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Neue Funktionen im Test: Wie gut ist Apples Fitness+?


Neuerungen bei Fitness+ im Test
Hat Apple jetzt das perfekte Fitnessstudio für Zuhause?

  • Jan Mölleken
Von Jan Mölleken

Aktualisiert am 29.01.2022Lesedauer: 9 Min.
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Fitness+ auf dem iPhone: Die Fitnessvideos zeigen etwa auch den Puls, den die Apple Watch während der Trainings misst.Vergrößern des Bildes
Fitness+ auf dem iPhone: Die Fitnessvideos zeigen etwa auch den Puls, den die Apple Watch während der Trainings misst. (Quelle: Jan Mölleken)

Seit Ende vergangenen Jahres ist Apples Sport-Dienst Fitness+ auch in Deutschland verfügbar. Einige Neuerungen dürften ihn nun für weitere Nutzer interessant machen. Wir haben den Dienst getestet.

"Los, du bist so dicht dran. Gleich hast du dieses Intervall geschafft": Der Trainer auf dem TV-Bildschirm keucht leicht, während er das sagt – auf Englisch allerdings, deutsch sind nur die Untertitel. Oben links im Bild läuft ein Timer runter. Nur noch 7 Sekunden, dann ist Pause.

Eine Schweißperle tropft von der Augenbraue und brennt im Auge. Das eigene Herz klopft laut – und zwar genau 171 Mal in der Minute, wie auf dem Fernseher ebenfalls zu sehen ist. Bereits 113 Kalorien verbraucht – deutlich mehr als andere Nutzer hier durchschnittlich erziehlt haben, nicht schlecht! Doch der Trainer ruft schon wieder vom Bildschirm her – "Uuund weiter geht es" Die Pause ist vorbei.

Zweiteiliges Konzept

So oder so ähnlich sieht ein typisches Training aus, das Nutzer bei Apples Fitness+ absolvieren können: Den kostenpflichtigen Apple-Dienst (rund 10 Euro pro Monat oder knapp 80 Euro im Jahr) gibt es schon ein Jahr, seit November vergangenen Jahres ist er auch in Deutschland verfügbar.

Im Kern besteht das Konzept dahinter aus zwei Teilen: Zum einen aus Fitnessvideos zum Mittrainieren, die man sich auf iPhone, iPad oder (via Apple TV) auf dem Fernseher anschauen kann – und zum anderen aus der Apple-Watch, die Bewegung und Puls des Trägers misst und so Kalorienverbrauch und Herzschlag bei den jeweiligen Trainings nicht nur aufzeichnet, sondern die Daten direkt live im Fitnessvideo einblendet. Heißt allerdings auch: Ohne mindestens iPhone und Apple Watch lässt sich der Dienst nicht nutzen.

Für den Apple-Dienst ist die Ausgangslage gerade optimal: Dank ungemütlicher Wintertemperaturen dürften viele ihre Feiertagspfunde eher im Warmen abtrainieren wollen – Fitnessstudios kommen angesichts von Rekord-Inzidenzzahlen jedoch für viele eher nicht infrage. Wir haben Fitness+ in den vergangenen Wochen getestet und mit Apple über die jüngsten Neuerungen gesprochen.

Kursangebot ist mittlerweile groß

Wer jetzt mit Fitness+ startet, hat bereits eine beachtliche Sammlung an Kursen zur Verfügung: Insgesamt kann zwischen elf verschiedenen Kursarten gewählt werden:

HIIT (Hochintensitätstraining), Yoga, Core (Rumpfmuskulatur-Training), Krafttraining, Pilates, Tanzen, Radfahren, Laufband und Rudern. Außerderdem angeleitete Meditationen und achtsames Cooldown-Training.

Insgesamt kommen so um die eintausend Kurse zusammen – das Angebot wird wöchentlich um weitere Videos ergänzt. Diese Fülle ist gerade zu Beginn aber auch ein Problem: Anfänger, die sich das erste Mal bei Fitness+ umschauen, dürften sich alleingelassen fühlen – denn ein stringentes Kursangebot gibt es in den einzelnen Disziplinen nicht.

Wer eine Disziplin wählt – etwa Pilates oder Krafttraining – sieht nur die lange Liste der einzelnen Trainings. Tippt man auf "Filter", kann man wählen, welchen Trainer man bevorzugt und wie lange das Training dauern soll – 10, 20, 30 oder 45 Minuten.

