFB-Auswahl nach dem Titel.
Als wäre das noch nicht genug Trubel, kamen am Donnerstag Berichte auf, wonach sich der 23-Jährige mit dem FC Bayern auf einen Wechsel geeinigt habe. Wie der TV-Sender Sky berichtetet, soll Woltemade beim deutschen Rekordmeister wohl einen Vertrag bis 2030 unterschreiben. Die Münchner müssten nun Verhandlungen mit dem VfB aufnehmen. Eine mögliche Ablöse soll sich laut "Bild"-Zeitung dabei auf bis zu 60 Millionen Euro belaufen.
Zwei Gewinner, ein Verlierer
Sollte der Deal tatsächlich zustande kommen, dürfte er für beide Seiten Vorzüge haben: Der FC Bayern bekommt mit Woltemade ein aufstrebendes deutsches Talent mit dem Potenzial einer großen Zukunft. Damit könnte der stolze Klub womöglich die Schmach, die mit dem vergeblichen Werben um Florian Wirtz einherging, wiedergutmachen. Stuttgart auf der anderen Seite würde zwar einen Leistungsträger verlieren, dafür jedoch ein stattliches Schmerzensgeld einstreichen, das durchaus für einen adäquaten Ersatz reichen sollte.
Angesichts der üppigen Ablösesumme hätte der Deal jedoch auch einen großen Verlierer: den SV Werder Bremen. Beim Klub von der Weser durchlief Woltemade die gesamte Jugendabteilung, feierte dort auch sein Profi-Debüt. Noch bis zum Sommer des vergangenen Jahres lief er für die Bremer auf.
Doch unter Trainer Ole Werner konnte sich Woltemade nicht gänzlich entfalten. Zwar bekam er regelmäßig Einsatzzeit, doch in seiner letzten Saison machte er für die Bremer nur ein einziges Spiel über 90 Minuten. Zudem wurde er mehrfach hin- und hergeschoben. Teilweise lief er als Mittelstürmer auf, teilweise als hängende Spitze, teils sogar als offensiver Mittelfeldspieler.
Konflikt zwischen Bremen und Werner
Die Folge: Woltemade ergriff nach Ablauf seines Vertrages die Flucht und wechselte ablösefrei zum VfB. Nur ein Jahr später könnte er den Schwaben nun 60 Millionen Euro einbringen.
Es ist Geld, das auch Werder Bremen gut hätte gebrauchen können. Immerhin ist der Klub nach seinem Abstieg 2021 und der Bundesliga-Rückkehr ein Jahr später finanziell noch nicht auf Rosen gebettet. Dennoch möchte man künftig wieder konstant im Kampf um die internationalen Plätze mitmischen. Nun müssen die Bremer dabei zusehen, wie ein Hauptkonkurrent in genau diesem Kampf eine üppige Ablöse für Woltemade einstreicht.
Tatsächlich soll die mangelnde Nachwuchsförderung auch einer der Hauptgründe gewesen sein, warum sich die Wege von Bremen und Trainer Ole Werner vor wenigen Wochen trennten. Angesichts des möglichen Transfers von Woltemade zum FC Bayern dürften sich die Verantwortlichen in Bremen in ihrem Kurs bestätigt sehen. Mit Horst Steffen wurde ein neuer Übungsleiter verpflichtet, der für seine herausragende Jugendarbeit bekannt ist.
Für die Bremen-Fans dürfte mit der Verpflichtung also auch die Hoffnung verbunden sein, dass junge Talente in Zukunft nicht nur sportlichen Erfolg, sondern auch hohe Ablösesummen einbringen – und sich ein zweiter Fall wie der von Nick Woltemade vermeiden lässt.
- Eigene Recherche
- transfermarkt.de: Profil von Nick Woltemade
- sportbild.bild.de: "Stuttgart legt Preisschild für Woltemade fest"
- sport.sky.de: "Bayern-Hammer! Rekordmeister und Woltemade sind sich einig!"