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Praktische Führerscheinprüfung: Darum fallen immer mehr durch


Bundesweit steigende Quote
Praktische Führerscheinprüfung: Darum fallen immer mehr durch

Von dpa, ccn

Aktualisiert am 17.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Fahrschule: Bundesweit steigen seit Jahren die Durchfallquoten bei der Führerscheinprüfung für das Auto.Vergrößern des BildesFahrschule: Bundesweit steigen seit Jahren die Durchfallquoten bei der Führerscheinprüfung für das Auto. (Quelle: Swen Pförtner/dpa)
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Stoppschild ignoriert, Zebrastreifen überfahren – der Anteil der Durchfaller bei der Führerscheinprüfung steigt. Sind unsere Fahrschüler schlechter als früher?

Manchmal genügt ein kleiner Moment der Unachtsamkeit – und alles ist gelaufen. Die praktische Führerscheinprüfung wird zunehmend zum Stolperstein für Fahranfänger. Wer einmal durchfällt, nimmt es noch sportlich. Doch spätestens beim zweiten Mal kann der Traum vom Autoführerschein zum Alptraum werden.

"Jede nicht bestandene Prüfung belastet die Fahrschülerinnen und Fahrschüler mental und finanziell", sagte Richard Goebelt, Geschäftsführer des TÜV-Verbands.

Die Quote der Durchfaller steigt

Nach Angaben seines Verbands wurde 2022 ein Rekord bei der Zahl der Führerscheinprüfungen erreicht. Rund 3,6 Millionen praktische und theoretische Prüfungen gab es – damit wurde der bisherige Spitzenwert von 2019 mit einem Zuwachs von rund 20.000 praktischen Prüfungen übertroffen und erreichte wieder Vor-Corona-Niveau. 2020 und 2021 waren die Zahlen pandemiebedingt gesunken. Viele Fahrschulen hatten zeitweilig geschlossen (lesen Sie hier mehr zu den aktuellen Entwicklungen). Allerdings ist auch die Durchfallquote enorm gestiegen.

39 Prozent der theoretischen Prüfungen für alle Fahrerlaubnisklassen wurden im vergangenen Jahr nicht bestanden. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als noch 2013. Bei den praktischen Prüfungen bestanden 37 Prozent der Fahrschüler den normalen Autoführerschein nicht. 2016 waren es 31 Prozent.

Auffällig ist aber, dass die Durchfallquoten für den Führerschein mit 17 um einige Prozentpunkte geringer sind als jene für den normalen Auto-Führerschein der Klasse B.

Video | Historie: Darum wurde der Führerschein eingeführt und so sah die Prüfung aus
Quelle: Glomex

Steigende Durchfallquoten: Woran liegt es?

Die Suche nach den Gründen gestaltet sich schwierig, zumal dieser Trend auch international zu sehen ist. Eine Ursache ist aus Sicht der Prüforganisationen der komplexer und dichter werdende Straßenverkehr: Laut Umweltbundesamt waren im Jahr 2000 noch 532 Autos pro 1.000 Einwohner zugelassen, 2020 waren es schon 580. Die Fahrleistung aller Autos stieg in Deutschland von 1991 bis 2019 um rund 30 Prozent. Besonders macht sich das in Großstädten mit Staus, unübersichtlichen Verkehrssituationen, neuen Bus- und Fahrradspuren bemerkbar.

Schon 2019 führten Fahrlehrer die erhöhten Durchfallquoten zudem auf mehr nicht-deutschsprachige Bewerber zurück. Die hätten neben Sprachproblemen oft auch mit einer anderen Verkehrskultur zu kämpfen. Bei den theoretischen Prüfungen kann man sich neben Deutsch auch in elf weiteren Fremdsprachen schriftlich prüfen lassen. Doch in der Praxis helfe das nicht, sagte Georg Meier, Vorstandsmitglied im Bayerischen Fahrlehrerverband, dem ZDF: "Es ist natürlich was anderes, wenn man mit jemandem im Auto sitzt, der die Sprache nicht gut versteht. Da ist es nahezu unmöglich, komplizierte Verkehrsregeln zu erklären."

Ist die Prüfung schwieriger geworden?

Die Prüfung selbst sei nicht schwieriger geworden, betonte Vincenzo Lucà, Sprecher des TÜV Süd, der für Bayern und Baden-Württemberg die Prüfer stellt. Dem hält Jürgen Kopp, Chef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. entgegen: Die Prüfungszeit wurde verlängert, Inhalte vereinheitlicht. In der praktischen Prüfung seien Fahraufgaben vorgegeben. Das habe es früher nicht gegeben. Lucà nimmt die Prüfer, übrigens ausgebildete Ingenieure, in Schutz: "Man lässt keinen Prüfling einfach so durchfallen."

Nicht mehr Priorität Nummer Eins

Turbo-Abi, Freizeitstress, Wechsel in den Job – junge Leute sind "konkurrierenden Anforderungen" ausgesetzt, weiß der ADAC. Der Führerschein laufe nebenher. Er sei nicht mehr Priorität Nummer Eins auf der To-do-Liste, beobachtete schon 2019 Dieter Quentin, Kopps Vorgänger als Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

Verkehrspsychologin Claudia Happe geht einem anderen Verdacht nach: "Ein wichtiger Aspekt könnte sein, dass das digitale Interesse ausgeprägter zu sein scheint als das Interesse für das Verkehrsgeschehen." Früher schauten Jugendliche als Beifahrer raus, heute schauen sie auf das Smartphone. "Dadurch könnte der Bezug zum Verkehr verloren gehen", warnt sie.

Zeit- und Kostendruck bei den Schülern

Für TÜV-Sprecher Lucà könnte die Durchfallquote zudem etwas mit Zeitdruck zu tun haben. "Ein Führerschein kostet Geld. Man versucht, früh an den Schein zu kommen." Denn mit mindestens 1.800 bis 2.200 Euro im Schnitt ist der Autoführerschein schon im ersten Anlauf ein teures Vergnügen. Für Durchfaller kommen Kosten für weitere Fahrstunden dazu, eine erneute TÜV-Prüfungsgebühr und Anmeldekosten, die Fahrschulen berechnen.

Verwendete Quellen
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