Außerdem kann der favorisierte Musikstil für die Playlists gewählt werden, meist auch noch, ob Geräte wie Matte, Hanteln oder Fitnessband für das Training nötig sind – oder ob man Videos ganz ohne Geräte angezeigt bekommen möchte.

Beim Krafttraining darf noch entschieden werden, ob man lieber Ganzkörpertrainings machen möchte oder sich auf den Unter- oder Oberkörper konzentrieren will. Beim Yoga hat man die Wahl zwischen "Slow Flow" und "Energetic Flow". Eine Differenzierung zwischen Anfänger und Fortgeschrittener, wie es vielleicht bei Yoga oder Pilates hilfreich wäre, fehlt in der Kursübersicht leider.

Immerhin hat Apple hier mittlerweile nachgebessert. Unter der Kachel "Programme" gibt es den Punkt "Training für Einsteiger:innen". Hier sind jeweils zwei oder drei Kurse ausgewählt, die sich explizit an sportliche Einsteiger in den jeweiligen Disziplinen richten. Außerdem findet man dort etwa Workouts für ältere Menschen, für Schwangere oder Übungen, um sich für die Skisaison fit zu machen.

Generell hat man in jedem Video aber die Wahl, ob man es lieber etwas leichter oder noch anstrengender angehen möchte als der jeweilige Trainer. Der Coach wird jeweils von zwei Co-Trainern flankiert, die die Übungen in abgewandelten Schwierigkeitsgraden zeigen – das ist in der Praxis sehr hilfreich.

Allgegenwärtiger Fokus auf Musik

Wer eine gewisse Fitnessvorerfahrung mitbringt, kann direkt in das umfangreiche Angebot eintauchen. Immer wieder wird dabei Apples starker Fokus auf Musik sichtbar: Die über zwei Dutzend Trainer integrieren die jeweilige Musik oft tief in ihre Übungen – für jedes Training ist die Playlist vorab sichtbar und kann mit einem Tastendruck zu Apple Music exportiert werden – wenn man dieses denn abonniert hat. Um die Musik während der Trainingsvideos zu hören, benötigt man kein Musik-Abo.

Recht neu ist auch die Funktion "Künstler:innen im Spotlight", bei der sich die jeweiligen Trainingssessions an einer ausgewählten Playlist einzelner Künstler wie Pharell Williams, Ed Sheeran, Shakira oder den Beatles orientieren.

Uns überzeugte dieser Fokus sehr – wer etwa ungern zu stampfenden Dance-Beats trainiert, kann sich so mit wenigen Klicks nur Videos anzeigen lassen, in denen etwa Rock, 80er-Hits oder auch Country gespielt wird – zudem kann man die Kurse, deren Playlist so gar nicht zum eigenen Musikgeschmack passen, souverän umgehen.

Kurssammlungen für besondere Ziele

Fitness+, das betont Apple regelmäßig, ist ein Service, der kontinuierlich wächst. Vor einem Jahr muss er als recht rudimentärer Dienst gestartet sein, denn viele Funktionen, die erst im Laufe der vergangenen Monate hinzugefügt wurden, sind durchaus essenziell – und bisweilen noch ausbaufähig. Das gilt für das bereits erwähnte Anfänger-Programm, aber auch für eine ganz neue Funktion: die Collections.

Die Idee dahinter beschreibt Jay Blahnik, der bei Apple für Fitness-Technologien zuständige Manager, im Gespräch mit t-online so: "Mit den Collections wollen wir es Nutzern, die bestimmte Ziele erreichen wollen, einfacher machen, durch die wachsende Bibliothek von Workouts zu navigieren."

Zum Start ist die Auswahl noch übersichtlich, aber das soll sich bald ändern: "Wir starten erst mal mit sechs Collections, die Trainings und Meditationen auf einzigartige Weise miteinander verbinden“, sagt Blahnik. Analog zu der Entwicklung der Trainings könne man davon ausgehen, dass weitere Collections dazukommen werden – basierend auf Jahreszeit und Nutzerfeedback.

