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Wirbel um TV-Auftritt von Lisa Eckhart – das ZDF reagiert


"Kampf gegen Nazis verloren"
Wirbel um TV-Auftritt von Lisa Eckhart – das ZDF reagiert

Von t-online, sow

04.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Lisa Eckhart: Die Kabarettistin feiert am Freitagabend ihren ersten Auftritt in der ZDF-Sendung "Das literarische Quartett".Vergrößern des BildesLisa Eckhart: Die Kabarettistin feiert am Freitagabend ihren ersten Auftritt in der ZDF-Sendung "Das literarische Quartett". (Quelle: Axel Heimken/dpa-bilder)
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Ihr Auftritt im "Literarischen Quartett" sorgte bereits vorab für viel Aufregung. Dass die Kabarettistin Lisa Eckhart am Freitagabend im ZDF zu sehen sein würde, kritisierte der Autor Maxim Biller scharf. Doch der Sender blieb standhaft.

Ein am Donnerstag veröffentlichter Gastbeitrag von Maxim Biller in der "Süddeutschen Zeitung" hat für Wirbel gesorgt. Der jüdische Schriftsteller hatte in seinem Text die Einladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart zum "Literarischen Quartett" mit scharfen Worten kritisiert. Es sei eine Beleidigung für das Lebenswerk des jüdischen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, dass nun eine laut Biller offen antisemitische Künstlerin vom ZDF die TV-Bühne aufgebaut bekommt.

Auf Twitter finden sich zahlreiche lobende Kommentare für den Text, aber ebenso Kritik an den deutlichen Äußerungen. "Das 'Literarische Quartett' ist endgültig gestorben für mich" steht da einem Statement wie "Ich habe ja irgendwie den unbestimmten Verdacht, dass diejenigen, die Lisa Eckhart kritisieren, einfach zu wenig Bildung haben" gegenüber. Bereits vor der Ausstrahlung der Sendung war ein Streit darüber entstanden, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit der umstrittenen Kabarettistin umzugehen habe.

Doch womit hatte Maxim Biller für eine derartige Kontroverse gesorgt? Der 2013 verstorbene Marcel Reich-Ranicki habe mit der Büchersendung "die Krönung seines so großartigen wie aussichtslosen Lebenswerks" erlebt und es sei außerdem "die Quintessenz all dessen, was einmal die gemeinsame deutsche und jüdische Tradition ausgemacht hat", so Biller. Mit der Einladung Eckharts sei dies "Geschichte".


Biller formulierte drastisch: Reich-Ranicki habe mit der Einladung Eckharts "endgültig den Kampf gegen die Nazis verloren". "Wer (...) diese aus der Zeit gefallene Ostmark-Kabarettistin ausgerechnet ins 'Literarische Quartett' einlädt, will damit natürlich ein Zeichen setzen. Der will sagen: Die Zeiten, in denen in diesem Land die Juden mit ihrem Temperament, mit ihrer Weltläufigkeit, mit ihrem für uns viel zu schnellen Kopf, mit ihrem sehr menschlichen Verständnis von Literatur und Kunst das geistige Leben prägten, die Zeiten, in denen es wirklich so etwas wie die deutsch-jüdische Freundschaft gab, diese Zeiten sind jetzt, 70 Jahre nach dem Krieg, endlich wirklich vorbei."

Antisemitische Witze seien kein Kunstgriff

Eckhart würde "einfach nur antisemitisches Gerede von sexgierigen Juden repetieren" und wer das als Kunstfigur abtue, habe es nicht verstanden. "Was wie eine Ente quakt, watschelt und fliegt, ist eine Ente", so Biller. Die dieses Jahr durch ein Video aus dem Jahr 2018 heftig in die Kritik geratene Österreicherin wird von dem Autor direkt zitiert. "Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. Ich meine, den Juden Reparationen zu zahlen – das ist, wie Didi Mateschitz ein Red Bull auszugeben." Mateschitz ist Miteigentümer des Energygetränke-Herstellers, der Spruch von Eckhart impliziere also: Juden seien ohnehin stinkreich, und greife damit auf uralte, widerlegte sowie antisemitische Stereotype zurück.

Eckhart selbst wollte sich am Donnerstag nach Angaben ihres Verlags Zsolnay nicht zu der Kritik äußern. Das ZDF hingegen schon. Der Sender teilte auf Anfrage mit: "Die Redaktion hat Lisa Eckhart in ihrer Rolle als Schriftstellerin und Germanistin in das 'Literarische Quartett' eingeladen. Dass die Künstlerin mit ihrem konsequent satirischen Bühnenkonzept bewusst polarisiert und damit auch umstritten ist, steht dem nicht entgegen."

Die ZDF-Sendung, in der Maxim Biller selbst in der Vergangenheit regelmäßig Gast war, gerät schließlich deutlich unspektakulärer als der Wirbel, der vorab um sie gemacht wurde. Nur an einer Stelle horcht das Publikum auf, wenn Lisa Eckhart aus dem neuesten Werk des französischen Dauer-Provokateurs Michel Houellebecq zitiert und meint: "Man muss aufpassen, dass man nicht wird, was man spielt." Houellebecq warne davor, so Eckhart, "keine Trennung von Außen und Innen" erkennen zu lassen. Die Kunstfigur Eckhart und die österreichische Frau Lisa Lasselsberger, sie scheinen dieses Problem nur allzu gut zu kennen.

Verwendete Quellen
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