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Tourist Trophy: Der Tod fährt mit


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Tourist Trophy: Der Tod fährt mit

Benedikt Sauer

05.10.2012Lesedauer: 3 Min.
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Filmszene aus "Isle of Man TT – Hart am Limit".Vergrößern des Bildes
Filmszene aus "Isle of Man TT – Hart am Limit". (Quelle: Ascot Elite Entertainment Group)

Die legendäre Tourist Trophy auf der Isle of Man zählt seit über 100 Jahren zu den härtesten und vor allem gefährlichsten Motorrad-Rallyes der Welt. Wer hier an den Start geht, setzt sein Leben aufs Spiel – und das ist allen Fahrern bewusst, wie es auch der Doku-Film "Hart am Limit" eindrucksvoll aufzeigt, der jüngst in Deutschland seine Premiere feierte.

Normalerweise sind Straßenrennen strengstens verboten. Doch dank einer Sonderstellung im Vereinigten Königreich geht auf der Isle of Man, einer autonomen Insel in der irischen See, alles mit rechten Dingen zu, wenn tollkühne Teufelskerle auf ihren röhrenden Rennmaschinen mit weit über zweihundert Sachen durch eine geschlossene Ortschaft donnern.

Die Tourist Trophy findet einmal im Jahr über zwei Wochen hinweg statt und erstreckt sich über einen knapp 61 Kilometer langen Straßen-Rundkurs, den so genannten "Mountain Course", der es ohne jeden Zweifel in sich hat. Bespickt mit allerlei heimtückischen Stellen, trauen sich nur die besten und waghalsigsten Fahrer an diese ultimative Herausforderung. Es locken nicht nur Ruhm und der immense Respekt der Rennfahrer-Elite. Die meisten Teilnehmer fühlen sich vor allem durch den unvergleichlichen Kick und die unzähligen Grenzerfahrungen wie magisch angezogen. Wer einmal mitmacht ist infiziert. >>

Für die Zuschauer ist es indes ein Erlebnis, diesen Fanatismus, diese Leidenschaft und den Wahnsinn mit seiner atemberaubenden Geschwindigkeit und Dramatik live mitzuerleben. Was derweil in den Köpfen der Fahrer vor sich geht, lässt sich nur erahnen. Man könnte meinen, Angst ist ihr Treibstoff, doch es ist weit komplexer, wie es die Dokumentation "Isle of Man TT – Hart am Limit" offenbart, indem sie tief in den Alltag und in die Psyche der Rennfahrer eintaucht. Hauptdarsteller ist Guy Martin, für den alle Rennfahrer verrückt sind. "Sie sehen ganz normal aus, sind aber in Wirklichkeit nicht ganz richtig im Kopf", sagt er. "Aber man ist kein echter Rennfahrer, wenn man die Tourist Trophy nicht gewonnen hat."

Dazu gehört das Pokerspiel mit dem Tod, das von Fahrern wie Martin als unvermeidlich angesehen wird. Es gehört eben dazu, wenn man bei diesem Rennen gewinnen will. Und kaum sitzt man auf seiner Rennmaschine, zählt nur noch der Sieg über die knapp 270 Kurven, die man sich schon viele Wochen zuvor fanatisch ins Gedächtnis gepresst hat – immer und immer wieder. >>

Denn wenn man die Ideallinie nur um zehn Zentimeter verfehlt, kann das der Weg ins Jenseits sein, sagte einst der erfolgreichste deutsche Fahrer Siegfried Schauzu, der bislang neun Siege einfuhr.

Den absoluten Rekord hält mit beeindruckenden 26 TT-Siegen Joey Dunlop, der schon zu Lebzeiten als echte Legende vergöttert wurde. Nachdem der Nordire 2000 bei einem Rennen in Estland tödlich verunglückte, errichtete man ihm zu Ehren auf der Isle of Man sogar ein Denkmal. Zu den noch lebenden erfolgreichsten Fahrern zählt John McGuinness, der mit insgesamt 19 Siegen derzeit den zweiten Platz belegt und immer näher an Dunlop heranrückt.

Nicht weniger als 237 Todesfälle

Die traditionelle Strecke wurde in all den Jahrzehnten bislang nur leicht entschärft, damit das Vollgas-Spektakel auch ein unverfälschtes, knallhartes Straßenrennen bleibt. Auslaufzonen, wie es sie auf normalen Rennstrecken gibt, sind auf dem Mountain Course eine absolute Rarität. Besonders riskante Hindernisse werden – wenn überhaupt – nur mit ein paar übereinander gestapelten Strohballen gesichert. Als ob das etwas ausmachen würde, wenn die Rennfahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von bis zu 211 Stundenkilometern über den Asphalt dröhnen. Zum Vergleich: Auf üblichen, gut abgesicherten Grand-Prix-Rennstrecken werden im Schnitt gerademal etwa 160 km/h erreicht.

Wer auf der Isle of Man bei solchen Geschwindigkeiten die Kontrolle über sein Bike verliert, blickt dem Tod direkt ins Auge. Mehrfache Knochenbrüche und schwere Verletzungen sind bei den dramatischen Stürzen fast schon garantiert. Nicht selten wird ein Fehler mit dem Leben bezahlt, mehr als 235 Tote forderte das gefährlichste Motorradrennen der Welt bereits. Das lässt erahnen, unter welch immens hohem Druck die Fahrer stehen, vor allem mental. Sie und ihre Maschinen werden bis ans Limit getrieben. >>

Wie böse das enden kann, wird jedes Jahr aufs Neue gezeigt. So auch in der Dokumentation von Richard De Aragues, als das Motorrad von Guy Martin bei über 200 km/h explodiert und ihn zu Boden schleudert. Das Ergebnis sind vier gebrochene Rippen, zwei angebrochene Rückenwirbel und ein verblüffendes Fazit: "Ich würde es wieder so machen. Ich bin für das Rennen bestimmt."

Beeindruckende Bilder von der Isle of Man Tourist Trophy finden Sie in unserer Foto-Show.

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