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Trail Running, Speed Hiking, Berglauf: Wandern war gestern


Sport
Auf die Schnelle: Speed am Berg

SP

10.07.2013Lesedauer: 6 Min.
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Trail Running, Speed Hiking, Berglauf.Vergrößern des Bildes
Egal, wie man es nennt: Trail Running, Speed Hiking, Berglauf - in schnellen Schritten erobern Temposportarten die Berge. (Quelle: Thomas Bucher)

Was zeichnet einen Trend aus? Dass er meist ruckzuck wieder verschwunden ist... Nicht so bei der (wortwörtlich) schnellen Richtung, die der Outdoor- Sport eingeschlagen hat. Die temporeiche Gangart, ob Trail Running oder Speed Hiking, hat sich inzwischen etabliert und beschleunigt weiter. Rasant in der Natur unterwegs zu sein, stellt eine körperliche Herausforderung dar, bietet aber auch neue Aus- und Einblicke. Zweifler wenden ein, die Natur sei zum Entschleunigen da: Doch Beschleunigung bedeutet durchaus, dass man abschalten kann... Sehen Sie mehr in unserer Foto-Show: Speed am Berg.

Trail Running, Speed Hiking, Berglauf

Schnelles Gehen? Speed Hiking? Trail Running? Oder doch Berglauf? Oft hat man das Gefühl, dass die Diskussionen und das Kopfschütteln um die neuen schnellen Sportarten sich vor allem an den Namensgebungen austoben. Dabei sollte sich kein Sportbegeisterter von einem Begriffskorsett leiten oder abschrecken lassen. Eine klare Differenzierung oder auch Einteilung ist bei den schnellen Begehungen kaum möglich – und am Ende auch keineswegs sinnvoll. Grob lässt sich sagen: Während man beim Trail Running über die Pfade rennt, wandert man beim Speed Hiking zügig und ist mit Stöcken unterwegs.

Doch im Grunde liegt die besondere Faszination gerade darin, individuell herauszufinden, wie schnell, wie weit und in welcher Form man gerne unterwegs ist und seinen Körper pushen möchte. Es geht nicht darum, eine Strecke in einem vorgeschriebenen Tempo zurückzulegen. Jeder Sportler hat andere körperliche Voraussetzungen und Ansprüche – jede Tour ihre spezielle Herausforderung, vom Untergrund bis zur Steigung – und Orte, an denen man einfach unbedingt verweilen möchte.

Gelände fordert Aufmerksamkeit

Was deshalb bei schnellen Sportarten am Berg auch besonders gefordert und gefördert wird, ist die Spontanität und Kreativität. Man kann und soll sich spielerisch austoben, über Felsen und Bäche springen und langweiligere Passagen im Sprint zurücklegen. Ganz wie man will. Unbedarft sollte man in den Bergen jedoch nicht unterwegs sein. Gerade wer mit hohem Tempo unterwegs ist, sollte besonders auf die Natur und ihre Herausforderungen achten. Das Gelände ist anspruchsvoll und erfordert konstant viel Aufmerksamkeit. Zudem wird der Körper intensiv belastet und der Sportler sollte seine Belastungsfähigkeit (am Besten mit Überprüfung durch eine Pulsuhr) einzuschätzen wissen.

Wie geht’s? Schnell geht’s!

Die kritischen Stimmen interpretieren die schnelle Fortbewegung in den Bergen als negatives Zeichen unserer Zeit: Stress, Druck, Hektik – alles muss schnell gehen. Dabei ist der Ansatz der schnellen Sportarten am Berg grundsätzlich nicht weniger genussintensiv. Vielmehr stellen sie im Vergleich zum traditionellen Wandern eine andere Art des Naturerlebnisses und der Körpererfahrung dar.

Peter Schlickenrieder hat 2002 in Salt Lake City olympisches Silber im Langlauf-Sprint geholt und findet heute seinen sportlichen Ausgleich in den Bergen seiner bayerischen Heimat. Er hat die Begeisterung für „Speed am Berg“ für sich entdeckt und erklärt: „Mich fasziniert dabei das gleichmäßig rhythmische Bewegen in der Natur, ganz bei mir zu sein.“ Aber hat man das nicht auch beim entspannten Wandern? Für den Athleten Schlickenrieder liegt ganz im Gegenteil die (Ent-)Spannung gerade darin, „die Balance zwischen körperlicher Belastung und Geschwindigkeit auszutarieren.“ Das ist für ihn „Meditation in reinster Form. Manchmal meine ich auch zu spüren, wie ich gerade durch diese optimale Auslastung meines Körpers in meinem individuellen Tempo, in der Natur mit ihr Eins werde.“ Und dafür muss man kein ehemaliger Profisportler sein – jeder sollte individuell seine ‚optimale Auslastung’ suchen.

Zeitmangel? Erlebnisgewinn!

Und die Zeit spielt keine Rolle? Kann sie durchaus! Zum einen für Athleten, die ernsthaft trainieren und sich verbessern wollen – zum anderen aber auch für Bergsportbegeisterte, die nicht ausreichend Zeit für längere Touren haben oder den Feierabend noch gerne ‚schnell’ am Berg ausklingen lassen wollen. Dazu zählt auch Thomas Bucher, der von Kind an in der Bergwelt zu Hause war, als Kletter- und Bergsportredakteur zig Gipfel erklommen hat und inzwischen Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins ist.

