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Matthias Reim: "Es hätte mir ergehen können wie Roger Cicero"


Matthias Reim im t-online.de-Interview
"So wie bei Roger Cicero hätte es bei mir auch ausgehen können"

Christina Kühnel

13.04.2016Lesedauer: 6 Min.
Nachrichten
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Matthias Reim veröffentlicht am 15. April sein neues Album "Phoenix".Vergrößern des Bildes
Matthias Reim veröffentlicht am 15. April sein neues Album "Phoenix". (Quelle: dpa-bilder)

Das zurückliegende Jahr war kein leichtes für Matthias Reim. Ende August erhielt er von den Ärzten die Diagnose Herzmuskelentzündung. Er schwebte in Lebensgefahr, es war unklar, ob er je wieder eine Bühne würde betreten können. Doch der 58-Jährige gab nicht auf und kämpfte sich zurück ins Leben.

Mit t-online.de spricht der Sänger nun darüber, wie die Erkrankung sein Leben verändert hat, warum die Schlagerkarriere ihm zuletzt keine Freude mehr machte und wie sehr ihn der frühe Tod von Roger Cicero getroffen hat. Außerdem schwärmt er von seiner Lebensgefährtin Christin Stark (26) und verrät, dass er von einem TV-Auftritt seiner 15-jährigen Tochter bei Florian Silbereisen nicht gerade begeistert war.

t-online.de: Ihr neues Album, das am 15. April erscheint, trägt den Titel "Phoenix". Wie Phoenix aus der Asche sind Sie selbst nach Ihrer Herzmuskelentzündung in die Musikwelt zurückgekehrt. Wie sehr hat diese Erfahrung Ihr Album geprägt?

Matthias Reim: Es hat mich natürlich geprägt. Ich schreibe meistens Songs über Dinge, die mir im Leben widerfahren. Die müssen verarbeitet werden. Außerdem sage ich auch immer, ich bin ja nicht der Einzige, dem so etwas passiert.

Wie war das, als sie im Sommer die Diagnose der Ärzte hörten?

Das war ein ziemlicher Schreck. Als ich die Ärzte fragte: "Wann kann ich denn wieder auf die Bühne?", antworteten die: "Ob Sie überhaupt je wieder auf die Bühne gehen werden, wissen wir noch nicht." Der Satz hat mich ziemlich in die Knie gezwungen.

Hatten Sie nach Ihrer Diagnose konkret Angst zu sterben?

Natürlich. Mir haben ja die Ärzte gesagt, dass ich in Lebensgefahr schwebe. Da wurde mir schon ein bisschen komisch.

Was hat sich seitdem an Ihrem Lebensstil geändert?

Ich mache jetzt seit fünf Monaten fünfmal die Woche Sport mit einem Personal Trainer. Ich hab mehr Kraft, als ich je in meinem Leben hatte. Ich renne jede Treppe hoch und grinse immer. Außerdem gebe ich weniger Konzerte als vorher und nehme mir auch mal eine Auszeit. Ich habe gelernt, mehr auf mich zu achten, ab und zu ein paar Tage freizunehmen und auch mal nein zu sagen, was ich vorher nie konnte. Ich habe wirklich alles getan, was ein Mensch tun kann, um das Leben, das ich liebe, zurückzuholen.

Gibt es auch Positives, was Sie aus der Erfahrung ziehen?

Ich habe viel Positives daraus gezogen. Ich glaube heute, dass das unheimlich wichtig war - für mich persönlich, aber auch für meine Musik und die Freude an meinem Job. Es war ein Stoppschild. Wenn du ein paar Monate rausgenommen wirst, dann fängst du schon an nachzudenken und überlegst: "Moment, was mache ich hier eigentlich?" Ich habe wahnsinnig viel gearbeitet vorher, das hat mir auch die Freude an dem Job genommen. Es war nur noch ein Rennen und es sollte kein Rennen sein. Ich will unter dieser Arbeit nicht mehr leiden. Mein Beruf ist der schönste der Welt. Aber du kannst keine tollen Konzerte mehr geben, wenn du getrieben bist. Du kannst tolle Konzerte geben, wenn du dich drauf freust, wenn du gesund bist und es selbst auch genießen kannst.

Im Februar standen Sie bei Florian Silbereisen nach langer Zeit erstmals wieder auf der Bühne. Wie war dieser Moment für Sie?

Ich muss zugeben, ich war sehr aufgeregt. Jeder, der mal länger krank war, kennt das sicher, dass man sich da dauernd selbst beobachtet. Geht's dir gut? Was macht dein Kreislauf? Ist wirklich alles in Ordnung? Man hinterfragt sich ständig. Das muss ich noch abschütteln.

Das klingt, als seien Sie ängstlicher als vorher.

Ich mag das Wort "ängstlich" nicht. Das entspricht nicht dem Heldentum, das ich in mir gerne sehen möchte. Aber ich muss es zugeben: Ja, es ist so.

Hat Sie in diesem Zusammenhang der Tod von Roger Cicero besonders getroffen? Es handelte sich ja um eine ganz ähnliche Situation.

