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Bloggerin Mia de Vries hatte ihre Beerdigung selbst geplant


Ehemann der Bloggerin
Mia de Vries hatte ihre Beerdigung selbst geplant

  • Josephin Hartwig
InterviewVon Josephin Hartwig

Aktualisiert am 10.05.2020Lesedauer: 5 Min.
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Mia de Vries mit ihrem Mann und ihrem Sohn: Die Bloggerin berührte Hunderttausende Menschen mit ihrer Geschichte.Vergrößern des Bildes
Mia de Vries mit ihrem Mann und ihrem Sohn: Die Bloggerin berührte Hunderttausende Menschen mit ihrer Geschichte. (Quelle: Instagram / vriesl)

Vor fast drei Monaten starb Instagram-Bloggerin Mia de Vries an den Folgen einer Brustkrebserkrankung. t-online.de sprach mit ihrem Mann über die Zeit danach und die Anteilnahme in sozialen Medien.

Die Bloggerin Mia de Vries war eine unglaublich positive und starke Frau. Auf Instagram ließ sie ihre über 200.000 Follower, ihre sogenannten "Lieblingsfremden", an ihrem Leben teilhaben – auch als genau das für die 29-Jährige eine erschreckende Wendung nahm und ihr Kampf ums Überleben begann.

Ein Video, in dem sie sich – nur wenige Wochen vor ihrem Tod – von ihren Followern verabschiedete, sorgte für viel Aufsehen in der oberflächlichen Scheinwelt von Instagram. Am 23. Februar starb Mia de Vries an den Folgen einer Brustkrebserkrankung. t-online.de sprach mit ihrem Ehemann Michel de Vries über Mia, ihr Leben und über die schwierige Zeit, die nach ihrem Tod für ihn und den gemeinsamen Sohn erst einmal anbrach.

t-online.de: War es manchmal schwer für Sie, dass Ihre Frau im Internet so offen über ihr und damit auch über das Familienleben gesprochen hat?

Michel de Vries: Am Anfang schon. Da ich geschäftlich auch in der Öffentlichkeit unterwegs bin, war mir das etwas suspekt, unser Privatleben auf einem öffentlichen Kanal zu zeigen. Ich habe Bedingungen vorgegeben, dass man etwa nicht zu viel vom Haus und unserem Wohnort erfährt, aus Sicherheitsgründen. Irgendwann habe ich mich daran aber gewöhnt und fand es toll, weil sie es einfach toll gemacht hat.

Wie geht es Levi und Ihnen nach dem Tod Ihrer Frau?

Ein paar Monate nach Mias Reise in die Unendlichkeit haben wir uns etwas besser an unsere neue Situation gewöhnt. Levi und ich sind ein gutes Team. Wir finden Routinen, die uns gut tun. Der Tag hat zwar mittlerweile Struktur und dennoch – ein wesentlicher Teil unseres bisherigen Lebens fehlt… sei es beim gemeinsamen Wachwerden, unsere Badezimmer-Rituale, bei allen möglichen Mahlzeiten, bei der Freizeitgestaltung – einfach überall! Es geht uns gut, aber nur weil wir uns irgendwie eine ziemlich lange Zeit darauf vorbereiten konnten. Besonders mit Mia als sie noch bei uns war.

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Was hat Sie seit dem Verlust Ihrer Frau besonders bewegt?

Besonders bewegt haben mich unsere Familie, meine Freunde, meine Nachbarn. Sie stehen uns bei, in allen Belangen. Sie sind schwach und stark zugleich, wie wir. Dennoch ergänzen wir uns wie ein fragiles Puzzle. Es passt gut zusammen und mit der Zeit werden wir stabiler. Das Bewegendste sind jedoch die Zeiten an Mias Grab. Wenn Levi mit seiner Mama laut seine Gedanken teilt, seiner Mama unendlich viel Liebe schickt und er Sachen raushaut, die sehr ungewöhnlich sind für einen Dreijährigen. "Mama, ich habe dir mein Laserschwert hierhin gelegt, damit du uns immer beschützen kannst", sagt er beispielsweise. Das ist ein Plastikspielzeugschwert, das nachts in allen Farben blinkt.

Wie war Mias Beerdigung? Waren viele Menschen da?