Eine dieser Collections heißt etwa "Meistere deinen ersten 5K-Lauf". Dort finden Nutzer drei zehnminütige Lauftrainings, drei Trainings, die zwanzig Minuten dauern und schließlich drei, die 30 Minuten dauern. Das ist zwar kein minutiöser Laufplan, wie man ihn vielleicht in Laufforen im Netz findet – ganz sicher aber ein hilreicher Einstieg für neue Läufer.

Die übrigen Collections zielen auf erholsame Nachtruhe durch Meditationen und Dehnübungen, eine Verbesserung des Gleichgewichts durch Yoga oder eine bessere Haltung durch Pilates ab. Für Einsteiger oder Nutzer, die Sport mit einem bestimmten Ziel machen wollen, werten die Collections Fitness+ deutlich auf – denn über die Suchfunktion findet man dazu passende Videos nicht.

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Interessanteste Neuerung für Läufer

Für Läufer gibt es tatsächlich derzeit auch knapp 60 Trainings in der Fitness+-App. Diese können allerdings nur auf dem Laufband absolviert werden. Das ändert sich nun mit "Zeit fürs Laufen".

"Wir wollten auch für die Läufer ein Angebot schaffen, die nicht auf dem Laufband trainieren möchten", erzählt Blahnik. Dabei handelt es sich um ein Training, das nur mit Apple Watch und Kopfhörern absolviert wird – und entsprechend ohne Video auskommt.

Stattdessen hört man einem Laufcoach dabei zu, wie er oder sie eine bestimmte Strecke in einer ikonischen Stadt absolviert. Zum Start gibt es Miami, Brooklyn/New York, London und diese Woche dazugekommen Washington DC.

Das Training wird direkt auf die Apple Watch geladen und dann dort gestartet. Zu Beginn wird die Route erklärt, ein kleines Bildchen zeigt sie auch auf der Apple-Watch.

Die Idee ist allerdings nicht, dass man tatsächlich dorthin reist und versucht, der Strecke zu folgen, sagt Blahnik: "Städte bieten einfach einen guten Ausgangspunkt für viele Dinge – und sie liefern tolle Inspirationen für Musik und Laufstile".

In der Praxis sieht das dann folgendermaßen aus: Zum Start wird etwas zu Stadt und Strecke erzählt sowie zu den jeweiligen Laufintervallen. In den jeweils etwa 35-minütigen Hörstücken dominiert eine vom Coach passend zu Stadt und Strecke ausgewählte Playlist.

Zwischen den einzelnen Songs wird dann erzählt, wo sich der Coach gerade auf der Strecke befindet, dazu werden auch Bilder auf der Apple-Watch eingeblendet. Außerdem gibt es dann stets auch noch Trainingshinweise – wie schnell man etwa während des nächsten Lieds laufen soll.

Nach etwa 30 Minuten Lauf ist Schluss und es schließt sich noch eine Cooldown-Phase an. Das werde auch bei den meisten kommenden Episoden der Fall sein, erzählt Blahnik im Gespräch:

"Die meisten Zeit-fürs-Laufen-Episoden dauern um die 30 Minuten, ab und zu streuen wir auch eine 60-Minuten-Episode ein. Aber das Tolle daran ist ja: Wer länger laufen will, kann das einfach tun. Das Training stoppt nicht, wenn die Audioerfahrung beendet ist". Im Anschluss kann man sich Strecke, Bilder und Playlist noch einmal in der Trainingszusammenfassung anschauen.

Was in der Theorie etwas merkwürdig klingt, funktionierte beim Test in der Praxis eigentlich recht gut: Trotz fahlem Nachmittagslicht und Nieselregen im Park macht es durchaus Spaß, sich besondere Ecken von Miami oder Brooklyn schildern zu lassen.

Noch wichtiger ist allerdings, dass Zeit fürs Laufen tatsächlich dazu anregt, Variationen in das eigene Training zu bringen. Das sei auch ein wichtiger Zweck der neuen Funktion:

"Eine der typischen Trainingsfallen für Läufer ist, dass sie rausgehen und dann immer dasselbe Tempo laufen. Sie wissen nicht, wie sie ihre Lauftrainings variieren sollen. Und das kann entweder zu Ermüdungsverletzungen führen oder dazu, dass sie einfach nicht schneller werden."

