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"Hart aber fair": Brigitte Büscher spricht über Louis Klamroth und das Aus


Brigitte Büscher über "Hart aber fair"-Aus
"Das ist die falsche Reaktion"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 13.12.2023Lesedauer: 5 Min.
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Brigitte Büscher: Sie hat am 11. Dezember 2023 zum letzten Mal die ARD-Talkshow "Hart aber fair" begleitet. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago)

Am Montag ging bei "Hart aber fair" eine Ära zu Ende. "Zuschaueranwältin" Brigitte Büscher nahm nach 23 Jahren ihren Hut. Mit t-online spricht sie über den Abschied.

Die Wenigsten hatten damit gerechnet. Nicht nur, dass "Hart aber fair" angesichts der vielfältigen Veränderungen hinter den Kulissen in eine ungewisse Zukunft abbiegt, jetzt kann auch Brigitte Büscher nicht mehr ins Lenkrad greifen. Sie hat sich am Montagabend von der WDR-Talkshow verabschiedet, wird die Neuausrichtung unter Louis Klamroth und seiner neuen Produktionsfirma nächstes Jahr nicht mittragen.

Nach mehr als 20 Jahren als "Zuschaueranwältin" der Sendung und ohne große Ankündigung ihres Abschieds kam dies für viele überraschend. Wie es ohne sie weitergeht? Unklar. Der WDR sagt t-online auf Nachfrage: "Die Zuschauerinnen und Zuschauer können sich von den Veränderungen dann bei der nächsten Sendung am 29. Januar 2024 selbst ein Bild machen."

Das gelte auch für sie, sagt Büscher t-online am Telefon. Sie werde gespannt auf dem Sofa sitzen und schauen, was Florida Factual, die neue "Hart aber fair"-Produktionsfirma, künftig anders mache – und auch einen kleinen Seitenhieb in Richtung der neuen Macher setzt Brigitte Büscher im Interview.

t-online: Viele Zuschauer waren überrascht, dass Sie zum Abschied keine Blumen überreicht bekommen haben, Frau Büscher.

Brigitte Büscher: Keine Sorge! Ich habe keine Blumen erwartet. Das tue ich im Übrigen auch nicht von meinem Mann oder meinen Kindern zum Geburtstag. Ich fand es also überhaupt nicht schlimm, keinen Blumenstrauß bekommen zu haben. Ob man nun keinen bekommt oder drei wie Anne Will, ist am Ende auch egal. Wichtig ist etwas anderes.

Und das wäre?

Mir war es in den letzten Minuten vor allem wichtig, mich verabschieden zu können. Mir war es wichtig, die Gelegenheit zu bekommen, mich bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu bedanken. Immerhin habe ich deren Meinungen und Erfahrungen sehr lange in die Sendung einbringen können.

 
 
 
 
 
 
 

Nach 23 Jahren bei "Hart aber fair" kam Ihr Abschied für viele sehr überraschend. In den sozialen Medien war die Anteilnahme, aber auch die Empörung groß.

Es rührt mich, dass die Menschen entsetzt sind, irgendwie auch traurig und geschockt. Es zeigt ja, dass ich doch nicht allzu viel falsch gemacht habe in 23 Jahren bei "Hart aber fair". Und dennoch ist es die falsche Reaktion.

Wie bitte?

Ja, die Zuschauerinnen und Zuschauer brauchen nicht traurig zu sein oder gar empört zu reagieren ob meines Abschieds. Das war meine Entscheidung. Ich ganz allein habe entschlossen zu gehen. Das war freiwillig und es fühlt sich gut und richtig an.

Aber wieso verlassen Sie die Sendung?

Meine erste Sendung habe ich am 31. Januar 2001 gemacht. Ich kann mich zwar noch ganz genau an die erste Ausgabe über Sterbehilfe mit Frank Plasberg erinnern, aber es ist verdammt lange her. Nach 23 Jahren ist auch irgendwann mal gut. Ich möchte mich wieder mehr auf meine Rolle als Reporterin konzentrieren und eigene Geschichten machen.


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Ich wurde nicht herausgemobbt und es war auch keine Intrige: Ich bin einfach gegangen, weil ich es so wollte.