Die Beerdigung war sehr persönlich, außer Familie, Freunden und Dorfbewohnern war niemand da. Wir haben es alles geheim gehalten. Es waren etwa 300 Gäste. Es müsste ihr gefallen haben, da sie alles vorher selbst geplant hatte. Das Einzige, was sie mir überlassen hat, war die Gestaltung des Grabsteins. Aber das, was draufsteht, hat sie auch vorbestimmt. Sie war so. Keiner sollte sich für sie zu viel Mühe machen müssen…

Mia hat Instagram geliebt. Wie geht es mit ihrem Account weiter?

Ja, sie hat sehr viel Spaß gehabt, ihre Geschichte vielen Menschen gefühlvoll mitzuteilen. Sie wollte damit aufklären, dokumentieren und unterhalten. Sie hat sehr viel Kraft daraus ziehen können. Sie liebte es, zu schreiben. Sie liebte es, kreativ zu schreiben. Der Account von "vriesl" wird fortbestehen. Levi wird, sobald er sich mit Social Media befasst, diesen Account übernehmen und die Leidenschaft seiner Mama teilen und weiterführen – auf seine Art! Ganz bestimmt mit Stolz!

Tausende Nachrichten erreichten Sie nach Mias Tod. Kam die öffentliche Anteilnahme überraschend?

Nein, das kam nicht überraschend. Zum einen: Manche Menschen sind so. Sie fühlen sich vielleicht besser, wenn sie erleben, wie schlecht es anderen geht. Zum anderen, sie hat auf Instagram Eindruck hinterlassen – und eine besondere Begabung, ihr Leben mit all seinen Facetten unterhaltsam zu vermitteln, auch wenn es um traurige Themen geht. Ihre Authentizität ist vorbildlich, ihre Ehrlichkeit frappierend und ihre positive Art ansteckend. Wo gibt es das sonst noch auf Social Media?

Gibt es bei dieser Art der öffentlichen Begleitung auch negative Momente oder war bislang alles durchweg positiv?

Bisher habe ich durchweg positive Resonanz auf unsere Art der Trauer- und Lebensbewältigung erfahren. Selbst die vielen unpassenden Ratschläge sind immer gut gemeint. Auch wenn sich Follower oder Beobachter an unserer Offenheit stören und etwa schreiben: "Wie kannst du nur?" – dann ist das auch okay. Jeder darf machen, was er will, solange er nicht die Freiheit eines anderen einschränkt. Diese Menschen müssen das nicht lesen, was ich schreibe.

Was hat Mia, außer Ihrem gemeinsamen Sohn Levi, hinterlassen?

Erst einmal war da nur Leere. Und dann wahnsinnig viel. Angefangen von der Einstellung zum Leben, zum Alltag, zur Zukunft. Sie hat Perspektive hinterlassen. Für Levi und für mich. Sie war und ist in unserem Herzen voller Liebe. Das wollen wir weitertragen und verbreiten.

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Auf Instagram teilen Sie Briefe an Ihre Frau. Hatten Sie auch mal den Gedanken, damit Schluss zu machen und die Öffentlichkeit "auszusperren"?

Meine Briefe an "vriesl" auf dem Account "oneandahalfvriesl" sind privat und auch wieder nicht. Sie sind ein Vermächtnis und ein Versprechen. Ein Tagebuch für Levi, Mias Mama, mich und auch für Tausende von anderen Interessierten. Jeder kann sie lesen, aber keiner kann mich beleidigen oder beeinflussen. Jeder kann sagen oder fühlen, was er will. Auch als Kommentar auf unserem Account. Ich habe meiner Frau versprochen, dass sie niemals vergessen wird, vor allem nicht von ihrem Sohn. Das will ich auf diese Weise erreichen.

Warum nehmen Sie so viele Menschen mit auf dem Weg durch die Trauer?

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Ich möchte unsere Geschichte offen legen, weil es Tausende jeden Tag ebenso erleben, es aber nicht vorhersehen konnten. Manchmal kommt der Tod langsam, meistens kommt er plötzlich. Und dann? Wie geht man damit um? Wie trauere ich? Was mach ich jetzt? Was ist passiert?

Ich möchte mit meiner Offenheit nur beschreiben, was in uns vorgeht, welche Entwicklung wir nehmen. Und zeigen, dass das Leben weitergeht, auch wenn es jedem erst mal den Boden wegzieht. Levi und ich wollen das Beste aus dem ziehen, was uns widerfahren ist und vorangehen! Schaffen wir das? Ich weiß es nicht, aber wir werden unser Bestes geben.

Verwendete Quellen
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