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Google Earth: Schatzsuche für Hobby-Archäologen


Google Maps
Auf Schatzsuche mit Google Earth

t-online, Sascha Plischke/bd

06.04.2011Lesedauer: 4 Min.
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Google Earth ermöglicht Entdeckungstouren von zu Hause aus, die früher eine richtige Expedition erfordert hätten. Kein Wunder, dass deshalb immer wieder Glücksritter glauben, per Mausklick mit dem Erdenbrowser Reichtümer aufspüren zu können. Egal ob versunkene Galeonen voller Gold oder gar die Straßen von Atlantis, kaum eine wilde Theorie, die noch nicht durch die Google-Software befeuert und dann doch widerlegt wurde. Im Schatten dieser Jagd nach verschollenen Reichtümern machen Hobby-Archäologen wie seriöse Forscher jedoch immer wieder aufregende Entdeckungen – mehr in der Foto-Show.

Es war sein Glückstag, da war sich Nathan Smith sicher. Mit einem Buch über verlorene amerikanische Schätze in der einen und der Maus in der anderen Hand saß der Musiker aus Los Angeles vor seinem Computer und starrte auf den Bildschirm. Mit Google Earth war er der Küste am Golf von Mexiko gefolgt, auf der Suche nach Anzeichen für alte Schiffswracks. Nun glaubte er, den Jackpot geknackt zu haben. Ein Wrack, zumindest Anzeichen davon, nahe des texanischen Städtchens Aransas Pass – das konnte nur die verschollene spanische Galeone sein, von der das Buch in seiner Hand erzählte und die 1822 in einem Hurrikan in diesen Breiten gesunken sein sollte. In ihrem Inneren sollten Gold und Silber schlummern, Reichtümer "jenseits aller Vorstellungskraft".

Märchenhafter Schatz erweist sich als Fata Morgana

Also sprang Smith in sein Auto und fuhr ohne einen Halt quer durch den halben Kontinent, bis er bei der angeblichen Fundstätte war. Mit einem Metalldetektor fand er auch gleich Hinweise auf das vermutete Edelmetall. Smith war sich seiner Sache nun so sicher, dass er einen Claim abstecken und graben wollte. Mehr als zwei Jahre und mehrere verlorene Gerichtsverfahren gegen die Besitzer des Landes, unter dem die Galeone liegen sollte, hat sich der erhoffte Schatz als Fata Morgana erwiesen. Smith hatte sich verkalkuliert, seine Beweise reichten nie aus, um sich eine Grabungsgenehmigung zu erstreiten. Der Glücksritter ist gescheitert.

Damit ist er nicht alleine. Lange waren es Schatzjäger wie Smith, die glaubten, mit Google Earth reich und berühmt werden zu können, wenn sie nur versunkenes Gold finden könnten. Glück hatte bisher keiner von ihnen. Entdeckungen wie die angeblichen Straßen von Atlantis im Meer vor der spanischen Küste erwiesen sich ebenso als Hirngespinste oder Kartenfehler wie andere vermeintliche Schatzfunde. Hobby-Forscher und Archäologen fahnden jedoch auf Google Earth nach Sand, Stein und altem Holz – mit wachsendem Erfolg. In der klassischen Forschung entwickelt sich Google Earth immer mehr zu einem verlässlichen Werkzeug. Mögliche Fundstätten werden zunächst in Googles Erdenbrowser besucht und auf ihre Tauglichkeit überprüft – erst dann werden Schaufel und Sieb gezückt.

Wissenschaftler entdecken tausende Fundstätten

So war es dem Wissenschaftler David Kennedy von der University of Western Australia gelungen, in Saudi-Arabien fast 2000 mögliche archäologische Stätten auszumachen, ganz ohne Australien zu verlassen. "Ich war noch nie in Saudi Arabien“, so der Archäologe im Interview mit dem Fachblatt New Scientist. „Es ist nicht einfach, dorthin zu gelangen.“ Überfluggenehmigungen sind von den saudischen Behörden praktisch nicht zu bekommen. In Google Earth mit seinen hochauflösenden Satellitenbildern konnten die Forscher von ihren Schreibtischen aus eine Fläche von 1240 Quadratkilometern scannen. Dabei stießen sie auf Landschaften mit archäologischem Erbe, das noch aus vorislamischer Zeit stammen und viele tausend Jahre alt sein könnte.

Auch der Archäologe Scott Madry von der University of North Carolina hat sich in Google Earth umgesehen. Sein Spezialgebiet sind römische Siedlungen. Mit Google Earth konnte er in kürzester Zeit eine Vielzahl möglicher Siedlungsstätten in Südfrankreich ausmachen, ebenfalls ganz einfach von seinem Schreibtisch aus. "Um ehrlich zu sein: Ich war hin und weg", sagte Madry dem Wissenschaftsmagazin national Geographic. "Ich war schockiert, welche Resultate ich erzielen konnte." Zwar waren, wie sich später herausstellte, viele der Fundstätten den französischen Behörden längst bekannt. Verblüffend sei jedoch, dass der Detailgrad der Satellitenaufnahmen solche Bewertungen möglicher Fundstätten vom Schreibtisch aus erlaubten.

Meteoritenkrater nach Google-Earth-Entdecker benannt

Aber auch Hobby-Forscher stoßen in Google Earth immer wieder auf verblüffende Funde. Im Jahr 2005, Google Earth war erst seit wenigen Wochen verfügbar, fielen einem jungen Mann inmitten von Feldern nahe der italienischen Gemeinde Sorbolo eine große ovale und zwei rechteckige Strukturen auf. Archäologen entdeckten anschließend bei Ausgrabungen tatsächlich eine antike Villa. Zwei Jahre später stolperte der Privatmann Arthur Hickman auf einen Meteoritenkrater im westaustralischen Niemandsland. Forscher bestätigten später den Fund: Es handelte sich um einen Meteoritenkrater mit rund 260 Metern Durchmesser und einem Alter zwischen 10.000 und 100.000 Jahren. Der Krater heißt mittlerweile nach seinem Entdecker Hickman Crater.

Die vielleicht bizarrste Entdeckung gelang 2006 einem Deutschen. In der Nähe des chinesischen Dorfes Huangyangtan findet sich ein etwa 900 mal 700 Meter große Relief. Nur aus großer Höhe ist zu erkennen: Es handelt sich um eine künstliche Miniaturlandschaft, samt Seen, Tälern und schneebedeckten Hügeln, die einen etwa 450 mal 350 km großen Teil Indiens darstellt. Das Wunderwerk ist höchstens ein paar Jahrzehnte alt, errichtet wurde es vermutlich für militärische Übungszwecke.

Es ist davon auszugehen, dass hunderte Funde in Google Earth darauf warten, aufgespürt zu werden. In unserer Foto-Show zeigen wir Ihnen die spektakulärsten Entdeckungen bisher, zusammen mit den größten Flops der Schatzsucher. Wirklich Neues entdecken Sie jedoch nur in Google Earth: Dort können Sie jederzeit eine eigene Expedition starten.

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