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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer Wirbel wirft Fragen auf ESC-Panne um Israels Beitrag befeuert aufgeheizte Stimmung

Die heiße ESC-Phase läuft: Am Donnerstag geht das zweite Halbfinale über die Bühne. Zuvor hat es Ungereimtheiten gegeben. Ist die Abstimmung nun in Gefahr?
Startschuss für die Schlussphase: Beim Eurovision Song Contest in Basel werden im zweiten Halbfinale an diesem Donnerstag die letzten zehn Finalplätze vergeben. Deutschlands Duo Abor & Tynna ist als Teil der sogenannten "Big Five" bereits gesetzt.
Unter den 16, die um eine Finalteilnahme kämpfen, ist einer der Topfavoriten: JJ aus Österreich. Der ausgebildete Opernsänger greift mit der Ballade "Wasted Love" nach der ESC-Krone. Ebenfalls am Start ist am Donnerstag die israelische Sängerin Yuval Raphael, die mit "New Day will Rise" ein Lied auf die Hoffnung singt. Sie ist eine Überlebende der palästinensischen Terroranschläge auf Israel vom 7. Oktober 2023. Fast schon traditionell – auch vergangenes Jahr war eine Anti-Israel-Stimmung beim ESC zu spüren – hat der israelische Beitrag mit viel Kritik zu kämpfen.
Gingen norwegische Stimmen an Israel?
Denn wegen des Gazakriegs mit mehr als 52.000 Toten gab es Forderungen aus anderen teilnehmenden Ländern, Israel vom ESC auszuschließen. Sowohl der spanische als auch der irische Rundfunk legten Einspruch gegen die Teilnahme des israelischen Senders Kan ein. Auch in anderen Ländern regt sich Protest.
Umso mehr häufen sich in den sozialen Medien Anfeindungen, aber auch wilde Spekulationen rund um Yuval Raphael. So meldeten etwa am Mittwoch nach dem ersten Halbfinale viele Fans aus Norwegen, dass ihre abgegebenen Stimmen nicht ordnungsgemäß gezählt wurden – und stattdessen an Israel gingen.
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Fans können während der Halbfinals per SMS, Telefon oder online abstimmen und einem der teilnehmenden Länder mit ihrer Stimme zum Finaleinzug verhelfen. Beim ersten Halbfinale hatte etwa Kroatien die Startnummer 14 – die gleiche Nummer, die Israel im zweiten Halbfinale an diesem Donnerstag haben wird. Einige Norweger erhielten bei ihrer Abstimmung eine Bestätigungsnachricht mit dem Text: "Danke für deine Stimme für Israel!" Und das, obwohl sie Kroatien gewählt hatten.
- Wird Deutschland ESC-Sieger: Hier geht es zur Abstimmung!
Eine technische Panne? t-online fragte direkt bei der zuständigen EBU, der Europäischen Rundfunkunion, nach. Ein Sprecher bestätigte den Vorgang, gab aber Entwarnung: "Unser Abstimmungspartner Once hat bestätigt, dass in allen Ländern, die am diesjährigen ersten Halbfinale teilgenommen haben, eine gültige Stimme registriert wurde." Dennoch sei die Schilderung korrekt: "Einige Wähler in Norwegen haben bei der Stimmabgabe eine falsche Meldung erhalten, aber die Stimmen für alle Länder wurden korrekt zugeordnet."
Verschwörungserzählungen, wonach Israel von solchen Pannen profitiere, trat die EBU entgegen: "Dies hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis", teilte ein Sprecher mit.
"Das palästinensische Volk hat sie nicht"
Dennoch bleibt Israel auch vor dem zweiten ESC-Halbfinale das bestimmende Thema. So zeigte der belgische Sender VRT vor dem ersten Halbfinale am Dienstag eine Nachricht der Menschenrechtsorganisation Oxfam, die das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen kritisiert. "Israel hat bei diesem Musikfestival eine Stimme", heißt es in der Nachricht, die direkt vor der Übertragung der ersten Entscheidungsrunde über die Bildschirme lief und weiter: "Das palästinensische Volk hat sie nicht."
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Nach der kurzen Textbotschaft sind mehrere Menschen zu sehen, die die Worte "I speak up for Palestine" (zu Deutsch: "Ich setze mich für Palästina ein") einsprechen und dabei direkt in die Kamera blicken. Doch das scheint nicht die einzige Protestaktion gegen die israelische Teilnahme zu sein.
Ein belgischer Journalist in Basel erklärt dem t-online-Reporter Tobias Schibilla vor Ort, dass eine weitere Aktion des belgischen Senders geplant sei. Es gebe Hinweise darauf, dass der Sender VRT den Auftritt der israelischen Sängerin Yuval Rafael im Halbfinale am Donnerstag nicht zeigen wolle. Stattdessen soll entweder Werbung oder eine erneute Nachricht gezeigt werden, die auf die Menschenrechtssituation im Gazastreifen und dem besetzten Westjordanland hinweist. Eine Bestätigung für diesen Bericht gibt es bisher nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Ausstrahlung am Donnerstagabend entwickelt – und ob es Israel am Ende trotz aller Proteste ins große ESC-Finale am 17. Mai schaffen wird.
- Eigene Recherchen
- twitter.com: #ESC
- Anfrage an die EBU
- Reporter vor Ort