Γber 80 Prozent der Grundversorger teurer als Preisbremse
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Viele Energieversorger bieten inzwischen Tarife, bei denen Haushalte nicht mehr von den Preisbremsen profitieren. Anders sieht es in der Grundversorgung aus.
Seit Anfang des Jahres hat sich die Lage am Energiemarkt deutlich entspannt. Viele Versorger bieten mittlerweile wieder Strom- und Gastarife an, die unter den Obergrenzen der staatlichen Preisbremsen liegen. Allerdings gilt das nicht fΓΌr die meisten ΓΆrtlichen Versorger.
Wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, die t-online vorab vorliegt, kommen die meisten Grundversorgungstarife nach wie vor nicht ohne staatliche UnterstΓΌtzung aus. Bei mehr als 80 Prozent der Stromtarife und ΓΌber 90 Prozent der Gastarife der Grundversorgung greifen die Preisbremsen noch.
Strompreis: Grundversorgung im Schnitt 44,4 Cent/kWh
Demnach lag der Arbeitspreis bei 676 der 824 ausgewerteten Stromgrundversorgungstarife ΓΌber 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Das entspricht einer Quote von 82 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom im Grundversorgungstarif derzeit 44,4 Cent, die GrundgebΓΌhr liegt bei 148 Euro.
Der gΓΌnstigste empfehlenswerte Stromtarif liegt derzeit bei rund 32 Cent pro Kilowattstunde β und damit deutlich unter dem staatlichen Preisdeckel. An GrundgebΓΌhren fallen dabei durchschnittlich 153 Euro an.
- Strompreis pro Kilowattstunde
Der Preis basiert auf einer Erhebung des Vergleichsportals Verivox. Er bemisst sich am durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden.
Seit MΓ€rz entlastet der Staat Haushalte mit teuren Strom- und Gastarifen mit den Preisbremsen; auch rΓΌckwirkend fΓΌr Januar und Februar. Dabei gilt fΓΌr 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs von Gas ein HΓΆchstpreis von 12 Cent pro kWh, bei Strom von 40 Cent pro kWh. Bei FernwΓ€rme liegt der Deckel bei 9,5 Cent pro kWh.
Verbrauchen Haushalte mehr Energie, wird der darΓΌber hinausgehende Verbrauch zum Arbeitspreis des aktuellen Tarifs berechnet. Die jΓ€hrliche GrundgebΓΌhr richtet sich ebenfalls nach dem aktuellen Tarif.
Gaspreis: Grundversorgung im Schnitt 16,1 Cent/kWh
Beim Gas greift die Preisbremse sogar bei noch mehr Grundversorgungstarifen als beim Strom. Der Verivox-Auswertung zufolge wiesen 655 der 712 analysierten Tarife noch einen Arbeitspreis ΓΌber 12 Cent/kWh aus. Das entspricht einem Anteil von 92 Prozent. Der Bundesschnitt der Gasgrundversorgungstarife liegt aktuell bei 16,1 Cent pro Kilowattstunde, die GrundgebΓΌhr betrΓ€gt 153 Euro.
Der Arbeitspreis des gΓΌnstigsten verfΓΌgbaren Gastarifs mit empfehlenswerten Bedingungen liegt aktuell bei 10,3 Cent pro Kilowattstunde β ebenfalls unterhalb des Preisdeckels. Die GrundgebΓΌhr liegt im Schnitt bei 140 Euro.
- Gaspreis pro Kilowattstunde
Der Preis basiert auf einer Erhebung des Vergleichsportals Verivox. Er bemisst sich am durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden.
Tarifwechsel spart bis zu 600 Euro im Jahr
"Im vergangenen Jahr waren die ΓΆrtlichen Grundversorgungstarife oft das gΓΌnstigste verfΓΌgbare Angebot, inzwischen hat sich das Bild gedreht und sie gehΓΆren wieder zu den teuersten Angeboten", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Laut Bundesnetzagentur belieferten ΓΆrtliche Grundversorger im Jahr 2021 mindestens ein Viertel der Strom- und Gaskunden. 2022 dΓΌrfte der Anteil aufgrund der Energiekrise deutlich gestiegen sein.
"Fast ΓΌberall in Deutschland gibt es derzeit Angebote fΓΌr Neukunden, die deutlich unter den Preisgrenzen bei Strom und Gas liegen", sagt Storck. "Wer die MΓΆglichkeit hat, aus seinem aktuellen teuren Tarif herauszukommen, kann die eigenen Kosten deutlich senken und die staatlichen Ausgaben fΓΌr die Preisbremsen niedrig halten." Der Tarifwechsel kΓΆnne bei Strom Einsparungen bis zu 500 Euro und bei Gas bis zu 600 Euro pro Jahr bringen.
Zur Methode
Verivox hat die verΓΆffentlichungspflichtigen Gas- und Strompreise fΓΌr Bestandskunden der rund 700 ΓΆrtlichen Gas-Grundversorger und der rund 800 ΓΆrtlichen Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet und mit den jeweils gΓΌnstigsten verfΓΌgbaren Angeboten mit empfehlenswerten Bedingungen verglichen. Bereits angekΓΌndigte, aber noch nicht durchgefΓΌhrte Preissenkungen wurden voll berΓΌcksichtigt. Die Verteilung der Haushaltskunden nach Tarifgruppen wird im jΓ€hrlichen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur dargelegt.
Energie-Discounter sind zurΓΌck
Doch Vorsicht: Inzwischen konkurrieren auch wieder Billiganbieter um Strom- und Gaskunden. Und die setzen oft auf die riskante Strategie, Energie kurzfristig und mΓΆglichst gΓΌnstig einzukaufen. Der Geldratgeber "Finanztip" hat deshalb eine Blacklist mit Unternehmen erstellt, die Verbraucher meiden sollten. Dazu gehΓΆren etwa die Marken Spar-Fuxx, GrΓΌner Funke (Fuxx), Ideal Energie, ImmergrΓΌn (365 AG), GrΓΌnwelt (Stromio), ExtraEnergie, Priostrom, Primastrom, Voxenergie und Priogas.
Nicht zu empfehlen seien auch Tarife, bei denen Kunden in Vorkasse gehen oder eine Kaution zahlen sollen. Gleiches gelte fΓΌr Pakettarife, bei denen Verbraucher fΓΌr ein festes Kontingent zahlen sollen. AuΓerdem sollten Versorger fΓΌr die gesamte Erstlaufzeit des Vertrags eine zumindest eingeschrΓ€nkte Preisgarantie geben. Daraus folgt, dass sich Preise nur wegen Steuern, Umlagen und Abgaben Γ€ndern dΓΌrfen.
- Eigene Recherche
- Auswertung des Vergleichsportals Verivox
- finanztip.de: "Dein Fahrplan zu einen guten Stromvertrag" (Abrufdatum: 21.3.2023)