Elektro-Harley "Project Livewire" im Test
Die "Project Livewire" ist ganz klar als Supersportler konstruiert. Der Rahmen aus Vollaluminium – eine Premiere bei Harley-Davidson – bringt nur 6,3 Kilo auf die Waage.
Hinter dem Solo-Sattel folgt ein kurzes knackiges Stummelheck. Die Fußrasten sind zurück verlegt und ermöglichen zusammen mit dem Lenker eine sportliche, aber nicht unbequeme Sitzposition.
Das zentral angeordnete einzelne Federelement, das die Hinterradschwinge aus Aluminium führt, verrät ebenfalls die sportliche DNA des Elektro-Motorrades.
Beim Thema Elektromotorrad darf natürlich eine Beleuchtung in modernster LED-Technik nicht fehlen.
Statt Tankdeckel hat die "Project Livewire" auf der linken Seite einen Ladestecker, über den der 300 Volt starke Akku in dreieinhalb Stunden geladen wird.
Der Blick auf Details wie diesen primitiven Kabelbinder, der den Deckel der Ladebuchse gegen Verlust sichert, verrät, dass diese Maschinen noch Prototypen sind.
Rechts neben dem Gasgriff sind der Ein- und Ausschalter. Drückt man auf "Start" daneben, wird die "Project Livewire" sozusagen "aktiviert". Danach genügt ein Dreh am Gasgriff und die Fahrt geht los. Diese Bauelemente stammen aus der Großserie.
Die Bedienelemente links bieten die gleichen Funktionen wie herkömmliche Motorräder. Aber an diesem Griff fehlt der Kupplungshebel, der mangels eines Getriebes überflüssig ist.
Die Spiegel, auf deren Vorderseite die Blinker montiert sind, sind leider sehr ungünstig montiert. Sitzt man auf dem Motorrad, verdecken Hände und Arme den Blick auf den Spiegel. Der Fahrer müsste sich seitlich nach vorne beugen, um im Rückspiegel etwas sehen zu können.
Der Touchscreen ersetzt das klassische Cockpit. Im Stand sieht der Fahrer hier die wichtigsten technischen Informationen wie beispielsweise Ladestand und Temperatur des Akkus. Zudem kann er zwischen den beiden Modi "Power Ride" und "Range Ride" wählen.
Während der Fahrt werden hier die Geschwindigkeit, die restliche Reichweite und die momentan abgerufene Leistung (in Prozent) angezeigt. Sollte der Akku zu heiß werden, warnt eine Temperaturanzeige rechtzeitig.
Gas geben und fertig. Ohne Getriebe und Kupplung fährt sich die "Project Livewire" so einfach wie ein Motorroller. Nur ist sie schneller ... viel schneller.
Wer den Gashahn aufreißt, fliegt mit der "Project Livewire" in vier Sekunden von Null auf Hundert. Dem wanted.de-Redakteur, der eher der Fraktion der Cruiser angehört, wurde es da schnell mulmig. Nicht zuletzt auch, weil jeder einzelne dieser Prototypen soviel wie ein Einfamilienhaus kostet.
Die Sitzposition ist eher wie bei einem Sporttourer ausgelegt. Die Fußrasten sind nicht so weit hinten, dass die Fersen fast in den Gesäßtaschen stecken und man sitzt leicht vorgebeugt aufrecht. In dieser Aufnahme sieht man den Elektromotor in seinem gefrästen Metallgehäuse sehr gut.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die leichte Bremswirkung, wenn der Fahrer vom Gas geht. Der Elektromotor wirkt dann wie ein Dynamo und nutzt den Schwung, um den Akku zu laden. Dadurch entsteht eine Art Motorbremse. Im Leerlauf an die Ampel ausrollen lassen geht also nicht wirklich.