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WM-Prämien der Frauen: Chance vertan, lieber DFB | Kommentar


Keine WM-Prämienaufstockung
Chance vertan

MeinungVon William Laing

27.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die DFB-Elf um Keeperin Merle Frohms will den Titel: Dann gibt es auch mehr Geld für die Spielerinnen.Vergrößern des Bildes
Die DFB-Elf um Keeperin Merle Frohms will den Titel: Dann gibt es auch mehr Geld für die Spielerinnen. (Quelle: IMAGO/Anke Waelischmiller)

Der DFB hat die Chance, die WM-Prämien des Frauenteams an die der Männer anzugleichen. Doch er tut es nicht. Das sagt viel über den Verband aus.

Es geht um eine Menge Geld: 252.000 Euro hoch soll die Prämie sein, die bei der anstehenden Fußballweltmeisterschaft der Frauen jeweils an Siegerinnen ausgeschüttet wird. Noch nie gab es so viel Geld für die Spielerinnen wie in diesem Jahr. Allein jede Teilnehmerin erhält 28.000 Euro. Das liegt daran, dass die Fifa die Prämien von 28 Millionen Euro bei der letzten WM auf 103 Millionen Euro bei dieser Endrunde erhöht hat. Das Geld geht neuerdings direkt vom Weltverband und damit nicht über die nationalen Verbände an die Spielerinnen.

Im Vergleich zu vor vier Jahren sind die erhöhten Summen durchaus beachtlich, denn sie zeigen: Der Frauenfußball ist auf dem Vormarsch. Die positive Entwicklung geht kontinuierlich weiter.

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Trotzdem sind 252.000 Euro in diesem Fall nicht genug. Denn sie spiegeln ein Ungleichgewicht wider, das dringend korrigiert werden muss. Die Gelegenheit dazu hätte jetzt der Deutsche-Fußball-Bund gehabt. Doch er entschied sich anders.

Selbst die Spielerinnen scheinen trauriger Weise damit einverstanden zu sein. Der DFB hat derweil leichtfertig eine Chance vertan, den Frauen- und den Männerfußball in Deutschland endlich auf eine Ebene zu heben und beide Sparten als gleichberechtigt anzusehen.

Mehr als je zuvor, aber weniger als die Männer

Der Grund: An die Gelder, die die Männer bei Großturnieren verdienen können, kommen auch die neuen Prämien nicht heran. Joshua Kimmich, Manuel Neuer und Co. hätten bei einem Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft in Katar im Dezember 2022 beispielsweise 400.000 Euro pro Nase eingestrichen. Diese Prämie wurde mit dem DFB ausgehandelt.

Verglichen mit den Frauen ist das ein Unterschied von 148.000 Euro. Der DFB hat die Möglichkeit, die Fifa-Prämien seiner Nationalspielerinnen mit eigenen Mitteln auf 400.000 Euro aufzustocken. Doch der Verband wird das nicht tun.

DFB beantwortet eigene Frage nicht

Stattdessen veröffentlichte der DFB gestern ein Fragen-und-Antworten-Stück zu den erhöhten WM-Prämien, das die zentrale Frage nicht beantwortet: Warum entschied sich der Verband dagegen, im Erfolgsfall weitere eigene Gelder an die Spielerinnen zu zahlen, um die Prämien an die der Männer anzugleichen? Oder auch: Warum ließ er die Chance auf Equal Pay verstreichen?

Inhaltlich wird in der Mitteilung nur erklärt, wie die Verteilung der Prämien durch die Fifa abläuft und welche Maßnahmen der DFB ergreift, um den Frauenfußball weiter zu fördern. Dabei lautet die letzte Frage sogar: "Was tut der DFB, um die Unterschiede in der Bezahlung von Spielerinnen und Spielern zu reduzieren?"

Wer da eine lösungsorientierte Antwort erwartete, wird bitter enttäuscht. Der DFB verliert sich in einer Rechtfertigung, die verdeutlicht: Der Verband weiß, dass er anders hätte handeln müssen.

Nicht mehr Vorreiter: DFB reagiert, statt zu agieren

"Das Thema Equal Pay wird viel in der Öffentlichkeit diskutiert", heißt es in der Mitteilung. "Dem DFB wird dabei häufig vorgeworfen, hinter der internationalen Konkurrenz hinterherzuhinken. Bisher wird aber nur in den USA, Norwegen und Wales Equal Pay, also eine faktische Gleichstellung in den ausgezahlten Summen, praktiziert."

Das Motto des DFB lautet also: Außer den USA, Norwegen und Wales machen es andere doch auch nicht besser als wir. Für einen Verband, dessen Frauenteam bereits zweimal den Weltmeistertitel holte und vergangenes Jahr im EM-Finale stand, ist diese Denkweise jedoch ein Armutszeugnis. Sie zeigt, dass der DFB nicht als Vorreiter im Frauenfußball agiert, sondern nur als Mitläufer reagiert. Was tun andere? Daran passen wir uns an.

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Im Grunde wird also immer nur so viel getan, wie gerade notwendig erscheint. Die Chance auf Gleichberechtigung wird damit nicht nur verpasst, sie wird willentlich außer Acht gelassen.

Popp ist zufrieden: Was soll sie auch anderes sagen?

"Wir können uns jetzt nicht beschweren, was diese Zahlen gerade angeht. Es wäre ein absolut falsches Zeichen, wenn man sich jetzt hinstellen und sagen würde: Wir wollen aber mehr", so Alexandra Popp im Rahmen des DFB-Trainingslagers in Herzogenaurach.

Die DFB-Kapitänin ist also zufrieden mit den Prämien. Natürlich ist sie das. Es gibt ja auch viel mehr Geld als vorher. Und was soll sie überhaupt anderes sagen? Mitten in der Vorbereitung zum wichtigsten Turnier des Jahres würden kritisierende Aussagen zur Prämienausschüttung nur für Unruhe innerhalb der Mannschaft sorgen.

Gleichberechtigung sieht anders aus

Fakt ist aber auch: Seit Monaten rattern etliche Nationalspielerinnen ihre Forderungen nach Equal Play, also den gleichen Trainingsvoraussetzungen, gebetsmühlenartig herunter, wenn in Medienrunden die Frage nach Equal Pay aufkommt. Dabei schrieb der DFB selbst in der Mitteilung von gestern, dass es bei Equal Play keine Unterschiede mehr zwischen den eigenen Nationalmannschaften gebe. Eine Behauptung, die es zumindest noch einmal zu überprüfen gilt.

Sollte sie aber zutreffen, geht es tatsächlich nur noch um die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Dass diese Möglichkeit erneut nicht genutzt wurde, zeigt: Der DFB misst bei seinen Teams noch immer mit zweierlei Maß. Gleichberechtigung sieht anders aus. Ein fortschrittlicher Verband ebenfalls. Will der DFB das in Zukunft aber sein, darf er sich nicht mehr aus der Verantwortung ziehen. Equal Pay ist ein Muss. Weniger als das ist kein Fortschritt mehr.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen SID und dpa
  • dfb.de: "FAQ zu WM-Prämien: Signifikant erhöht"
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