Ich war erschüttert. Dass jemand mit 45 Jahren stirbt, mit einem siebenjährigen Sohn: Furchtbar. So hätte es bei mir theoretisch auch ausgehen können. Ich habe ein paar Tage vorher noch ein Interview von Roger Cicero gehört, in dem er vom Promo-Stress erzählt hat, und ich dachte, wow, das kenne ich.

Wie wichtig war Ihre Partnerin Christin Stark für Sie als Stütze in der Zeit Ihrer Erkrankung?

Sie war einfach toll und wirklich für mich da. Für einen stolzen Mann wie mich ist das blöd. Ich möchte gern als Held dastehen, als Mr. Unverwundbar, Mr. Alleskönner. In der Situation war ich aber nichts davon. Das hat mich schon irritiert. Es war schwierig zuzulassen, dass jemand sieht, dass man in dem Moment weder attraktiv noch stark noch positiv, sondern einfach ausgeknockt ist. Sie ist damit wunderbar umgegangen. Sie hat mir auf eine tolle Art und Weise die Lebensfreude zurückgegeben, mit Fröhlichkeit, mit Humor und mit einem liebevollen, respektvollen Umgang.

Ist Ihre Beziehung dadurch enger geworden?

Natürlich. Ich weiß jetzt, dass ich meine Schwäche nicht mehr verstecken muss. Dadurch sind wir uns näher. Auch sie hat gesehen, dass sie schwach sein kann. Schwäche zu zeigen ändert nichts an den Gefühlen zueinander.

Inwieweit hat diese Beziehung das Album beeinflusst? Die Songs klingen zum Teil sehr persönlich.

Es ist zwar nicht autobiographisch, aber teilweise schon Realität. Viele Situationen haben sich ähnlich ereignet. Ich habe beim Schreiben aus dem Leben gezogen. Wir hatten da auch viel selbst zu verarbeiten.

Der Song "Kein Schritt zurück" klingt trotzig. "Zu alt, zu jung, egal, es tut uns gut", singen Sie und "Ich weiß, sehr viele wünschen sich / dass wir mal scheitern du und ich". Haben Sie denn das Gefühl, dass Ihre Beziehung so abwertend gesehen wird?

Das ist das Problem, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Inzwischen glaubt jeder, via Facebook dein Privatleben kommentieren zu dürfen. Da kann man schon mal sagen: Ich bin so, ihr könnt mich mal. Das ist meine private Entscheidung. Es geht um das Recht, sein Leben selbst zu gestalten auf der Suche nach dem Glück. Meine Freundin ist nun mal 32 Jahre jünger. Das mag für manchen komisch sein. Aber bei uns beiden spielt das keine Rolle, wir nehmen das nicht wahr. Das wird in 30 Jahren anders sein, wenn ich auf die 90 zugehe und sie dann mit 60 eine rüstige Rentnerin ist. Aber das ist Gott sei Dank noch lange hin.

Im Oktober stand Ihre 15-jährige Tochter Marie bei Florian Silbereisen auf der Bühne und sang mit ihrer Mutter Michelle ein Duett. Da waren Sie sicher wahnsinnig stolz, oder?

Es geht so. Der Auftritt war Maries Wunsch. Seit sie reden kann, will sie singen und auf die Bühne. Ist ja klar, von wem sie das hat - bei der Tochter von Michelle und Matthias Reim, was soll da anderes rauskommen? Ich bin da allerdings ein bisschen skeptisch, junge Menschen so früh ins Fernsehen zu bringen. Sie singt toll und hat ein Riesentalent. Aber ich sage immer zu ihr: "Mach Abitur, lern was Richtiges." Es ist wichtig zu reifen, bevor man in die Öffentlichkeit geht. Wenn sich ein Traum nicht erfüllt, man aber trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden steht, ist das nicht schlimm. Aber wenn das Leben nur aus diesem Traum bestand, dann ist es eine Katastrophe, wenn er sich nicht erfüllt.

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Sollte sie sich nach dem Abi für eine Musikkarriere entscheiden, wäre das aber für Sie okay?

Ja, ich würde sie unterstützen. Ich würde sie auch beraten und ihr sagen, was sie besser machen kann. Aber ich würde ihr keine Türen öffnen - das muss sie selbst machen. Man kann keine Karriere über Verwandtschaft machen.

Haben auch andere Ihrer fünf Kinder Ambitionen, als Musiker Karriere zu machen?

Ja, mein 19-jähriger Sohn Julian - allerdings will der nicht Schlager, sondern Alternative Rock machen. Er hat sein eigenes Studio bei mir im Haus und hat auch teilweise bei der Musik für das Album mitgeschrieben. Julian hat ein Riesentalent. Aber unsere Musikstile sind Welten auseinander. Ich gebe ihm manchmal Tipps, die er allerdings nur selten annimmt. Er sagt dann: "Ach Papa, du denkst wieder in deinen Schlagerkategorien."

Das Interview führte Christina Kühnel.

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