Jeder dritte Vertrag betroffen Daten an die Schufa gegeben – bekommen Mobilfunkkunden Schadensersatz?
Mobilfunkanbieter haben ohne Zustimmung Kundendaten an die Schufa weitergeleitet. Betroffene könnten nun Schadensersatz bekommen.
Jeder kennt die berühmt-berüchtigte "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" – die Schufa. Und fast jeder, der schon einmal einen Vertrag mit einer Bank, einem Mobilfunkanbieter oder Vermieter abgeschlossen hat, ist auch mit ihr in Kontakt gekommen.
Und weil die Daten, mit der die Schufa umgeht, so sensibel und privat sind, benötigt es dafür die Zustimmung der Einzelperson. Gleiches gilt, wenn Unternehmen Daten eines Vertragspartners an die Schufa weiterleiten. Doch nicht jeder scheint sich daran zu halten.
Dem Technikportal "heise" zufolge leiten noch immer viele große Mobilfunkanbieter Daten von Kundinnen und Kunden ohne deren Zustimmung an Auskunfteien weiter, die diese Informationen dann zur Profilbildung benutzen. Wie das genau funktioniert, können Sie hier nachlesen.
Betroffenen steht Schadensersatz zu
Diese Tatsache ist an sich nicht neu. Schon länger ist bekannt, dass Mobilfunkunternehmen diese rechtswidrige Praxis anwenden. Erschreckend sei aber, dass kaum ein Anbieter seine Übermittlungspraxis angepasst habe, wie Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kölner Kanzlei WBS "heise" erklärt.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht für Betroffene: Denn ihnen steht laut Solmecke bis zu 5.000 Euro Schadensersatz zu. "Das sind Schadensersatzzahlungen, die etliche Gerichte in der Vergangenheit bei illegalen Schufa-Einträgen auch genau so ausgeurteilt haben", so der Anwalt zu "heise".
Und für die Mobilfunkanbieter könnte es jetzt richtig unangenehm werden. Solmecke will mit der Rechtsberatungsplattform "Legalbird" Klagewillige unterstützen. Bislang hätten sich rund 100.000 Verbraucher bei der Plattform gemeldet. Zunächst werde jeder Einzelfall geprüft und mit jenen Betroffenen gearbeitet, die eine Rechtsschutzversicherung haben.
Jeder dritte Mobilfunkvertrag ist betroffen
Hintergrund ist, dass die Rechtsklage noch nicht klar sei und man die Kosten für die Mandanten gering halten wolle. Erste Klagen seien schon raus, es sollen "Tausende weitere Verfahren an allen Landgerichten Deutschlands folgen", wie es heißt.
Andreas Quauke von "Legalbird" erklärt "heise", dass man bereits über 15.000 Schufa-Auszüge von Mandanten angefordert habe. Schon nach den ersten 3.500 habe sich gezeigt, "dass jeder dritte Mobilfunkvertrag tatsächlich auch betroffen ist". Es gebe demnach "entsprechend viele illegale Einträge" bei der Schufa. Besonders oft tauchte dabei Vodafone auf, gefolgt von Telefónica und der Telekom.
Eine Sprecherin der Schufa erklärte "heise", dass man für die Berechnung der Bonität schon seit März 2022 "keine neuen Vertragsdaten mehr aus dem Telekommunikationsbereich" nutze. Man prüfe nun, auch ältere Informationen nicht mehr zu verwenden.
- heise.de: "Datenweitergabe an Schufa: Mobilfunkanbietern droht Klagewelle"