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Ross Antony: "Die Musik hat mir geholfen, die Trauer zu überwinden"


Ross Antony
"Die Musik hat mir geholfen, die Trauer zu überwinden"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 01.04.2019Lesedauer: 8 Min.
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Ross Antony: Der Schlagerstar zeigt sich immer bestens gelaunt und reißt seine Fans mit.Vergrößern des Bildes
Ross Antony: Der Schlagerstar zeigt sich immer bestens gelaunt und reißt seine Fans mit. (Quelle: imago/STAR-MEDIA)

Fünf Jahre lang war er Teil der englischsprachigen Band Bro'Sis, heute singt Ross Antony deutsche Schlager. In den vergangenen Jahren verlor er mehrere geliebte Menschen, die positive Art hat er sich aber bewahrt.

Gerade kam Ross Antonys neues Album "Schlager lügen nicht" raus. Die Platte ist direkt in die Top Ten eingestiegen. Ein voller Erfolg für den Musiker. Was das Besondere an dem Album ist und warum er damit die Trauer um seinen geliebten Vater etwas weiter überwinden konnte, erzählt der 44-Jährige im Interview mit t-online.de – ganz unglamourös und bodenständig im Mitarbeiterraum hinter den Kulissen eines großen Elektrofachmarktes. Am Ende lässt sich Ross auch noch ein kleines Geheimnis entlocken.

Glückwunsch! "Schlager lügen nicht" ist direkt in den Top Ten gelandet. Wie fühlt sich das an? Wie stolz macht Sie das?

Ich hätte nie gedacht, dass ich es irgendwann nach Bro'Sis wieder in die Top Ten schaffen würde. Ich bin wirklich stolz, auf Platz 8 zu sein. Außerdem noch auf Platz 1 der Schlagercharts. Ich habe das noch gar nicht so richtig realisiert, das ist schon eine tolle Leistung, ein echter Erfolg nach so einer kurzen Zeit. Ich bin ja noch nicht so lange dabei wie beispielsweise Helene Fischer oder Andrea Berg, die beide eine riesige Fanbase haben. Deshalb bin ich so dankbar, dass ich es in die Top Ten geschafft habe.

Aber Sie haben ja auch schon eine fantastische Fanbase. Man sieht das beispielsweise auf Instagram ganz gut.

Allerdings. Ich muss sagen, Schlagerfans sind die besten. Die unterstützen einen ohne Ende und geben uns als Künstler das Gefühl, dass wir auch wirklich gewollt sind.

Ist im Schlager auch mehr Fan-Nähe vorhanden als es in anderen Musikgenres vielleicht der Fall ist?

Das ist auf jeden Fall so. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen Fans. Ich kenne nicht nur zwei oder drei von ihnen beim Namen, sondern tatsächlich Hunderte. Wenn wir unterwegs sind, dann nehme ich mir immer die Zeit, mich im Hotel unten mit den Fans zu treffen und in Ruhe mit ihnen zu plaudern.

Wie schön, also reisen Ihnen einige Fans regelmäßig hinterher?

Ja, genau und einige sind wirklich immer noch aus der Bro'Sis-Zeit mit dabei. Und immer mehr neue Schlagerfans kommen dazu. Es ist erstaunlich zu sehen, wie viele Leute mittlerweile bei meinen Autogrammtouren dabei sind. Bis jetzt war es immer sehr voll.

Das klingt toll. Aber zurück zu Ihrer Platte: Wie kamen Sie auf den Titel? Warum sehen Sie Schlager als eine so ehrliche Musikrichtung an?

Ich finde, Schlager spricht aus dem Herzen. Früher war das bestimmt so, dass Lieder einfach nur geschrieben wurden, die Leute haben es gesungen und gut ist. Heute habe ich das Gefühl, dass in alles viel mehr Zeit investiert wird, damit neue Songs am Ende auch perfekt zum Künstler passen. "Schlager lügen nicht" ist ein Coveralbum, aber die ausgewählten Songs haben mein Leben geprägt, ich kann mich damit identifizieren. Das Besondere ist, dass die Hälfte der Lieder von den Fans gewünscht wurde und die andere Hälfte hat mein Papa kurz vor seinem Tod auf einen Zettel geschrieben.

Hat er diese Lieblingslieder extra für Sie hinterlassen?