Konkrete Anweisungen für eine bestimmte Laufgeschwindigkeit oder einen Zielpuls gibt die Funktion nicht – hier wird eher mit relativen Beschreibungen gearbeitet. Für das strenge Training von ambinionierten Laufsportlern eignet sich diese Funktion deshalb nur bedingt – aber die sind auch nicht unbedingt die Zielgruppe, sagt Jay Blahnik:

"Wir sehen Zeit zum Laufen als eine tolle Funktion für Menschen, die gerne laufen oder die Laufen gern in ihren Trainingsplan integrieren wollen – egal, ob an einem oder an fünf Tagen in der Woche."

Eine willkommene Abwechslung bietet Zeit fürs Laufen aber auf jeden Fall – und endlich auch eine Fitness+-Funktion, die sich draußen ohne Bildschirm nutzen lässt. Uns haben die Trainings jedenfalls Spaß gemacht, auch wegen der gut kuratierten Playlists. Ob man so laufen möchte, ist letztlich aber Geschmackssache.

Fazit: Fitness+ ist mittlerweile wirklich gut

Ein grauer Januar und die wild wütende Omikron-Variante – die Vorzeichen fürs Sportmachen stehen aktuell denkbar schlecht. Fitness+ bietet für Apple-Nutzer hier eine interessante Alternative zu den Fitnesskursen im Studio.

Die Videos selbst sind qualitativ hochwertig und bieten auch Varianten, um die Herausforderung anzupassen – die musikalische Kuratierung ist mustergültig.

Es spornt tatsächlich an, dass die eigenen Fitnessdaten direkt im Video eingeblendet werden – ein echter Vorteil gegenüber kostenlosen YouTube-Fitnessvideos. Ebenso wie die Möglichkeit, gezielt nach bestimmten Musikstilen zu suchen.

Perfekt ist der Service sicherlich noch immer nicht: 1000 Videos klingt nach viel – aber runtergebrochen auf die einzelnen Disziplinen und Trainer bleiben dann etwa doch nur neun HIIT-Videos, die mit Rockmusik untermalt sind.

Aber da Apple jede Woche weitere Videos liefert, wird das schon jetzt sehr gute Angebot immer besser. Mit Collections und Programmen kommt jetzt auch programmatische Ordnung in die vielen Kurse. Das ist ein vielversprechender Start, darf aber gern noch ausgebaut werden.

Auch muss man sich fragen, ob man Spaß am Training mit US-Fitnesscoaches hat – die sind zwar sehr divers zusammengestellt, sprechen aber dennoch durchgängig Englisch, auch wenn alles untertitelt ist. Hier ist wiederum erfreulich, dass man stets einige Trainer zur Auswahl hat, wenn man den Stil einzelner Personen nicht mag.

Wer iPhone und Apple Watch besitzt und sich gern sportlicher betätigen möchte, hat hier ein wirklich interessantes Angebot, das von Woche zu Woche wächst. Als Einstieg ist es mit monatlich knapp 10 Euro (oder 80 Euro im Jahr) ist es günstiger als etwa die Konkurrenz von Peloton, wo der Zugriff auf die Kurse 39 Euro im Monat kostet (zuzüglich des Peloton Fahrrads oder Laufbands).

Allerdings gibt es auch die günstige Nur-App-Version für knapp 13 Euro monatlich. Auch hier kann man etwa den Puls über die Apple-Watch direkt in die Trainingvideos einbinden, Aufbau und Struktur des Angebots sind sehr ähnlich – hier hat Apple sich an einigen Stellen sicher inspirieren lassen. Da die App bereits seit Mitte 2018 am Markt ist, ist das Kursangebot bereits deutlich größer als bei Apple – im direkten Vergleich ist es sicherlich Geschmacksache. Allerdings ist das Angebot aufs Jahr gesehen auch knapp doppelt so teuer, wie das Jahresabo von Fitness+. Interessenten sollten sicherlich beides mal ausprobieren.

Wer allerdings auf den Vergleich mit Anderen, die Anzeige von Puls und verbrauchten Kalorien oder die gezielte Musikwahl verzichten kann, muss tatsächlich gar nichts buchen. Abertausende Fitnessvideos finden sich auch kostenlos im Netz, etwa auf YouTube.

Hinweis: In einer vorherigen Version des Textes hieß es, dass man in der Peloton-App den Puls nicht direkt in den Fitnessvideos anzeigen lassen könne. Das geht sehr wohl, wir haben dies korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Jay Blahnik
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