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Karaoke-App musical.ly geht an chinesischen Konzern


Verkauft für eine Milliarde Dollar
Karaoke-App musical.ly macht deutsche Teenager zu Stars

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10.11.2017Lesedauer: 3 Min.
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Screenshot der Musical.ly-WebseiteVergrößern des Bildes
Die Karaoke-App musical.ly ist vor allem bei Teenagern beliebt. (Quelle: t-online.de / Screenshot: musical.ly/leer)

Die App musical.ly macht Teenager ohne eigenes Gesangstalent zu Internetstars. Jetzt wurde die App nach China verkauft - angeblich für fast eine Milliarde US-Dollar.

Sich einmal wie ein Star fühlen: Millionen Teenager auf der ganzen Welt leben diesen Traum auf einer Plattform namens musical.ly aus. Mit der App lassen sich 15-sekündige Musikvideos im Playback-Stil aufnehmen.

Wie am Freitag bekannt wurde, wurde die App jetzt vom chinesischen Digitalkonzern ByteDance übernommen. Das Unternehmen ist auf das Sammeln und Verbreiten von viralen und personalisierten Online-Inhalten spezialisiert. Laut Medienberichten soll ByteDance zwischen 800 Millionen und einer Milliarde US-Dollar für musical.ly bezahlt haben.

Die App der beiden Entwickler Luyu Yang und Alex Zhu kam 2014 auf den Markt. Das Startup hat seinen Hauptsitz in Shanghai und Los Angeles. Anfang diesen Jahres eröffnete ein weiteres Büro in Berlin.

Allein in Deutschland hat die App nach Hersteller-Angaben 8,5 Millionen registrierte Nutzer. Weltweit sollen es 200 Millionen sein, die aber nicht alle eigene Videos produzieren. Derzeit geht man von etwa 60 Millionen aktiven Usern aus, die mindestens einmal im Monat eigene Videos veröffentlichen.

Was macht die App so beliebt?

Bei musical.ly geht es nicht um musikalisches Talent. Stattdessen stehen Humor und Kreativität im Vordergrund. Das Konzept begeistert vor allem ein ganz junges Publikum. Sie selbst nennen sich "muser".

"Muser" spielen über die App einen Popsong ab, bewegen dazu ihre Lippen, denken sich Choreographien aus und schlüpfen in die Rolle ihres Idols. Die Aufnahmen lassen sich in der App auch mit Effekten wie Zeitraffer bearbeiten.

Neugierig geworden? Einige kreative Beispiele sehen Sie in diesem Video:

Die fertigen Videos werden "musicals" genannt und entweder auf der App-eigenen Plattform oder in den Sozialen Medien veröffentlicht, etwa auf Instagram, Facebook, Twitter oder Vine. Man kann die Videos aber auch per Facebook Messenger oder WhatsApp an Freunde verschicken.

Um aber auf der ganz großen Bühne mitzuspielen, müssen die Videos öffentlich sein. Dann können andere Nutzer sie mit kleinen Herzchen bewerten. Aus diesen "likes" erstellt die App jeden Tag automatisch eine Bestenliste. Die Stars der Plattform erreichen mit ihren Videos ein Publikum im zweistelligen Millionenbereich.

Die Zwillinge Lena und Lisa aus der Nähe von Stuttgart zum Beispiel haben 20 Millionen Fans auf der Plattform. So sehen Ihre Videos aus:

Diese "musicals" machten die Zwillinge schon im zarten Alter von 13 Jahren zu internationalen Medienstars - und begehrten Werbeikonen. Die Outfits und Accessoires, die sie in ihren Videos und Fotos auf Instagram zur Schau tragen, bekommen die heute 15-Jährigen von ihren Sponsoren gestellt.

Lukas Rieger kann eigentlich selber singen: 2014 gewann der 18-Jährige die Castingshow "The Voice Kids". Seine Playback-Videos auf musical.ly kommen aber scheinbar noch besser an.

Elternratgeber warnen vor der App

Offiziell darf musical.ly ab 13 Jahren genutzt werden. Eine Altersüberprüfung findet aber nicht statt. Vermutlich tummeln sich also auch viele jüngere Kinder auf der Plattform.

Die Seite mobilsicher.der, die vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz finanziert wird, hält die App für nicht geeignet für Kinder. Auch die Experten von Klicksafe.de teilen die Bedenken bezüglich Datenschutz, Urheberrecht und Jugendschutz.

Die Medienpädagogen warnen zum Beispiel vor Mobbing und Belästigung auf der Plattform. "So erfreulich die Bestätigung im Internet sein kann, so verletzend können wiederum negative Kommentare sein", schreibt die Initiative Klicksafe über die App.

Zudem bestehe Unklarheit bezüglich der Urheberrechte. Wer die Songs bekannter Künstler für seine eigenen Social Media-Kanäle nutzt, dem drohen möglicherweise sogar Abmahnungen. Entsprechende Fälle sind zwar noch nicht bekannt. Klicksafe empfiehlt dennoch, die Plattform vorerst ausschließlich im privaten Modus zu nutzen, bis diese Fragen geklärt sind.

Für Jugendliche und Kinder gilt das ganz besonders. Sie sollten Videos nur innerhalb ihres Freundeskreises austauschen und keine persönlichen Informationen oder Kontaktdaten preisgeben.

Dazu sollten Eltern das Konto ihrer Kinder zuallererst auf "privat" ändern. In der Standardeinstellung können die erstellten Musikvideos nämlich auch von Fremden gesehen, kommentiert und geteilt werden. So kann das Video schnell auch außerhalb der musical.ly-App die Runde machen.

Weitere Tipps im Internet-abc und auf Klicksafe.de und saferinternet.at

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