Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kim Kardashians Gesichtsformer Dieser neue Beautytrend ist eine Frechheit

Kim Kardashian will uns unser Doppelkinn wegnehmen. Das ist nicht nur lächerlich, sondern auch brandgefährlich.
Eine Kolumne von Janna Halbroth
Sie ist schön, erfolgreich und wohlhabend: Kim Kardashian. Viele möchten sein und vor allem aussehen wie sie. Das soll nun ganz leicht gelingen – und zwar im Schlaf.
Das verspricht jedenfalls der neue Gesichtsformer von Kardashians Beautymarke Skims. Zu unserem Glück hört nämlich die Innovation nie auf, wie es auf dem Instagram-Profil der Marke heißt, und so können wir uns jetzt alle über einen "brandneuen Gesichtswickel" freuen, der uns eine "ultraweiche Kieferunterstützung" dank "Seamless Sculpt-Material" bieten und so zu einem "unverzichtbaren Bestandteil" unserer "nächtlichen Routine" werden soll. Wer jetzt Fragen hat, der ist damit nicht allein.
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Denn viele von uns wussten bis eben weder, dass unser Kiefer Unterstützung braucht, noch, dass es so etwas wie nächtliche Routinen gibt, die mehr beinhalten als Schlaf. Aber weit gefehlt! Wer bisher dachte, die untere Partie unseres Kopfes mache einfach von ganz allein ihr Ding, der hat offenbar gar keine Ahnung. Nee, also wirklich nicht! Und warum sollte der Kiefer auch alleinstehend bleiben, wenn er sich doch jetzt nachts in ein von Kim Kardashian "formgebendes Material mit Kollagenfasern" betten kann. Unser Gesicht wird in Teilen gehalten, und das im Schlaf. "Halt die Fresse" bekommt plötzlich eine ganz neue Bedeutung.
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Verkürzt könnte man das Ganze aber auch auf das herunterbrechen, was es eigentlich ist: Die Schönheitsindustrie macht mit einer Unsicherheit, die meistens Frauen betrifft, ordentlich Kohle. Lange wurden wir darauf vorbereitet, dass eine perfekte "Jawline" – hört sich halt besser an als Kieferpartie – das Must-have im Gesicht ist. Und was beeinträchtigt diese Jawline ganz gewaltig? Richtig: das gute alte Doppelkinn. Für die Schönheitsindustrie macht dieser scheinbare Makel unter dem Gesicht plötzlich doppelt Sinn. Das Doppelkinn muss weg, und sie haben die Lösung.
Also verkauft uns Skims etwas, das aussieht, als hätte man einen alten Mundschutz aus Corona-Zeiten falsch herum auf den Kopf gesetzt, und will uns so weismachen, wir könnten einfach so aussehen wie Kim Kardashian. Die sah ebenfalls von gestern auf heute anders aus, aber ganz sicherlich nicht, weil sie im Schlaf mit Kollagenfasern gekuschelt hat. Vielmehr ist ihr Körper ein Gesamtkunstwerk, das von Schönheitschirurgen geschaffen wurde.
Die 44-Jährige hat sich zahlreichen Operationen unterzogen. Diese boten ihr die Gelegenheit, ihr Aussehen schnell zu verändern. Die Eingriffe kosten Geld, viel Geld. Doch das ist im Hause Kardashian durchaus vorhanden. So konnte sich nicht nur Kim eine neue Optik leisten, sondern ihre Geschwister samt Mutter gleich mit.
Welche Gründe auch immer Kim Kardashian dazu veranlasst haben, ihr Äußeres verändern zu lassen: Es ist ihre Entscheidung, und sie braucht sich für diese nicht zu rechtfertigen. Dass sie uns aber weismachen will, irgendeine dieser Veränderungen habe etwas mit dem Gesichtsformer zu tun, ist dann allerdings, gelinde gesagt, frech. Dass sie uns mit ihrer Shapewear fürs Gesicht unser Doppelkinn nehmen will, ist ein eigentlich nicht nett gemeinter Versuch, uns für dumm zu verkaufen.
Ein Doppelkinn gehört zu vielen Gesichtern, ob dünn, dick, lang oder kurz. Es als etwas zu verteufeln, das in der oft einzigen Ruhephase unseres Alltags weggequetscht werden muss wie ein lästiger Pickel, tut niemandem gut, schürt falsche Hoffnungen und weckt irreführende Erwartungen.
Und ganz ehrlich, wenn es wirklich so einfach wäre, könnte man sich ja gleich nachts in eine Ganzkörperfrischhaltefolie wickeln und über Nacht zum Topmodel werden. Hoffentlich liest Kim Kardashian das jetzt nicht.
- Eigene Beobachtungen
- instagram.com: Profil von skims