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Hacker im Interview: So erzieht man Roboter


Künstliche Intelligenz
Hacker warnt vor übermächtigen Maschinen

t-online, Laura Stesing, Helge Denker

07.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Stephen Urbach steht vor der Oberbaumbrücke in Berlin.Vergrößern des BildesDer Hacker Stephan Urbach engagiert sich im Netz für Bürgerrechte. (Quelle: Michael Horn/leer)
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In seinem neuen Thriller "Das Erwachen" beschreibt

t-online.de: Herr Urbach, Sie bezeichnen sich selbst als Hacker. Die meisten haben dann sofort ein Klischeebild im Kopf. Aber was verstehen Sie denn darunter?

Stephan Urbach: Wenn Sie das vier Hackerinnen und Hacker fragen, bekommen sie sechs richtige Antworten, was Hacken denn nun ist. Es gibt nicht die eine Definition. Hacker sitzen jedenfalls nicht nur am Computer und starren Programmcode an. Hacken ist viel mehr: Es ist der Versuch, die Welt zu verstehen.

Können Sie das genauer erklären?

Zur Hacker-Neugier gehört zum Beispiel, Geräte auseinander zu nehmen und wieder zusammenzusetzen. Das kann sehr erhellend sein. Wenn eine Schraube übrig bleibt und das Gerät trotzdem funktioniert, warum? Was kann ich tun, um das Gerät für andere Sachen zu verwenden als die, für die es ursprünglich gebaut wurde?

Es geht um Liebe zur Technologie und den Drang, sie verstehen und beherrschen zu wollen. Alles andere außen herum ist Folklore.

Der Durchschnittsnutzer fühlt sich von technischen Details oft überfordert. Jeder nutzt zwar Smartphone, Online-Shopping oder Soziale Medien. Aber wie das funktioniert, weiß kaum jemand. Ist das nicht riskant, sich trotzdem darauf einzulassen?

Man hat ja keine Wahl. In der vernetzten Welt, in der wir nun mal leben, ist unser Laptop und unser Telefon zu einem integralen Bestandteil unseres Lebens geworden. Im Prinzip müssen wir einfach den Herstellern vertrauen, dass die Geräte sicher sind und dass die Software funktioniert.

Die Realität sieht leider anders aus: Hunderttausende Telefone ohne Updates, "smarte" Glühbirnen, die durch eine Sicherheitslücke Teil eines Botnets wurden und sich widersprechende Hinweise, wie wir mit Passwörtern umgehen sollen.

Stimmt, für den Nutzer ist das alles sehr verwirrend. Aber wenigstens die Unternehmen wissen doch, was sie tun. Oder?

Das Problem ist ja gerade, dass man sich da nie so ganz sicher sein kann. Wenn ich zum Beispiel etwas im Netz kaufe, muss ich Zahlungsdaten hinterlegen. Ich kann aber nicht nachvollziehen, wo sie genau hinwandern, wie sie gespeichert werden und was damit passieren könnte.

Einerseits wollen Firmen, dass wir im Netz einkaufen, andererseits gibt es kaum Schutzmechanismen. Ich glaube, Dienstanbieter geben da Versprechungen über Sicherheit der Datenbestände der Nutzerinnen und Nutzer, die sie nicht halten können.



Einer, der es unumwunden zugibt, dass er eines Tages die Kontrolle über seine Technologie verlieren könnte, ist Elon Musk. Der Tesla-Chef investiert selbst in Künstliche Intelligenz – und warnt heute schon vor der vernichtenden Wirkung denkender Kampfroboter. Ist das eine echte Gefahr?

Ja, natürlich. Denn eine Künstliche Intelligenz kann immer nur die moralischen Werte und ethischen Regeln haben, die ihr mitgegeben werden. Wenn es die Entwicklerinnen und Entwickler aber darauf abgesehen haben, dass der Computer Krieg führen kann und den Roboter sozusagen absichtlich "gewissenlos" machen, ist die KI definitiv eine Gefahr für Menschen.

Gerade im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos wird bereits viel über Moral und Ethik gesprochen. Die Roboterautos sollen im Bruchteil einer Sekunde Entscheidungen über Leben und Tod treffen können. Wie bringt man ihnen bei, das Richtige zu tun?

Ich glaube, das ist schon die falsche Frage. Es gibt nun einmal Sachverhalte, die abgewogen werden müssen und jeder Mensch würde anders entscheiden. Seltsamerweise erwarten wir von einer KI die perfekte Lösung. Die kann es aber gar nicht geben, denn die KI kann nur ein Abbild von uns sein.

In der Debatte über KI werden übrigens häufig Maßstäbe an die Ethik und Moral von Maschinen angelegt, die wir nicht einmal von unserer Regierung erwarten.

Stephan Urbach (über 30) lebt und arbeitet in Berlin als Aktivist, Autor und Hacker. Er wartet darauf, dass die Verschmelzung von Mensch und Maschine weiter voran schreitet. Wenn er nicht gerade seinen Hund krault, ist er Geschäftsführer eines Technologie-Unternehmens.

Andreas Brandhorst: "Das Erwachen". Piper Verlag, 2017. 736 Seiten. 16,99 Euro. Auch als E-Book erhältlich.

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