Er berichtet von einer ‚schleichenden’ Veränderung seiner Sport- und Naturerlebnisse. Statt mit schweren Lederstiefeln geht er nun zumeist mit leichtgewichtiger Ausrüstung in die Berge. Vor allem aus Zeitgründen: „Ich bin Vater geworden und wollte beziehungsweise konnte nicht auf die Naturerlebnisse verzichten. Meine Frau übrigens auch nicht. So mussten die Touren eben schneller gehen. Und als ich die ersten schnellen Runden gelaufen war, bin ich nicht mehr davon losgekommen.“

Fast schon aus der Not ‚Zeitmangel’ heraus geboren, entpuppt sich das zügige Gehen oder Laufen für viele als neue, spannende Entdeckung. Bucher hat es gepackt: „All die Strecken, die ich schon kannte, habe ich total neu erlebt. Es ging ja nicht darum, mich durch ein Sportprogramm zu hetzen, um fit zu bleiben. Die Natur ist durchaus ganz stark wahrnehmbar, auf eine ganz andere Art und Weise und auch auf ganz neuen Wegen.“ Ihn hat das Tempowandern so fasziniert, dass er ein Tourenbuch geschrieben hat, in dem er 30 schnelle Strecken zwischen Lech und Chiemsee präsentiert.

Bin ich Speedhiker?

Grundsätzlich sind schnelle Sportarten am Berg für jeden geeignet, der eine körperliche Grund-Fitness und vor allem eine gute Selbsteinschätzung mitbringt. Mit Tempo in anspruchsvollem Gelände unterwegs zu sein, fordert die Psyche wie den Körper enorm. So ist wichtig, dass man die eigenen Stärken und Schwächen kennt, sich niemals überfordert und niemals riskiert, die Konzentrationsfähigkeit zu verlieren. Wie bei allen anspruchsvollen Sportarten sollte man bei Zweifeln unbedingt vorher einen Gesundheitscheck beim Arzt absolvieren.

Der Faktor Natur beziehungsweise alpines Gelände spielt selbstverständlich ebenfalls eine wichtige Rolle. Wer schon viel Bergerfahrung mitbringt, kann die Situationen, das Terrain und die Höhenmeter besser einschätzen als Sportler, die sich selten in den Bergen bewegen. Zum Einstieg empfiehlt sich aber generell für jeden, sich vorsichtig heranzutasten und herauszufinden, wie viel man sich zutrauen kann.

Leichte Ausrüstung

Niedriges Gewicht bei der Ausrüstung ist entscheidend, wenn man das Wandern oder Laufen mit höherem Tempo genießen will.

- Schuhwerk: An den Füßen schleppt man keine klobigen Stiefel, sondern robustes Schuhwerk, das griffig wie leicht ist, Stabilität bietet, aber zugleich viel Wendigkeit zulässt. Die Spezialisten präsentieren entsprechend Profile, die speziell auf das anspruchsvolle Gelände ausgerichtet sind und gute Trittsicherheit versprechen. Die Frage, ob knöchelhoch oder niedriger, hängt stark von der Präferenz des Sportlers ab. Manch einer fühlt sich auf anspruchsvollem Terrain nur in Schuhen mit erhöhtem Schaft wohl. Richtig schnell und flexibel ist man hingegen mit niedrigen Modellen.

- Rucksack: Wenn man nur eine kurze Feierabendrunde einlegt, muss man nicht unbedingt einen Rucksack dabei haben. Doch im Gebirge startet man unter anderen Voraussetzungen als in der Stadt. Während man bei seiner Asphalt-Laufeinheit im Notfall Getränke besorgen kann oder bei einem Gewitter Schutz findet, ist man in den Bergen auf sich gestellt. Verpflegung und Notausrüstung sollten im Grunde bereits bei mittleren Runden dabei sein. Und die gilt es zu verstauen... Die optimalen Speed-Rucksäcke sind vor allem eines: Minimalisten! Sie kommen ohne jeglichen Schnickschnack aus und sind klein. Sie müssen lediglich Platz für Trinkblase, ein wenig Nahrung, Handy, Wetterschutz und Wechselkleidung bieten. Ganz wichtig ist auch der sehr kompakte Sitz am Rücken, so dass bei Sprüngen und Zickzack-Kursen nichts hüpft, rüttelt oder schüttelt.

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- Bekleidung: Es fließt viel Schweiß, wenn man schnell am Berg unterwegs ist. Und so fällt auch die Wahl nicht auf die traditionelle Wanderbekleidung mit Hemd und Zip-Off-Hosen, sondern vielmehr auf die Ausdauersport-Ausrüstung: Die funktionellen Shirts und Laufhosen sind leicht, bieten einen raschen Feuchtigkeitstransport und angenehme Kühlung. Wie bereits erwähnt: Bei aller Gewichtsreduktion sollte man nicht an der Notfall-Ausrüstung sparen. Einen raschen Wetterwechsel muss man im Gebirge immer einkalkulieren. Zum Wetterschutz deshalb eine wasserdichte Jacke einpacken und am Besten auch eine leichte Wärmeschicht. Sie kann man auch beim Bergab-Lauf (an nicht zu heißen Tagen) oder auf dem zugigen Gipfel schnell überwerfen.

- Stöcke: Stöcke sind bei einem temporeichen Berggang keineswegs ein Muss, sondern eher Geschmackssache. Wer zudem Knieprobleme hat, weiß die schonende, stabilisierende Wirkung der Stöcke zu schätzen. Bei der Stockwahl unbedingt auf Qualität achten. Die Stöcke sind nicht nur Gleichgewichtsstütze, sie werden auch richtig stark belastet und müssen absolut zuverlässig sein.

Weitere Informationen:

Thomas Bucher, „Speedhiking. Münchner Hausberge“. Bruckmann Verlag.

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