Das ist die Richterin aus dem Becker-Prozess
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Boris Becker ist im Londoner Insolvenzprozess schuldig gesprochen worden. Die Frau hinter dem Urteil: Deborah Taylor. Und Becker ist nicht der erste Prominente, den sie verurteilte.
Am 21. MΓ€rz 2022 begann in London der Prozess gegen Boris Becker, der am heutigen Freitag zu Ende ging. Neben der Tennisikone stand in den vergangenen Wochen besonders eine Frau im Fokus: Richterin Deborah Taylor. Diejenige, die ΓΌber das Schicksal des 54-JΓ€hrigen mitentscheiden sollte. Und Taylor ist keine Unbekannte, denn sie leitete bereits den Prozess eines anderen Prominenten: Julian Assange.
Im Mai 2019 bestrafte sie den Wikileaks-GrΓΌnder wegen VerstoΓes gegen die Kautionsauflagen mit 50 Wochen Haft. Ein StrafmaΓ, das damals als hart bezeichnet wurde. UnterstΓΌtzer Assanges riefen damals zu Taylor "Schande ΓΌber Sie".
Das ist Deborah Taylor:
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Fast drei Jahre spΓ€ter wurde die Richterin erneut in einem Fall mit einem Prominenten eingesetzt. Bei Boris Becker ging es zwar nicht um Kautionsauflagen, aber um den Vorwurf der "Insolvenzverschleppung". Dem ehemaligen Tennisstar wurde vorgeworfen, VermΓΆgen, wie Immobilien, Konten und wichtige TrophΓ€en, in dem Insolvenzverfahren gegen ihn verschleiert zu haben. Der 54-JΓ€hrige wies die VorwΓΌrfe zurΓΌck.
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Von Geburt an mit dem Gesetz vertraut
Privat ist ΓΌber Deborah Taylor wenig bekannt. Was bekannt ist, ist der Beruf ihres Vaters: Richter. Als "Lord Justice" bekleidete Peter Taylor von 1992 bis 1996 eins der wichtigsten Γmter im britischen Rechtssystem. Und so kam auch seine Tochter Deborah frΓΌh mit dem Gesetz in Kontakt und machte selbst Karriere. So kam sie auch zum Fall Boris Becker.
Taylor fΓΌhrte den Prozess ruhig, aber bestimmt. Von Beginn an machte sie der Jury klar, Beckers Karriere auΓer Acht zu lassen. "Sie mΓΌssen alles, was Sie ΓΌber diesen Fall gehΓΆrt haben, und alles, was Sie ΓΌber den Angeklagten wissen, beiseite lassen und bei null beginnen. Sie mΓΌssen die BerΓΌhmtheit des Angeklagten ignorieren und ihn genauso behandeln, wie Sie jemanden behandeln wΓΌrden, von dem Sie noch nie gehΓΆrt hΓ€tten und der nicht im Blickpunkt der Γffentlichkeit steht."
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Auch wenige Tage vor der UrteilsverkΓΌndung mahnte sie die Geschworenen erneut, mit niemandem in ihrem Umfeld ΓΌber das Verfahren zu sprechen. Die Regeltreue, die sie aufgrund ihres Berufs ohnehin aufweisen muss, forderte sie klar von der Jury.
Und auch zum Ende des Prozesses blieb sie nΓΌchtern. Sie listete trocken auf, was der ehemalige Profi, die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger seit Beginn des Prozesses Ende MΓ€rz vorgebracht hatten.
Keine Rede, die im Kopf blieb. Aber sie erfΓΌllte die Pflicht. Genau das, was Taylor wollte.
- Eigene Recherche
- taz: "Knapp ein Jahr Haft fΓΌr Assange"