Phantom Klosterhalfen: Das Lauftalent weit weg in Amerika
Phoenix (dpa) - Weit weg in Amerika. Wenn an diesem Freitag in Karlsruhe die Hallen-Saison in Deutschland beginnt, fehlt ausgerechnet jene Leichtathletin, die im vergangenen Jahr die meisten Blicke und Fragen auf sich zog.
Konstanze Klosterhalfen trainiert und lΓ€uft in diesem Winter nur in den USA und macht sich als Phantom der Szene rar. Die 22 Jahre alte WM-Dritte ΓΌber 5000 Meter hΓ€lt trotz des Doping-Skandals um Starcoach Alberto Salazar und der AuflΓΆsung des Nike Oregon Projects (NOP) an ihrem Trainer Pete Julian fest. Beim Deutschen Leichtathletik-Verband hat man die Causa inzwischen aufgearbeitet.
Die am Mittwochabend wegen des Coronavirus abgesagte Hallen-WM im MΓ€rz im chinesischen Nanjing hatte Klosterhalfen ohnehin nicht auf dem Zettel. Auch bei den deutschen Meisterschaften am 22./23. Februar in Leipzig tritt sie nicht an. Derweil sieht sich die Leverkusenerin auf einem guten Weg Richtung Tokio. Bis Ende Februar spult sie ihre Trainings-Kilometer im sonnigen Phoenix/Arizona ab, bevor es dann zurΓΌck nach Portland geht. "Die Wintervorbereitung lΓ€uft soweit. Das Rennen in Boston war ein guter Test aus dem Training heraus und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der erste Schritt in die 2020-Saison ist gemacht", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
In Boston hatte Klosterhalfen am Wochenende Rang zwei ΓΌber 1500 Meter in 4:04,38 Minuten hinter ihrer australischen Trainingskollegin Jessica Hull belegt. Am 8. Februar tritt sie bei den Millrose Games in New York an, am 28. Februar bei einem kleinen Meeting erneut in Boston. "Wir machen eine kurze Hallensaison auf dem Weg in die Sommervorbereitung. Nach der WM in Doha letztes Jahr im Oktober kommt Olympia im August frΓΌh dieses Jahr", sagte die mehrfache deutsche Rekordhalterin.
Klosterhalfen wird ihre Vorbereitung auf die Sommerspiele weiter beim frΓΌheren Salazar-Assistenten in Portland bestreiten. Der US-Coach steht wegen seiner TΓ€tigkeit im NOP in der Kritik, das nach der Sperre von Cheftrainer Salazar wegen VerstΓΆΓen gegen das Doping-Reglement geschlossen wurde. Bei der WM im Oktober in Katar hatte das fΓΌr mΓ€chtig Wirbel - auch um die deutsche VorlΓ€uferin - gesorgt.
"Das NOP ist als Organisation geschlossen, aber die Infrastruktur wie Laufbahn, Fitnesscenter usw. am Nike-Headquarter besteht natΓΌrlich weiterhin und wird von Konstanze auch genutzt", erklΓ€rte ihr Management. Mit dem DLV hat es inzwischen das angekΓΌndigte GesprΓ€ch gegeben, bei diesem war auch Oliver Mintzlaff zugeschaltet. Der FuΓballmanager von Bundesliga-TabellenfΓΌhrer RB Leipzig und frΓΌhere Leichtathlet gilt als der Strippenzieher im Team der Olympia-Hoffnung.
Klosterhalfen habe bekrΓ€ftigt, dass sie weiter in den USA mit Julian trainieren mΓΆchte, sagte DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska. "Der Vorbereitungszeitraum auf die Olympischen Spiele ist recht kurz, und sie wollte daher bis Tokio nichts Γ€ndern. Es ist eine Entscheidung, die sie getroffen hat und die wir respektieren."
Die Hallenplanung sei mit dem leitenden Lauf-Bundestrainer Thomas DreiΓigacker und dem Disziplin-Coach Sebastian WeiΓ, Klosterhalfens frΓΌherem Heimtrainer, abgesprochen. "Ein kurzfristiger Einsatz in Deutschland macht im Zusammenhang mit ihrer Saisonplanung keinen Sinn", sagte Gonschinska.
Gespannt sind Fans und Experten nicht nur auf den Ausgang des Falls Salazar, sondern wie und wo sich "Koko, wie sie alle nennen, im Sommer in Deutschland zeigt: Ob sie wieder einen Rekord nach dem anderen rennt - und vor allem, ob sie in Tokio den ganz groΓen Coup landet.