Nicht direkt hinterlassen, aber er hatte so ein Notizbuch, in dem er alles aufgeschrieben hat. Nicht nur Songs, die ich aufnehmen sollte, sondern beispielsweise auch Gedichte an meine Mutter. Meine Mutter hat das kleine Buch noch. Und mir war es einfach wichtig, diesen Traum von meinem Vater in Erfüllung gehen zu lassen, die Songs aufzunehmen und auf meinem neuen Album rauszubringen.

War es dadurch schwieriger für Sie, "Schlager lügen nicht" aufzunehmen?

Nein, die Musik hat mir wirklich geholfen, die Trauer zumindest etwas zu überwinden. Aber ich trauere natürlich immer noch um meinen Papa. Er war mein Ein und Alles und ich werde ihn niemals vergessen. Ich habe immer das Gefühl, dass er in meiner Nähe ist, wenn ich Lieder, die er sich gewünscht hat, singe.

Dann gehen Sie wahrscheinlich auch mit einem guten Gefühl auf die Bühne, wenn Sie diese Lieder singen.

Absolut. Wenn ich die Songs singe, denke ich sehr oft an ihn. Es ist auch tatsächlich so, dass ich manchmal ins Publikum schaue und in der Ferne sieht ein Typ aus wie mein Papa. Dann denke ich immer, er ist doch dabei.

Welcher Song von "Schlager lügen nicht" liegt Ihnen besonders am Herzen?

"Liebeskummer lohnt sich nicht" ist ein toller Song. Er gehörte zu den Wünschen meines Papas, er war damals total verliebt in die Sängerin. Und "Ich bin, was ich bin" ist auch super. Das Lied beinhaltet die wichtige Message, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Das ist ein mutiger Song. Viele meiner Fans haben ein nicht ganz einfaches Leben gehabt und ich will mit diesem Song sagen: Schaut her, wir sind doch alle nur Menschen, wir haben alle mal eine schwierige Phase, aber am Ende des Tages schaffen wir es wieder raus. Wir müssen nur positiv in die Zukunft schauen.

Es sind auch Lieder von Michael Holm und Costa Cordalis auf der Platte. Wie stehen Sie zu den beiden?

Michael Holm habe ich schon oft getroffen, wir haben ein sehr enges Verhältnis. Er ist ein toller Typ und eine Art Vorbild für mich. Er ist so ein interessanter Mann. Was er alles in seinem Leben gemacht und erreicht hat, das ist einfach der Wahnsinn. Und "Anita" von Costa Cordalis mal selbst aufzunehmen, lag mir einfach am Herzen. Nicht um ihm den Song wegzunehmen oder es besser zu machen, sondern einfach nur als eine schöne Hommage, weil ich ihn so toll finde.

Würden Sie auch wieder mal eine Platte komplett auf Englisch aufnehmen oder können Sie das komplett ausschließen?

Mir fehlt das überhaupt nicht. Ich bin so verliebt in die deutsche Sprache. Aber einige Lieder sind ja auf der neuen Platte auf Englisch. Ein ganzes Album kann ich allerdings ausschließen. Ich fühle mich pudelwohl so, wie es jetzt ist.

Sie haben vorhin schon häufiger Ihre Bro'Sis-Vergangenheit angesprochen. Mit wem sind Sie denn noch in regelmäßigem Kontakt?

Ich habe viel Kontakt mit Giovanni. Zu den anderen leider nicht so. Es ist wie bei einer Schulklasse, alle gehen in verschiedene Richtungen, man trifft sich aber immer mal wieder. Niemand ist aber im Bösen auseinander gegangen. Wenn wir uns mal wieder sehen, dann freuen wir uns. Kürzlich habe ich Faiz getroffen, weil er als DJ aufgelegt hat. Es war eine schöne Begegnung, wir haben uns umarmt und über die alten Zeiten gesprochen. Mit Giovanni habe ich tatsächlich täglich Kontakt. Wir verstehen uns sehr gut. Er fängt in diesem Jahr übrigens auch mit seiner eigenen Schlagerkarriere an. Er bringt einige Coversongs auf Italienisch auf den Markt, das finde ich super.

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Man kennt Sie als Strahlemann, gerne auch in Glitzeranzügen. Gibt es eigentlich auch mal einen schlecht gelaunten Ross Antony?

Jeder Mensch hat auch mal schlechte Zeiten, aber bei mir sind die wirklich selten. Wenn es bei mir der Fall ist, versuche ich mich schnell wieder aufzubauen, denn das Leben ist einfach zu kurz. Die letzten Jahre sind so schnell vorbei gerast. Ich will wirklich jede Sekunde genießen.

