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Patrick Groetzki fehlt DHB für Heim-EM: ein Schock in doppelter Hinsicht


Groetzki-Aus für die Heim-EM
Ein Schock in doppelter Hinsicht

Von Nils Kögler

07.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Patrick Groetzki verlässt traurig das Feld: Die Heim-EM wird er nur vor dem TV verfolgen können.Vergrößern des Bildes
Patrick Groetzki verlässt traurig das Feld: Die Heim-EM wird er nur vor dem TV verfolgen können. (Quelle: Tilo Wiedensohler/imago images)

Mit Patrick Groetzki fällt der erfahrenste Handball-Nationalspieler im Kader für die Heim-EM aus. Das tut der Mannschaft nicht nur sportlich weh.

Aus Kiel berichtet Nils Kögler.

Es hätte alles so schön sein können. Mit zwei weitestgehend souveränen Testspielsiegen gegen Portugal legte die deutsche Handball-Nationalmannschaft eigentlich den perfekten Grundstein für eine erfolgreiche Heim-Europameisterschaft. Statt mit breiter Brust in das Eröffnungsspiel gegen die Schweiz am kommenden Mittwoch im Düsseldorfer Fußballstadion zu gehen, muss das DHB-Team aber einen schweren Schock verarbeiten.

Rechtsaußen Patrick Groetzki verletzte sich während der ersten Hälfte des zweiten Tests am Samstag in Kiel am Fuß. Eine alte Verletzung aus dem Vorjahr brach wieder auf – und bedeutet das EM-Aus für den 34-Jährigen. Für die Ambition, ein erfolgreiches Turnier vor eigenem Publikum zu spielen, ist das in gleich doppelter Hinsicht ein schwerer Schlag.

Mit Groetzki fehlt eine Tormaschine

Dass Groetzki sportlich ein überragender Spieler ist und damit ein enorm großer Verlust für das wichtige anstehende Turnier, daran besteht kein Zweifel. Seit 2007 spielt Groetzki Bundesliga-Handball für die Rhein-Neckar Löwen, einem der absoluten Spitzenteams in Deutschland. In über 500 Spielen erzielte er dabei mehr als 1.600 Tore. Der flinke Rechtsaußen kann jede Abwehr in Bedrängnis bringen und glänzte dabei neben seiner Torgefahr stets auch mit seinem guten Spielverständnis.

Mit seinen Qualitäten wurde er bereits 2009 zum Bundesliga-Rookie des Jahres gewählt, stieg bei den Löwen schnell zum Leistungsträger auf und führte die Mannschaft unter anderem zu zwei deutschen Meisterschaften und zwei Pokalsiegen.

Auch in der Nationalmannschaft stellte er seine Qualitäten immer wieder unter Beweis. Über 400 Tore konnte er im Dress mit dem Adler auf der Brust schon erzielen. Ohne Frage: Mit Groetzki verliert das DHB-Team einen ihrer torgefährlichsten Spieler.

Das Mannschaftsgefüge ist in Gefahr

Doch die Verletzung Groetzkis so kurz vor Turnierbeginn hat weit über die reine sportliche Leistung hinaus Auswirkungen auf die Nationalmannschaft. Denn auch das Mannschaftsgefüge erleidet durch die Abwesenheit des Routiniers einen schweren Schlag.

Viel wurde schon über die Mischung aus erfahrenen und jungen, unverbrauchten Spielern im deutschen Kader geschrieben. Speziell nach den starken Leistungen der jungen Spieler Renars Uscins und Martin Hanne im ersten Portugal-Test wurde die Erinnerung an die Europameister-Mannschaft von 2016 beschworen, die mit einer ähnlichen Kaderzusammenstellung den Titel holte.

Doch zur Wahrheit gehört auch: Einige der jungen Spieler bekommen nur die Chance, an dem Turnier teilzunehmen, weil mit Paul Drux, Fabian Wiede und dem mittlerweile zurückgetretenen und in Kiel verabschiedeten Hendrik Pekeler schon vor der Vorbereitung drei erfahrene Spieler aufgrund von Verletzungen absagen mussten.

