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"Tatort": Dieser Fall von Borowski will so viel – und misslingt doch


Neuer Borowski-Fall vom NDR
Dieser "Tatort" will so viel – und misslingt doch

  • Steven Sowa
MeinungVon Steven Sowa

07.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Axel Milberg: In seiner "Tatort"-Rolle versucht er diesmal vor allem telefonisch, Schlimmes zu verhindern.Vergrößern des Bildes
Axel Milberg: In seiner "Tatort"-Rolle versucht er diesmal vor allem telefonisch, Schlimmes zu verhindern. (Quelle: NDR/ARD/Thorsten Jander)

Ach wie schade. Der neue Borowski-"Tatort" hätte so gut werden können. Doch leider schafft es der Krimi nicht über den Konjunktiv hinaus. Eine bittere Erkenntnis.

Mit "geheimnisvoll" ist dieser "Tatort" nur unzureichend beschrieben – und doch trifft es den Kern der Erzählung. Denn zusätzlich zu einer mysteriösen Nebenfigur und einer bedeutungsvollen Liedauswahl ist es vor allem der Kieler Hauptkommissar Klaus Borowski, der in ungewöhnlicher Manier ermittelt. Das alles zusammen reicht für das Prädikat "besonders" – aber den Weg zum "wertvoll" verbaut sich der Krimi leider mit einer unnötig verrätselten Geschichte.

Dabei hätte alles so gut werden können, sehr gut sogar. Dieser Krimi aus dem Hause des NDR hat etwas gewagt und Klaus Borowski außer Gefecht gesetzt. Der von Axel Milberg gespielte Kommissar hat eine schwere Kopfverletzung erlitten und liegt im Krankenhaus, während seine Ermittlungspartnerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) klären muss, wer für den Tod einer Radfahrerin verantwortlich ist. Borowski wirkt benommen, erhält merkwürdige Anrufe, richtet seine eigene Ermittlungszentrale ein – und schert sich nur noch wenig um offizielle Dienstwege und Absprachen mit Sahin …

Weniger wäre hier mehr gewesen

All das ist ungewöhnlich, es ist sogar spannend, denn anfangs wollen die Zuschauer nicht nur dem Täter, sondern auch dem seltsamen Verhalten des Ermittlers auf die Spur kommen. Leider liegt der Teufel hier im Detail. Der von den Drehbuchautoren Eva und Volker A. Zahn geschriebene "Tatort" will zu viel auf einmal sein: eine Art künstlerisch anspruchsvoller Autorenfilm, ein vertrackter Krimi und ein in die Tiefe gehendes Ermittlerporträt des Kieler Urgesteins Borowski. Weniger wäre hier mehr gewesen.

"Diese Amnesie lässt nur Temperatur, Farben, Gerüche aufflackern, kein Bild, keinen Ort, keine Handlung", heißt es über die Erinnerungslücken des "Tatort"-Kommissars im Film und es drückt bezeichnenderweise aus, was auch mit der Geschichte nicht stimmt: Sie wabert vor sich hin, findet keinen Halt – und so viel muss leider verraten werden: Auch das Ziel verfehlt dieser Krimi vollends.

Krimis werden an ihrer Auflösung gemessen – und das geht schief

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Axel Milberg auch Drama kann. Der Schauspieler kann in den 90 Minuten sein ganzes Können aufbieten, überzeugt in der Mischung aus messerscharfem Analytiker und maximal verwirrtem Mann mit fehlender Impulskontrolle. Auch der Rollentausch, bei dem nun Almila Bagriacik plötzlich zur Chefermittlerin wird, ist eine willkommene Abwechslung. Womit wir wieder beim Anfang wären: Es hätte alles so gut werden können ...

Wie das mit Krimierzählungen eben so ist, steht und fällt die Bewertung des Films mit dem Ende, mit der Auflösung des Falls. Und diese misslingt, weil alle Rätsel ungelüftet bleiben, weil "Borowski und die große Wut" nur Ideen liefert, aber keine Ergebnisse. Die mysteriöse Nebenfigur der Maren Puttkammer, von Sophie von Kessel gespielt, ist dafür das Paradebeispiel: Ist sie nur ein Hirngespinst Borowskis – oder doch eine reale Ablenkung, gar eine Affäre des Kommissars?

Sie spielt toll, ist ein Farbklecks in dem sonst düsteren Familiendrama. Als sie den Nina-Simone-Klassiker "Ain't Got No / I Got Life" schmettert, ist das nicht nur schön anzuhören, der Text gibt auch inhaltlich eine verheißungsvolle Komponente zu der vermeintlich aussichtslosen Welt von Celina, die bei diesem "Tatort" die zweite Hauptfigur neben Borowski ist und von der Nachwuchsschauspielerin Caroline Cousin brillant gespielt wird. Aber all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Faktoren nur Nebengeräusche sind, die angesichts des überladenen Gesamtkonstrukts verpuffen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • ARD-Mediathek: "Tatort: Borowski und die große Wut"
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