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Kleinkunst am Kühler: Aufwendig produzierte Auto-Markenzeichen


Kleinkunst am Kühler
Aufwendig produzierte Auto-Markenzeichen

Von dpa
Aktualisiert am 02.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Katze auf Kühler: Richtige Figuren an der Fahrzeugfront sind heute selten, auf klassischen Autos wie diesem Jaguar aus den 1950er Jahren sieht man sie häufiger.Vergrößern des BildesKatze auf Kühler: Richtige Figuren an der Fahrzeugfront sind heute selten, auf klassischen Autos wie diesem Jaguar aus den 1950er Jahren sieht man sie häufiger. (Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn./dpa)
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Wülfrath/Goodwood (dpa/tmn) - Ein Dutzend Einzelteile und ebenso viele Arbeitsschritte, vom Druckguss bis zur Politur, die Montage von Hand und danach eine mechanische Endkontrolle für jedes einzelne Exemplar: Wo andere einfach nur eine Plakette ans Auto pappen, treibt der Zulieferer Witte Automotive für den Stern hoch oben auf dem Kühler der meisten Mercedes-Modelle einen großen Aufwand.

"Jeder Stern geht durch zehn Hände, bevor er unser Werk in Wülfrath verlässt", sagt Pressesprecherin Bettina Janke und nennt imposante Zahlen: So werden für die bis zu 30.000 Sterne im Monat fast sieben Tonnen einer speziellen Zinklegierung verarbeitet. Die Produktion mag kompliziert sein, doch kreativ ist sie nicht. Schließlich gibt es bei Mercedes nur die eine Kühlerfigur. Und selbst die macht immer öfter Platz für einen großen Stern im Grill.

Schwäne, Schweine und tanzende Elefanten

Früher war das ganz anders, sagt Ruth Schumacher. Die Waiblingerin hat eine der größten Sammlungen an Kühlerfiguren zusammengetragen. Dass sie mittlerweile über circa 1500 verschiedene Kühlerfiguren und Embleme ihr Eigen nennt, liegt an der Kreativität der ersten Autokäufer. Denn in den Kindertagen des Autos waren es nicht die Hersteller, sondern die Kunden, die eine entsprechende Figur beim Kunsthandwerker ihrer Wahl in Auftrag gegeben haben, so Schumacher.

Wer bei Oldtimertreffen durch die Reihen schreitet, sieht deshalb gläserne Schwäne, goldene Löwen, silberne Schweine, Indianerköpfe aus Bleikristall und sogar tanzende Elefanten. Während den Bugatti-Elefanten wohl nur Experten kennen, ist der "Geist der Verzückung", so die offizielle Übersetzung der Rolls-Royce-Patin, so geläufig, dass die meisten die leicht bekleidete Muse sogar beim Spitznamen kennen: Lady Emily. Die Skulptur wird in einer kleinen Manufaktur bei Southampton weitgehend von Hand hergestellt.

Die mehrtägige Prozedur beginnt laut Hersteller mit einem 3D-Abbild des Originals, aus dem im nächsten Schritt ein Werkzeug entsteht, dessen kleinste Details zusätzlich von Spezialisten mit extrem feinen Messern nachgearbeitet werden. Diese Formen werden bei 1600 Grad Celsius mit flüssigem Edelstahl gefüllt.

Danach werden Gussreste im Luftstrom mit Stahlkügelchen von 0,04 Millimetern Durchmesser entfernt. Erst dann erzeugen die Polierer mit viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Zeit jenen besonderen Hochglanz, der jede Emily so ungemein kostbar schimmern lässt.

Die erste Figur schraubte ein Lord im 19. Jahrhundert an

Trotz ihres jugendlichen Looks hat die Dame bereits über 100 Jahre auf dem Buckel, seit sie 1911 das erste Mal montiert wurde. Doch die älteste Kühlerfigur ließ sich Lord Montagu of Beaulieu 1899 auf den Kühler seines Daimlers hat schrauben. Sein Christopherus gilt als erste und damit älteste Kühlerfigur der PS-Welt.

"Der Fußgängerschutz und die Aerodynamik machen der Kühlerfigur das Leben schwer", sagt Ruth Schumacher. Wo es früher zuging wie im Skulpturengarten, ist die Kühlerfigur heute zur Seltenheit geworden.

Das heißt nicht, dass die Marken diese Figuren nicht mehr wertschätzen: So hat Bentley zur Premiere des Flying Spur auch wieder ein neues Flying B für den Kühler entwickelt. Allein für das Design dieses geflügelten und auf Wunsch auch beleuchteten Buchstabens hat man sich laut Hersteller mehr als ein Jahr Zeit gelassen.

Plaketten statt Figuren

Nur weil sie die Kühlerfiguren ausgemustert haben, mangelt es aber auch den anderen Marken nicht gleich an der Liebe zum eigenen Label. Klar, der Opel-Blitz, der Peugeot-Löwe und selbst der berühmte Dreizack von Maserati, die platt auf dem Blech kleben, sind Massenartikel aus dem Aluminium- oder Kunststoff-Spritzguss und kosten nur ein paar Cent. Doch beweisen andere Marken, dass man auch für solche Applikationen einen großen Aufwand treiben kann.

Die Special Vehicle Operations (SVO) von Jaguar und Land Rover etwa führt mit dem neuen Range Rover auch ein neues Badge ein, das eigens aus Keramik hergestellt wird und deshalb optisch wie haptisch ganz neue Eindrücke verspricht, sagt SVO-Chef Michael van der Zande.

Das Markenlogo von Bugatti im Grill des Chiron wird laut Hersteller bei einem Juwelier in Süddeutschland aus massivem Sterling-Silber gegossen und so aufwendig emailliert, dass die Produktion mehrere Tage dauert und pro Teil schon im Einkauf allein 500 Euro kostet.

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