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Brisante E-Mails von Grindel veröffentlicht: Druck auf DFB-Spitze wächst


Grindel sucht Maulwurf
E-Mail-Affäre: Der Druck auf die DFB-Spitze wächst

Von sid, t-online, deg, flo

Aktualisiert am 10.09.2018Lesedauer: 4 Min.
Die DFB-Spitze: Präsident Reinhard Grindel (r.) und Vizepräsident Rainer KochVergrößern des BildesDie DFB-Spitze: Präsident Reinhard Grindel (r.) und Vizepräsident Rainer Koch. (Quelle: imago-images-bilder)
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Die Affäre um die umstrittene Vergabe des Peru-Länderspiels an Sinsheim spitzt sich weiter zu. Klar ist, was wirklich in den brisanten E-Mails von DFB-Boss Grindel stand. Unklar ist, wer die Mails weitergeleitet hat.

DFB-Präsident Reinhard Grindel kommt in der Affäre um die geleakten E-Mails zur Vergabe des Peru-Länderspiels an Sinsheim immer mehr ins Schlingern. "Das ist eine ziemlich absurde Diskussion", sagte der 56-Jährige spät am Abend nach dem Länderspiel gegen Peru. "Intern, nicht in der Öffentlichkeit" werde das besprochen, sagte Grindel. Es klang nach Durchhalteparolen.

Grindel: "Risiko, ein Desaster zu erleben, zu hoch"

Worum geht es überhaupt? "Der Spiegel" hatte am Samstag von einem Mailverkehr zwischen Reinhard Grindel und seinem Vize Dr. Rainer Koch aus dem Februar berichtet. Mit pikantem Inhalt. Grindel habe demnach damals veranlasst, dass das Länderspiel gegen Peru am vergangenen Sonntag in Sinsheim und nicht etwa in Frankfurt ausgetragen wird – obwohl Frankfurt an der Reihe gewesen wäre. Grindel habe Angst, dass die Frankfurter Ultras mit Feuerwerkskörpern oder Zündeleien den DFB in ein schlechtes Licht rücken – und dadurch die Bewerbung um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024 gefährden könnten.

Hintergrund von Grindels Bedenken war unter anderem eine Protestaktion der Frankfurter Fans vor dem Anpfiff eines Montagsspiels gegen RB Leipzig Mitte Februar. Der Klub hatte seine Anhänger bei einem friedlichen Platzsturm gewähren lassen. "Ich halte das Risiko, dass wir bei dem Länderspiel ein Desaster erleben und dies kurz vor der Euro-Vergabe negative Auswirkungen hat, einfach für zu hoch, weil für mich die Frankfurter Ultraszene viel zu unberechenbar ist", schrieb Grindel an Koch und Curtius neun Tage später.

Der DFB reagierte auf die Berichterstattung des "Spiegel" umgehend, wies die Vorwürfe zurück und nannte die Kapazität der Stadien als Grund. Man habe die Befürchtung gehabt, dass das Spiel in Frankfurt nicht ausverkauft sein würde. Auch Koch wehrte sich vehement, nannte es gegenüber Sky Sport News HD "fast eine Zumutung" und "strafbares Verhalten", dass der "Spiegel" aus internen Mails zitiere.


"Das Länderspiel ist nie verlegt worden", behauptete der DFB-Vize. "Wir haben grundsätzlich eine Reihenfolge, in der in etwa die großen Stadien in Deutschland zum Einsatz kommen." Grindel habe niemanden "overrulen" müssen, betonte Koch darüber hinaus bei "Sky Sport News HD". Daraufhin entschied sich der "Spiegel", die Mails im Wortlaut zu veröffentlichen, um die Berichterstattung zu stützen.

Laut Spiegel: Gab konkretes Vorhaben, Spiel in Frankfurt stattfinden zu lassen

Aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Grindel und Koch geht tatsächlich eindeutig hervor, dass der Standort Frankfurt an der Reihe gewesen wäre – und dass Grindel doch jemanden "overrulen" musste.

E-Mail von Rainer Koch an Reinhard Grindel am 28. Februar, 19.14 Uhr:

"Das ist die Sachfrage: hier verstehe ich deine mir so übermittelnde Position, dass du angesichts des Verhaltens der Eintracht (Frankfurt, die Red.) und vor allem ihrer Ultras Vorbehalte gegen den Standort Frankfurt und Sorgen hast, dass eine negative Stimmungslage aufkommen kann im Vorfeld der Vergabe der Euro. Umgekehrt verstehe ich aber auch, wenn argumentiert wird, dass eine negative Stimmungslage gerade dann aufkommen kann, wenn herauskommt, dass wir Frankfurt abgelehnt haben, obwohl Frankfurt jetzt im der Abfolge der Länderspielorte klar an der Reihe ist und alle generellen Vorgaben erfüllt sind."

"Wenn nach einer Ablehnung Frankfurts Stimmung insbesondere gegen dich persönlich wegen deiner Haltung gemacht würde (es bleibt ja nichts geheim) wäre das gerade kontraproduktiv."

► Das bedeutet, dass es zumindest ein konkretes Vorhaben gab, das Länderspiel in Frankfurt stattfinden zu lassen. Zudem prophezeite Koch, dass die Verlegung herauskommen würde und daraus "eine negative Stimmungslage" gegen den DFB resultieren könne. Die Antwort von Grindel:

E-Mail von Reinhard Grindel an Rainer Koch, CC Friedrich Curtius (Generalsekretär des DFB, die Red.) 28. Februar 2018, 19.37 Uhr:

"Aber für mich ist die Sache klar: ich halte das Risiko, dass wir bei dem Länderspiel ein Desaster erleben und dies kurz vor der EURO-Vergabe negative Auswirkungen hat, einfach für zu hoch, weil für mich die Frankfurter Ultra-Szene viel zu unberechenbar ist. ... Man kann es auch umdrehen und die Befürchtung haben, dass die keineswegs dummen Ultras uns das Projekt EURO 2024 gerade kaputt machen wollen, in dem sie dort ein Inferno veranstalten."

► Das bedeutet, dass das Länderspiel für Frankfurt geplant war, aber aufgrund der Befürchtung von Fanprotesten nach Sinsheim verlegt wurde – damit die Bewerbung zur Austragung der Europameisterschaft 2024 nicht gefährdet wird. Das führt nun dazu, dass die DFB-Spitze in der Länderspiel-Affäre weiter unter Druck gerät.


Die Frankfurter Fanszene fordert nun schon Grindels Rücktritt. "Kein ernst zu nehmender Fanvertreter kann mit einem Verband unter diesem Präsidenten auch nur ein weiteres Wort wechseln! Dieser Mann war und ist untragbar!", schrieb der Nordwestkurve-Rat. Grindels "Panik" sei "völlig realitätsfern". Auch die Eintracht wird sich noch beim DFB melden. "Irritierend und daher auch erklärungsbedürftig" seien einige Passagen aus dem Mailverkehr, teilte der Klub mit. Diese Affäre ist ganz sicher noch nicht beendet.

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