Was ist Ihr Rezept gegen schlechte Laune?

Ein Rezept habe ich eigentlich nicht. Ich habe einige Freunde an den Krebs verloren. Meine beste Freundin Lindsey hat damals kurz vor ihrem Tod zu mir gesagt, dass es das Schönste für sie sei, zu wissen, dass ich immer gute Laune verbreite, wenn die Leute sie auch brauchen. Es hat mir das Herz gebrochen, als sie gestorben ist, denn sie war eigentlich krebsfrei. Ich denke viel darüber nach, wie es wäre, wenn sie noch da wäre. Sie wollte einfach leben und ist dann mitten rausgerissen worden. Deshalb denke ich, ich muss das Leben genießen und das Leben anderer verschönern. Das ist das beste Medikament.

Nach der Promotour haben Sie sicherlich mal ein paar Tage frei. Wie entspannen Sie da am liebsten?

Oh ja, dann habe ich acht Tage frei. Ich muss dann eigentlich nichts Besonderes machen. Das Schönste für mich ist es, zu Hause bei meiner Familie zu sein. Einfach mal auf der Couch zu sitzen mit einer Tasse Tee und mir geniale Serien anzuschauen.

Sind Sie auch so ein Netflix-Junkie?

Ja, total. Das Schöne ist ja, dass man das überall schauen kann. Das finde ich total toll. Wenn ich keine Serien schaue, bin ich im Garten, denn ich habe einen grünen Daumen. Ich habe ein Kräuterbeet und verschiedene exotische Pflanzen. Ich habe echt ein gutes Auge dafür. Ich liebe es. Wir haben einen riesigen Garten mit einem Koikarpfenteich. Die habe ich alle ganz klein gekauft und jetzt sind sie riesig. Sie sind ganz zahm und erkennen meine Stimme und meine Fußstapfen. Dann schwimmen sie an der Seite her und ich kann sie füttern und streicheln.

Wenn Sie in Ihrem Garten Kräuter anbauen, kochen Sie auch gerne und verwenden dafür die eigene Ernte?

Nein. Ich backe! Aber die selbst geernteten Sachen verwendet mein Mann. Er kann super gut kochen. Wir ergänzen uns da sehr gut.

Welches Gericht von Paul essen Sie denn am liebsten?

Er macht ein sehr gutes Hühnerfrikassee mit selbst gemachten Rösti, das ist super. Ganz traditionell aus England kocht er: Yorkshire Pudding. Mittlerweile macht er auch richtig leckere Spätzle und solche Sachen. Er befasst sich mit allem. Wir haben aber auch einen Thermomix, das hilft schon und spart sehr viel Zeit.

Apropos England. Sie Sind in England geboren. Ihre Mutter und Ihre Schwester leben noch dort. Ihre Gedanken zum Brexit?

Ich bin immer noch ein stolzer Engländer. Ich finde es natürlich schade, dass es so weit gekommen ist. Wenn es keinen Deal gibt, gibt es eine Katastrophe. Ich glaube, wenn es ein zweites Referendum geben wird, wird die Mehrheit für Europa abstimmen. Wenn nicht, muss May den Zettel nehmen und den einfach zerreißen. Wenn sie das macht, bleiben wir sowieso drin. Was ich gut finde an Theresa May ist, dass sie kämpft, obwohl sie eigentlich dagegen ist. Sie wollte unbedingt drin bleiben, was ich auch super finde. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, sie macht alles richtig. Und dass wir am Ende in Europa bleiben müssen.

Sehen Sie sich eher als Deutscher oder als Engländer?

Auf jeden Fall als Deutscher. Ich bin auch eingebürgert. Genauso wie Paul, wir haben beide auch einen deutschen Pass. Wenn wir uns entscheiden müssen, würden wir uns für Deutschland entscheiden.


Sie und Paul sind schon seit 18 Jahren zusammen. Was ist Ihr Liebesgeheimnis? Warum funktioniert es zwischen Ihnen beiden so gut?

Wir sprechen nicht nur über die Arbeit, wir haben auch andere Interessen. Wir haben unsere eigenen Freundeskreise jeweils. Manchmal treffen wir uns auch alle zusammen. Paul und ich hören uns gegenseitig zu, haben Respekt voreinander. Wir haben eine Familie, die uns voll und ganz unterstützt. Seine Familie liebt mich, meine Familie liebt ihn. Das ist schon die halbe Miete.

Danke für das Interview, Ross Antony!

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