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Lena Meyer-Landrut im Interview: "Ich habe kein Vorbild"


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Auf der Suche nach sich selbst
Lena Meyer-Landrut: "Ich habe privat ausgemistet"


Aktualisiert am 10.04.2019Lesedauer: 5 Min.
Lena Meyer-Landrut: Die Sängerin hat sich manchmal selbst nicht mehr erkannt.Vergrößern des Bildes
Lena Meyer-Landrut: Die Sängerin hat sich manchmal selbst nicht mehr erkannt. (Quelle: Copyright: Robert Recker)
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Lange Zeit galt Lena Meyer-Landrut als ein bisschen drüber. Vielen kam sie zu selbstbewusst, zu zickig und zu nervig vor. Im t-online.de-Interview hat die 27-Jährige nun verraten, dass sie sich selbst zu viel war.

Als uns Lena Meyer-Landrut in der t-online.de-Redaktion besuchen kommt, bemerkt man ziemlich schnell, warum diese junge Frau so ein großes Interesse bei den Menschen auslöst. Sie hat eine glamouröse Ausstrahlung und wirkt gleichzeitig bodenständig, sympathisch und lustig.

In lässiger Jeans kombiniert mit High Heels und schlichtem Rollkragen-Oberteil kommt die Sängerin herein. Sie hat eine Begleitung dabei. "Das ist übrigens meine Mama", sagt sie beiläufig. Die Mutter wirkt stolz, aber auch nicht zu stolz. Im Umgang mit Promis ist man ja so manch einzigartiges Verhalten gewöhnt, doch bei Lena Meyer-Landrut sucht man das vergebens. Keine Extrawünsche, keine Allüren. Der Anlass für ihren Besuch ist ihre neue Synchronrolle in dem Animationsfilm "Willkommen im Wunder Park".

Als uns im Kamera-Interview auffällt, dass ihre Haut ein wenig glänzt, rennt die gebürtige Hannoveranerin kurzerhand quer durch die Redaktion und pudert sich fix das Näschen. Kein Make-up-Artist dabei, macht auch nichts.

Im Interview spricht sie mit uns darüber, dass der Erfolg vielleicht ein bisschen zu schnell gekommen ist, wie sie in ihrem Privatleben ausgemistet hat und wie sie gerade dabei ist, ein "Normalo" zu werden.

t-online.de: Frau Meyer-Landrut, Sie sprechen im Film "Willkommen im Wunder Park" die Rolle von June, gab es dabei auch Schwierigkeiten für Sie?

Lena Meyer-Landrut: Für mich ist es sehr einfach und schön. Ich genieße das total. Mir fällt es aber auch verhältnismäßig leicht, weil ich sehr viel Spaß dabei habe. Es gibt natürlich auch ein paar anstrengende Situationen. Zum Beispiel, wenn man irgendwas nicht hinbekommt. Manchmal verfängt man sich in den Sätzen und verhaspelt sich. Das Einzige, was aber wirklich anstrengend war, sind Schreiszenen. Wenn man fällt und stoppelt, das kann schon schwierig sein. Man muss aus voller Inbrunst dabei sein. Wenn man als June aus einem fahrenden Achterbahnwaggon fällt, dann muss das schon authentisch klingen. Und wenn man das dann zehn, zwanzig Mal hintereinander machen muss, braucht man eine kurze Pause.

June wird von einer inneren Dunkelheit zerrissen. Konnten Sie sich damit identifizieren? Hatten Sie in ihrem Leben auch schon dunkle Wolken?

Ich glaube jeder hat das. Ich wäre erstaunt über die Person, die so etwas noch nie hatte. Von der Person hätte ich dann gerne mal ein Coaching (lacht). Es gibt kleine und große Dunkelheiten. Manche Phasen begleiten einen auch über Jahre, manchmal sind es nur ein paar Stunden. Ich finde, das gehört zum Leben dazu. Genauso gehört dazu, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und diese Dunkelheit mit einer nachsichtigen Art und Weise sowie einer Klarheit zu überkommen. Damit man danach auch das Licht wieder sehen kann. Im Film ist das ganz schön beschrieben worden.

