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Kommentar zum Dieselgipfel: Am Ende zählt mal wieder das Geld


Kommentar zum Dieselgipfel
Im Abgas-Skandal zählt mal wieder das Geld

t-online, Jan Schmidt

01.08.2017Lesedauer: 2 Min.
Dieselmotoren haben in Innenstädten nur eine Zukunft, wenn die SCR-Technik flächendeckend Einzug hält.Vergrößern des BildesDieselmotoren haben in Innenstädten nur eine Zukunft, wenn die SCR-Technik flächendeckend Einzug hält. (Quelle: daimler)
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Seit fast zwei Jahren geht in der Autowelt ein Gespenst um. Manipulationen am Abgasverhalten von Diesel-Fahrzeugen lautet der berechtigte Vorwurf: Die für ihre Effizienz gelobten Selbstzünder stoßen in der Realität wesentlich mehr gesundheitsgefährdende Stickoxide (NOx) aus, als bei den bislang verbindlichen Euro-Norm-Tests auf dem Prüfstand. Doch die Realität verlangt nun Nachrüstungen, die bezahlt werden wollen.

Kommentar von Jan Schmidt

Fakt ist, dass die Messwerte der Luftverschmutzung in den Städten seit Jahren – wenn überhaupt – nicht signifikant gesunken sind. Die Folge ist weniger schlicht, als ergreifend: Es geht um Menschenleben. Zig Tausende Menschen sterben wegen der Schadstoffbelastung "vorzeitig" und kaum beachtet in den Krankenhäusern unserer Republik – rund zehn Mal so viele, wie die Anzahl der jährlich tödlich verunglückten Unfallopfer. Wer jetzt die hohen Kosten und die Unannehmlichkeiten, die auf unsere einstige Vorzeigeindustrie zugekommen sind und noch zukommen werden, ins Feld führt, der verkennt den Ernst der Lage.

Technischer Weg über SCR-Nachrüstung

Können Kosten wirklich als Argument in dieser Debatte dienen? Bislang versucht sich die Industrie mit simplen Software-Updates aus der Affäre zu ziehen, doch deren Effektivität im Hinblick auf die NOx-Reduktion ist relativ gering. In unabhängigen Tests, in denen betroffene Modelle nachträglich mit der Technik der Selektiven Katalytischen Reduktion (SCR) ausgestattet wurden, zeigten sich erstaunlich niedrige NOx-Werte. Auf der technischen Seite ist eigentlich alles klar.

Die Kosten für die Umrüstung auf Selektive Katalytische Reduktion (SCR) werden auf rund 1500 Euro pro Fahrzeug taxiert. Bei angenommenen 13 Millionen betroffenen Fahrzeugen summieren sich also knapp 20 Milliarden Euro – in etwa diesen Betrag musste VW allein in den USA bislang zur Abgas-Skandal-Schlichtung aufwenden. Ein unlängst eingerichteter Fonds, der jeweils zur Hälfte von der Industrie und vom Steuerzahler gefüttert wird, soll schon mal mehrere Hundert Millionen Euro für den Klimaschutz ansammeln.

Droht uns eine ähnliche Situation wie in der Bankenkrise

Um unsere Luftqualität zu verbessern, wäre der Rechnungsempfänger eigentlich egal und ein Einspringen des Staates erscheint sinnvoll. Allerdings würden dann wieder die Gewinne in relativ wenige Taschen wandern und die Verluste allen Steuerzahlern auferlegt. Die Gefahr, dass sich die Situation, die wir in der Bankenkrise erlebten, nun auch – etwas kleiner dimensioniert – in der Autobranche wiederholt, ist nicht gering und durch den Fonds zum Teil schon erfolgt.

Diesel in der Stadt: SCR-Nachrüstungen sind unausweichlich

Der einzige Lösungsweg, den die Politik ohne Verlust der eigenen Integrität gegenüber der Bevölkerung einschlagen kann, ist die Aussperrung der betroffenen Fahrzeuge. Die deutsche Autoindustrie fährt seit einigen Jahren und bis heute ein Rekordergebnis nach dem anderen ein, doch gegen die Durchführung zwar relativ teurer aber effektiver Nachrüstungen sträubt sie sich.

Ein Ergebnis des Dieselgipfels lässt sich bereits vorwegnehmen: SCR-Nachrüstungen sind unausweichlich. Inwiefern sich der Staat an den entstehenden Kosten beteiligt, lässt Schlüsse auf die hiesigen Machtverhältnisse zu. Spannend dürfte auch werden, ob es den Vertretern von Bund und Ländern überhaupt gelingt, eine gemeinsame Position zu vertreten. Bisweilen wirkten die staatlichen Akteure aus den jeweiligen Ministerien recht uneinig.

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