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Klaus Augenthaler über Manuel Neuer: "Seine Priorität ist nicht die WM"


Klaus Augenthaler
"Neuers Priorität ist nicht die WM"

InterviewEin Interview von Luis Reiß

Aktualisiert am 30.04.2018Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Experte Klaus Augenthaler sprach mit Manuel Neuer: "Er wirkte sehr zuversichtlich."Vergrößern des Bildes
Experte Klaus Augenthaler sprach mit Manuel Neuer: "Er wirkte sehr zuversichtlich." (Quelle: imago-images-bilder)

Weltmeister Klaus Augenthaler berichtet von einem Gespräch mit Nationalkeeper Neuer und sagt, warum er an einen Sieg des FC Bayern gegen Real Madrid glaubt.

Die brisantesten Wochen der Saison laufen – und in allen Wettbewerben ist der FC Bayern München vorne dabei. Im Interview mit t-online.de gewährt Klaus Augenthaler, einer der Rekordspieler des Klubs, spannende Einblicke. Er schwärmt vor dem Rückspiel im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid (Dienstag, 20.45 Uhr im Liveticker bei t-online.de) von der Qualität seines früheren Trainers Jupp Heynckes und erklärt seine Eindrücke vom viel kritisierten Robert Lewandowski und dem zurzeit verletzten Manuel Neuer.

t-online.de: Herr Augenthaler, kann sich der FC Bayern im Rückspiel gegen Real Madrid durchsetzen?

Klaus Augenthaler (60): Das Hinspiel hat ja gezeigt, wie schwer sowas vorherzusagen ist. Ich kann mich an kein Spiel gegen Real erinnern, indem der Gegner so viele Chancen hatte – trotzdem haben die Bayern nicht gewonnen. Real hatte nur zwei oder drei Chancen, die waren aber drin. Die Effizienz war der große Unterschied.

Das klingt ja ziemlich pessimistisch.

Nein, da haben Sie mich missverstanden. Das Ergebnis spricht für Real, aber es gibt auch mehrere Argumente für den FC Bayern. Sie können das Spiel offensiv angehen. Sie wissen, dass sie zwei Tore brauchen – und im schlimmsten Fall dabei sogar eins kassieren können ohne auszuscheiden. Das stärkste Argument für einen Bayern-Erfolg ist aber Jupp Heynckes.

Das müssen Sie erklären.

Ich habe ja selbst noch unter ihm gespielt. Er vermittelt seinen Spielern immer die richtige Mentalität und den tiefen Glauben ans Weiterkommen. Ich erinnere mich da noch ans Achtelfinale im Uefa-Cup 1988. Wir hatten das Hinspiel zuhause gegen Inter Mailand mit 0:2 verloren. Vor dem Rückspiel hat er uns unglaublich motiviert, sodass es keine Zweifel mehr gab. Zur Halbzeit haben wir schon 3:1 geführt (Tore: Augenthaler, Wegmann, Wohlfarth) – und das Ergebnis über die Zeit gebracht.

Klaus Augenthaler (60) arbeitet zurzeit als Experte für den Klub-Sender des FC Bayern München. In seiner aktiven Karriere absolvierte er zwischen 1976 und 1991 insgesamt 404 Spiele für die Münchner, später war er u. a. Cheftrainer bei Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg.

Kommt der FC Bayern ins Finale, könnte es zum Duell mit Jürgen Klopp und dem FC Liverpool kommen. Müssten sich die Münchner vor deren Offensive fürchten?

Nein. Der FC Bayern ist offensiv genauso gefährlich. Wenn der Gegner ihnen Raum lässt, können sie auch brandgefährlich umschalten und kreieren fast immer eine hundertprozentige Torchance. Liverpools drei Stürmer Mané, Firmino und Salah hatten zuletzt einige spektakuläre Auftritte, aber im Nachteil würde ich den FC Bayern in diesem Duell insgesamt auf jeden Fall nicht sehen.

Also geht Jupp Heynckes wieder mit dem Triple?

Der Bayern-Kader hat sowieso die Qualität fürs Triple, zurzeit stimmen auch die Mentalität und der Glaube an den eigenen Erfolg.

Jupp Heynckes würde seinem Nachfolger Niko Kovac damit eine große Bürde hinterlassen.

Ach, jetzt lassen Sie den doch erstmal anfangen. Ich kenne ihn gut, er ist ein unaufgeregter und sachlicher Trainer, der hervorragend zum FC Bayern passt.

Warum genau?

Er ist kein Selbstdarsteller und weiß, wie er mit Spielern umgehen muss. Er kann außerdem immer das Maximum rausholen, wie er seit zwei Jahren eindrucksvoll bei Eintracht Frankfurt unter Beweis stellt. Und er kennt den Klub.

In den letzten Tagen wurde viel über Robert Lewandowski diskutiert. Der Vorwurf: Er lässt sich aktuell hängen, weil er den FC Bayern verlassen will. Sollte Sandro Wagner gegen Real lieber für ihn spielen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Robert Lewandowski hängen lässt. Egal, wo seine Zukunft liegt: er will als Sportler das Finale erreichen, da bin ich mir sicher. Für Wagner sehe ich übrigens trotzdem eine Chance. Warum sollte Jupp Heynckes Real nicht ausnahmsweise mit Lewandowski und Wagner in der Sturmspitze überraschen? Wir werden sehen.

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Die zweite heiß diskutierte Personalie beim FC Bayern ist Manuel Neuer. Nur noch zwei Bundesliga-Spieltage und ein Comeback ist weiter nicht in Sicht. Glauben Sie an eine WM-Teilnahme?

(lacht) Ich habe mich zufällig vor diesem Gespräch beim FC Bayern mit ihm unterhalten. Er wirkte sehr zuversichtlich, dass es bis zur WM reicht. Wenn er rechtzeitig fit ist, würde ich ihn auch in jedem Fall aufstellen. Seine Stellvertreter sind alle gut, aber an die Ausstrahlung von Manuel kommt noch keiner heran. Seine Priorität ist aber nicht die WM in Russland, sondern seine Gesundheit und dass er seine Karriere noch ein paar Jahre fortsetzen kann. Wenn er zu früh einsteigt, ist das Risiko für eine weitere Verletzung groß.

Wie weit kommt das deutsche Team denn bei der Mission Titelverteidigung?

Ich sehe Deutschland als einen der Mit-Favoriten. Dazu zähle ich außerdem die Franzosen, die in meinen Augen die größte Auswahl an Talenten haben, aber für den Titelgewinn noch etwas zu jung sein könnten. Brasilien, das sich vor allem defensiv enorm stabilisiert hat und mit der individuellen Klasse in der Offensive ein ganz großer Titelanwärter ist. Und natürlich die Spanier.

Was wird die größte Aufgabe für Bundestrainer Löw?

Bei den letzten Turnieren hat uns immer der Teamspirit und Zusammenhalt ausgezeichnet. Das ist elementar für den Titelgewinn. Dafür hat Löw auch die eine oder andere unpopuläre Entscheidung bei seiner Kader-Nominierung getroffen. Aber er hatte damit Erfolg und sollte diesen Kurs fortsetzen.

Einer der Problemfälle ist Mario Götze. Wie würden Sie als Bundestrainer mit ihm umgehen?

Am unzufriedensten wird er selbst sein. Ich würde mir wünschen, dass er wieder zu seiner alten Form zurückfindet. Aber Fußball ist kein Wunschkonzert und Herr Löw wird an Ergebnissen und nicht am menschlichen Umgang mit Mario Götze gemessen. Wenn ein Spieler solange seine Form nicht findet, ist es schwierig, ihn mitzunehmen.

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