Sie sind jetzt 27 Jahre alt und haben schon so viel erreicht, wie andere in einem ganzen Leben. Geht Ihnen das auch manchmal alles zu schnell?

Ich bin jetzt nicht jemand, der sich großartig mit der Was-wäre-wenn-Frage beschäftigt und sich darüber den Kopf zerbricht. Es ging sehr sehr schnell, das stimmt. Es waren schon Situationen dabei, die wild waren und die viel waren. Es gab Situationen, in denen ich mir selbst auch zu viel war und wo es mir nicht so gut ging. Es war natürlich auch heftig für mich in dieser kompletten Phase von sehr vielen Leuten beobachtet zu werden. Das ermöglicht einem nicht komplett frei zu sein. Ich habe für mich versucht, das trotzdem so gut wie möglich umzusetzen. Ich glaube, man lernt einfach viel und wenn man offen ist, lernt man noch mehr und kann viel für sich mitnehmen. Eigentlich bin ich dankbar dafür, wie das alles passiert ist.

Was heißt, Sie waren sich selbst zu viel?

Ich war einfach überfordert mit allem möglichem. Überfordert mit meinem Beruf, überfordert mit der Öffentlichkeit und mit der Aufmerksamkeit. Aber auch überfordert mit dem privaten Umgang, wie gehe ich mit meiner Familie und meinen Freunden um. Auf allen Ebenen einfach. Ich habe nicht mehr gewusst, was ich am besten machen soll. Meine Intuition und mein Gefühl wurden verwischt von all dem, was auf mich eingeprasselt ist. Ich konnte nicht mehr klar handeln und reagieren. In dem Sinne war ich mir dann zu viel. Deswegen habe ich dann gesagt, ich muss mich jetzt mal kurz hier schützen. Ich habe mich selbst gesehen und gedacht: Das bin ich gar nicht. Ich hatte das Gefühl, ich muss etwas ändern. Jetzt bin ich auf einem ganz guten Weg zum Normalo-Dasein.

Was genau haben Sie geändert?

Ich habe irgendwann einen Punkt gehabt, da habe ich gesagt: bis hier hin und nicht weiter. Wir machen jetzt eine Pause und auch einen Abbruch. Ich habe privat und beruflich einmal alles umgeschmissen. Ich habe mein Album einmal in die Tonne geschmissen. Privat habe ich mich auf die Suche nach mir selber begeben. Auf eine Reise zur Klarheit, diese Reise bestreite ich noch immer. Die Lieder, die ich in der Zeit geschrieben habe, haben sehr viel mit dieser Reise und den Themen, mit denen ich mich in dieser Zeit beschäftigt habe, zu tun.

Haben Sie auch privat ausgemistet?

Klar, ich habe privat ausgemistet und überlegt, was ist mir wichtig und was ist mir nicht wichtig. Was hat Wert und mit was habe ich mich nur abgelenkt, um mich nicht mit der Wahrheit zu beschäftigen. Das ist nicht schön, weil das meistens sehr unangenehme Themen sind. Viele kleine Baustellen, die man dann bekämpft.

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Ihnen folgen über 2,6 Millionen Menschen auf Instagram, für viele sind Sie Vorbild. Wer ist Ihr Vorbild?

Ich habe kein Vorbild. Ich habe künstlerisch und privat Menschen, an denen ich mich orientiere und die mir gefallen. Es gibt aber für mich nicht die eine Wahrheit, nach der ich mich richte. Ich glaube, es ist am schönsten, danach zu suchen, was sich in einem selbst befindet und was man für sich selbst als den richtigen und wichtigen Weg empfindet.

Sie haben jetzt schon zum vierten Mal synchron gesprochen, können Sie sich vorstellen, als Schauspielerin einen Film zu machen?

Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich würde dann allerdings gerne einen richtig coolen Film machen. Mit dem möchte ich mich dann auch viel beschäftigen und mich gut darauf vorbereiten, mit Schauspielunterricht. Eine romantische Komödie mit Liebe und so wäre nichts für mich.

Vielen Dank, Lena Meyer-Landrut.

"Willkommen im Wunder Park" startet am 11. April in den Kinos.

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