t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeUnterhaltungMusik

Xavier Naidoo: Popakademie legt Zusammenarbeit auf Eis


Missionar auf Abwegen
Popakademie distanziert sich von Naidoo

Von t-online, dpa
12.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Xavier Naidoos Rede vor den den Reichsbürgern sorgt weiter für Irritationen.Vergrößern des BildesXavier Naidoos Rede vor den den Reichsbürgern sorgt weiter für Irritationen. (Quelle: imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Xavier Naidoo

Missionar ist zu weit gegangen

In der Rolle des Missionars zeigt sich Xavier Naidoo gern. Doch jetzt scheint er zu weit gegangen zu sein. Ausgangspunkt der Kontroverse war, dass er sich für die Verkündung seiner Wahrheit ein Publikum aus dem politischen Abseits ausgesucht hat: Vor den rechtspopulistischen sogenannten Reichsbürgern, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen, predigte er am Tag der Deutschen Einheit im Berliner Regierungsviertel über die von den USA besetzte Bundesrepublik und rief zum Widerstand auf. Von seinen Zuschauern wurde er beklatscht - doch seither bekommt er viel Schelte. Er selbst wolle sich dazu nicht mehr äußern, sagt sein Management.

Naidoo äußerte schon früher Kritik

Wer Naidoo kennt, den verwundern seine Berliner Thesen nicht. Schon 2011 sagte er etwa im ARD-Morgenmagazin: "Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land." Kritik an der Politik der USA äußert er seit Jahren. Experten stößt jetzt aber das Forum bitter auf, das sich Naidoo für seine Rede gesucht hat. "Was verwundert ist, dass er sich ganz bewusst auf die Bühne von Rechtspopulisten, Verschwörungstheoretikern und Verfassungsfeinden stellt", kritisiert Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner von der Hochschule Macromedia in Stuttgart.

Wut auf ein diffuses Feindbild

Doch wie passen der christlich-religiöse Sänger und die Reichsbürger zusammen? Der Göttinger Demokratieforscher Jöran Klatt erläutert das so: "Was Herrn Naidoo und die Reichsbürger eint, ist die Empörung über eine angebliche Fremdbestimmung und die Wut auf ein diffuses Feindbild."

Wie sehr sich der Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln Veränderung wünscht, wird in seiner Rede sehr deutlich: "Ich möchte auf jeden Fall, dass wir irgendwie miteinander Ordnung schaffen in diesem Land", sagt er da - und beschwört die Kraft des Einzelnen. "Einer allein hat schon die Macht, das Ganze zum Sturz zu bringen. Und wenn wir uns vereinen, wenn jetzt sogar ein paar Hundert hier sind, dann muss es uns doch auf jeden Fall gelingen." Gegen wen genau sich dieser Aufruf zum Widerstand richte, bleibe unklar, sagt Politologe Klatt. "Das ist auch bei den Reichsbürgern so."

Verbreitung einer Verschwörungstheorie

Aus Klatts Sicht verbreitet Naidoo vor allem eine Verschwörungstheorie. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 bezeichnet der Sänger als Warnschuss. "Wer das als Wahrheit hingenommen hat, was da erzählt wurde, der hat den Schleier vor den Augen, ganz einfach. Alles, was seitdem passiert ist, hat nur dazu beigetragen, dass wir uns weiter voneinander entfernt haben, dass noch mehr Blut geflossen ist und dass die Richtung, die wir eigentlich haben, absolut die falsche ist." In der Region um Mannheim, wo viele US-Soldaten stationiert waren, habe er die "amerikanische Besatzung" immer ganz klar vor Augen gehabt.

"Das war eine bewusste Inszenierung"

Medienwissenschaftler Kleiner sieht eine neue Dimension erreicht, indem Naidoo seine Thesen erstmals auf einer politischen Bühne präsentiere. "Auf einer Unterhaltungsbühne ist es auch nicht gerechtfertigt, aber es geht schneller unter", sagt er. "Jetzt geht es nicht mehr unter." Für eine spontane, unbedachte Aktion des Sängers hält Kleiner die Rede nicht: "Das war kein Zufall. Das war eine bewusste Inszenierung." Naidoo habe damit auch viel PR für die Reichsbürger gemacht.

"Wir brauchen diese Meinungsfreiheit"

In einem Interview des Südwestrundfunks sagt der Sänger einige Tage nach der Rede: "Es sind alles Systemkritiker, so wie ich. Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen." Er wolle auf alle Menschen zugehen, ob es nun Reichsbürger seien oder Mitglieder der NPD, betont er. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) könne sich schließlich auch nicht aussuchen, vor wem sie spreche.

Wenn ihm deshalb rechtes Gedankengut vorgeworfen werde, finde er das traurig, betont Naidoo. "Ich bin Künstler, ich nutze auch gern die Kunst als provokantes Mittel zu meiner Meinungsäußerung." Kleiner hält das für gefährlich. "Die falsche Verbindung von Ästhetik und Politik ist das Einfallstor für Rechtspopulismus."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website