Brigitte Büscher


Herr Klamroth hat also nichts mit dieser Entscheidung zu tun?

Nein. Er hat mir angeboten, in welcher Rolle auch immer, mit ihm und seinem neuen Team weiterzumachen. Aber das wollte ich nicht. Ich wurde nicht herausgemobbt, und es war auch keine Intrige: Ich bin einfach gegangen, weil ich es so wollte.

Dann überrascht nur noch der Zeitpunkt: Warum gerade jetzt, mit dem Wechsel von "Hart aber fair" zur neuen Produktionsfirma Florida Factual?

Wir sind Anfang dieses Jahres mit der Idee gestartet, das Format ganz vorsichtig zu verändern. Wir wollten dabei sowohl Kontinuität wahren als auch neue Zuschauergruppen erreichen. Das wollte ich gerne so mittragen und meinen Beitrag dazu leisten, die Sendung zu verändern. Das ist uns gelungen: Meine Rolle ist sogar größer geworden, ich bin öfter rausgegangen und habe Umfragen gemacht, mehr faktische Einordnungen geliefert. Das hat Spaß gemacht.

Aber?

Die Hoffnung war, dass wir "Hart aber fair" mit einem neuen Moderator gemeinsam in die Zukunft tragen. Das hat auch Frank Plasberg so betont, und das war auch meine Sichtweise. Es war mir wichtig, dies mit der Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann, mit der über Jahre aufgebauten, erfahrenen Redaktion zu tun. Louis Klamroth hat sich anders entschieden. Er wird die Sendung mit seiner neuen Mannschaft verändern, das ist sein Auftrag. Umso mehr passte für mich nun der Zeitpunkt, Lebewohl zu sagen.

Wäre "Hart aber fair" also in den Händen von Ansager & Schnipselmann geblieben, hätten die Zuschauerinnen und Zuschauer Sie auch 2024 noch in gewohnter Rolle erlebt?

Vielleicht. Aber das ist ein Blick in die Glaskugel. Wissen Sie: Ich war mal auf der Henri-Nannen-Schule und auch wenn das schon sehr lange her ist, erinnere ich mich daran, wie es immer hieß, alle zwei bis drei Jahre müssen sie die Position wechseln, sonst wird es nichts mit der Karriere. Angesichts dessen sind 23 Jahre eine sehr lange Zeit. Aber ich habe es immer zu schätzen gewusst, Teil einer so tollen Redaktion gewesen zu sein. Und wie steil muss eine Karriere sein, damit es eine gute ist? Ich möchte meine Arbeit lieben – und das tue ich als Journalistin und Reporterin auf jeden Fall.

Wie genau fühlt sich dieser Abschied nun für Sie an?

Wie eine Zäsur in meinem beruflichen Leben. Aber ich nehme es auch als Schritt wahr, über den ich mich sehr freue. Für mich war diese Entscheidung eine Befreiung und das fühlt sich sehr gut an.


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Eine Sache der Interpretation. Das bleibt nun jedem selbst überlassen.


Brigitte Büscher


"Alles Gute, alles Liebe und wir werden sehen, was 2024 so kommt", sagten Sie am Ende Ihrer letzten "Hart aber fair"-Sendung. Der Podcast "Baywatch Berlin", produziert von Florida Entertainment, endet immer ganz ähnlich. Haben Sie sich da eine Anspielung gegönnt oder war das Zufall?

So eine Mischung, würde ich sagen.

Also doch kein Zufall?

Nein.

Sie haben sich also einen kleinen Seitenhieb erlaubt?

Eine Sache der Interpretation. Das bleibt nun jedem selbst überlassen.

Haben Sie denn nach der Sendung, als die Kameras abgeschaltet waren, die letzte Klappe gefallen war, noch einmal mit Louis Klamroth angestoßen?

Nein, mit ihm habe ich nicht angestoßen. Aber glauben Sie mir: Es war noch eine sehr lange Nacht, und es gab viele Getränke – und sogar einen Blumenstrauß. Ich bin zwar heute Morgen mit einem Kater aufgewacht, aber es war einer der besseren Sorte. Es hat sich gut angefühlt und das tut es auch immer noch.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Brigitte Büscher
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