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Anonymous erbeutet Daten von Tausenden Corona-Verharmlosern


Partei "dieBasis" ausgespäht
Anonymous erbeutet Daten von Tausenden Corona-Verharmlosern

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 19.04.2021Lesedauer: 3 Min.
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Besuch von Anonymous: Das Hackerkollektiv hat von der Partei "dieBasis" umfangreiche Daten zu den Mitgliedern erlangt.Vergrößern des Bildes
Besuch von Anonymous: Das Hackerkollektiv hat von der Partei "dieBasis" umfangreiche Daten zu den Mitgliedern erlangt. (Quelle: Le van Lieshout/imago-images-bilder)

Schlag von Anonymous-Aktivisten gegen die organisierte Szene der Corona-Verharmloser: Das Hackerkollektiv ist an die Daten der mehr als 10.000 Mitglieder der Partei "dieBasis" gelangt.

Die aus der "Querdenker"-Szene hervorgegangene Partei "dieBasis" ist gehackt worden: Die Gruppe Anonymous ist offenbar an die Daten aller Mitglieder gelangt. "dieBasis hat ein Problem: uns", erklärt das Hackerkollektiv. Die Daten sind offenbar echt, t-online hat Einblick bekommen und Stichproben prüfen können. Anonymous kündigte weitere Veröffentlichungen und Auswertungen an. Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass Anonymous die Daten einfacher Mitglieder veröffentlicht.

Der Datensatz gibt unter anderem Aufschluss über Name, E-Mail-Adresse, Anschrift, Kontodaten, Telefonnummer und Funktion der mehr als 10.000 Mitglieder. Auch Beitritts- und Geburtsdatum und Höhe des Mitgliedsbeitrags gehen daraus hervor. Es finden sich auch Informationen zu vorherigen oder zusätzlichen Mitgliedschaften in anderen Parteien.

Daten prominenter Mitglieder als Beispiele

Als Beleg gab die Gruppe in einem Text Beispiele zu Daten prominenter Mitglieder. So veröffentlichten die Hacker ein Foto der Villa, in dem "Querdenker"-Anwalt Markus Haintz wohnt. Von Anwalt Rainer Fuellmich, der eine angeblich milliardenschwere Schadenersatzklage wegen der PCR-Tests angekündigt und dafür offenbar Zusagen über eine Million Euro von leichtgläubigen Menschen eingesammelt hat, veröffentlicht die Gruppe: Er zahle nur den Mindestbeitrag von 3 Euro monatlich.

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Bei der "Basis" haben noch in der Nacht Bundes- und Landesvorstände und IT den Vorfall recherchiert und nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Andreas Baum "alle notwendigen Maßnahmen koordiniert und eingeleitet". Baum zu t-online: "Wir nehmen den Vorfall sehr ernst." Selbstverständlich sei Strafanzeige erstattet worden. "Die Daten wurden gestohlen und werden widerrechtlich genutzt." Der Staatsschutz ermittele, "da es sich um einen Angriff gegen eine demokratisch legitimierte Partei" handele.*

"dieBasis" war zur Landtagswahl in Baden-Württemberg angetreten und hatte dort sehr knapp die Ein-Prozent-Grenze verfehlt, die den Zugang zu staatlicher Parteienfinanzierung eröffnet. "dieBasis" ist ein Sammelbecken für Menschen, die die Gefahr des Coronavirus für überschätzt und die Maßnahmen für übertrieben halten. Sie bemüht sich aber, breiter aufgestellt zu sein und sich als Partei für "Freiheit", "Machtbegrenzung", "Achtsamkeit" und "Schwarmintelligenz" nicht den Anschein einer reinen Corona-Partei zu geben.

Daten offenbar unverschlüsselt abrufbar

Das Hackerkollektiv teilte t-online über Twitter-Direktnachrichten mit, es seien keine Zugangsdaten gestohlen worden. Die Mitgliederdaten seien bei "dieBasis" unverschlüsselt abrufbar gewesen. "Strafanzeige steht der 'Basis' frei, aber am Ende sind sie schon selbst schuld, es war nicht verschlüsselt." Bei dem Vorgehen könnte es sich dennoch um strafbares Ausspähen von Daten handeln. Das Hackerkollektiv nimmt sich dieses Recht, wenn es in Gruppierungen demokratiefeindliche oder verschwörungsideologische Bestrebungen sieht.

Mit der sogenannten Brute-Force-Methode hatten die Aktivisten Adressen mit möglichen Ordnernamen für Abfragen durchprobiert und Rückmeldungen erhalten, welche Ordner dann auch existieren. "Viele Ordner waren für alle lesbar, ohne Passwort-Abfrage."

Anonymous lud die Dokumente demnach herunter. Automatisiert seien alle 30 Minuten Dateien heruntergeladen worden, weil das Herunterladen auf einen Schlag wegen der Datenmenge hätte auffallen können. Offenbar gab es sogar einen Hinweis: Am 13. April twitterte Anonymous ein Bild einer Katze, die die Geste für "ich sehe dich" macht.

Anonymous ist im Rahmen seiner OpTinfoil ("Operation Aluhut") in den vergangenen Monaten schon mehrfach gegen "Querdenker" und deren Umfeld vorgegangen. So war bereits die Seite der Vorgängerpartei "Widerstand2020" nicht mehr erreichbar, und Anonymous hatte vorgeführt, dass die angebliche Mitgliederzahl nicht echt war. Die Gruppe veröffentlichte aber auch tiefergehende Recherchen zu Akteuren der Szene.

Auch FDP war schon Ziel von Anonymous

Sie hatte aber etwa auch 2013 schon die FDP attackiert und Zugangsdaten der Mitglieder für das Portal "meine-freiheit.de" ausgespäht und aus Protest gegen die Zustimmung der Partei zur Bestandsdatenauskunft zum Teil öffentlich gemacht.

Zur aktuellen Spähattacke erkläre "Basis"-Chef Baum, man kommuniziere transparent. Schon in der Nacht gab es eine kurze Information über die abgeflossenen Daten an Mitglieder. Die hätten aber in jedem Fall davon erfahren: Anonymous schreibt die "Basis"-Mitglieder offenbar mit den erbeuteten Adressen selbst an, um über die Aktion zu informieren. Dort heißt es: "Weil deine Partei lieber den Umsturz des Systems plant, als sich um deine Daten zu kümmern, wissen wir alles von Dir."

Manche dürften bereits zum zweiten Mal Post von dem Hackerkollektiv erhalten: Anonymous war auch an die E-Mails von Samuel Eckert gelangt, einer Ikone für manche Anhänger der Szene, der die Existenz des Coronavirus anzweifelt.

*Der Text wurde mit einer Stellungnahme des "Basis"-Vorstandsvorsitzenden Andreas Baum aktualisiert.

Verwendete Quellen
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