Groetzki ist mit allen Wassern gewaschen

Umso wichtiger wurde die Rolle von Groetzki. Er ist Kapitän der Rhein-Neckar Löwen, Bundesliga-Rekordspieler der Löwen, absolvierte bislang über 500 Bundesliga-Spiele und 171 Länderspiele, nahm an sieben Weltmeisterschaften teil (geteilter deutscher Rekord mit Silvio Heinevetter), erlebte bei der WM 2019 in Dänemark und Deutschland bereits, was es heißt, ein Heim-Turnier zu spielen und lief mit den Löwen sogar schon vor über 40.000 Zuschauern im Frankfurter Fußballstadion auf. Damit stand er bei dem Zuschauerrekord auf der Platte, der mit dem EM-Eröffnungsspiel vor über 50.000 jetzt gebrochen werden soll. Die Fakten sprechen eine mehr als deutliche Sprache: Groetzki ist mit allen Wassern gewaschen und hätte die Mannschaft durch die außergewöhnliche Erfahrung der Heim-EM leiten können.

Dabei war er sich seiner Führungsrolle auch durchaus bewusst. In einem Interview, das t-online mit Blick auf die EM noch vor seiner Verletzung mit Groetzki führte, betonte er, sich zwar nicht in einer Vaterrolle zu sehen, sagte aber: "Klar ist, dass ich schon einige Turniere erlebt habe. Wenn jemand einen Rat braucht, bin ich da, um weiterzuhelfen."

DHB-Stars bangten um Groetzki

Dieser Rat fehlt jetzt. Wie sehr das schmerzen wird, machten seine Teamkollegen schon nach dem Spiel deutlich, als sie noch nichts von der Diagnose wussten und um ihren Kollegen zitterten. "Er ist mit seiner Erfahrung und mit seiner Ruhe ein extrem wichtiger Spieler für uns", sagte etwa Fabian Köster. "Es wäre natürlich ein sehr, sehr bitter Ausfall, deshalb hoffe ich, dass es nichts Schlimmeres ist und es in den nächsten Tagen wieder besser wird."

Auch Kapitän Johannes Golla sagte: "Dass Patrick heute verletzt vom Feld musste und wir noch nicht wissen, was herauskommt, trübt die Stimmung und die Euphorie." Und weiter: "Er ist ein erfahrener Spieler, der schon seit Jahren auf dem Niveau spielt, der auch schon mal ein Heimturnier erlebt hat. Von daher würde er mit seiner Erfahrung fehlen. Zudem ist er ein kommunikativer Charakter, der super in die Truppe passt."

Groetzki verpasste bereits Titelgewinn 2016

Genau für Spieler wie Kapitän Golla und Torwart Andi Wolff, die in Kiel beide überragende Spiele machten, kommt es nun darauf an, das Groetzki-Aus auszugleichen und das Mannschaftsgefüge in Takt zu halten.

Ob sie das schaffen, wird Groetzki nur noch von der Couch beobachten können. Dabei hatte er sich vor der Verletzung im t-online-Interview noch über seine rechtzeitige Genesung gefreut. "Es war eine Achterbahnfahrt", verriet er. "Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass es zügig besser wird und dass ich schnell wieder auf dem Feld stehen kann. Dann hat doch alles länger gedauert, als ich gedacht habe. Ich habe schon gezittert, dass ich es eventuell nicht schaffe, aber es hat zum Glück gereicht." Nun reicht es also doch nicht und die Achterbahn geht ein weiteres Mal auf Talfahrt.

Besonders bitter: Schon den Titelgewinn 2016 verpasste Groetzki aufgrund einer Verletzung. Eine Tatsache, mit der er zwar mittlerweile seinen Frieden gemacht habe, wie er im Interview sagte. "Trotzdem ist es ein großer Ansporn, jetzt endlich mal einen Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen." Das wird ihm jetzt in jedem Fall ein weiteres Mal verwehrt bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Telefonisches Gespräch mit Patrick Groetzki
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