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Inkassoschreiben erhalten? So vermeiden Sie Stress und hohe Kosten


Inkasso-Chef gibt Tipps
Mahnschreiben im Briefkasten? So bleiben Sie gelassen


07.05.2025 - 11:26 UhrLesedauer: 3 Min.
Frau bekommt ein MahnschreibenVergrößern des Bildes
Mahnschreiben per Post: Handeln Sie bei Schulden möglichst zügig, um teure Folgen zu vermeiden. (Quelle: Hispanolistic)
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Kredite können helfen – oder zur Schuldenfalle werden. Was Sie wissen sollten, bevor Sie unterschreiben – und wie Sie reagieren, wenn das Inkassoschreiben im Briefkasten liegt.

Ein neues Handy, eine Küche oder der langersehnte Fernseher – viele Anschaffungen lassen sich heute bequem auf Raten zahlen. Doch wer seine Finanzen nicht im Blick behält, rutscht schnell in die Schuldenfalle.

Marco Hessel, Jurist und Geschäftsführer der Coeo Inkasso GmbH, kennt die typischen Schuldenfälle aus der Praxis genau. Im Gespräch mit t-online verrät er, worauf Verbraucher achten sollten und wie sie sich im Ernstfall richtig verhalten. Sein wichtigster Tipp: einen Haushaltsplan aufstellen, Einnahmen und Ausgaben notieren und ehrlich prüfen, ob ein Kredit wirklich machbar ist.

Doch selbst wer vorsichtig plant, kann in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Wenn das passiert, ist guter Rat gefragt: Wie behalten Sie den Überblick – und handeln rechtzeitig, bevor es richtig teuer wird?

Marco Hessel, Jurist und Mitglied im Rechtsausschuss des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen
(Quelle: Thomas Schiffmann)

Zur Person

Marco Hessel ist seit 2015 Geschäftsführer der Coeo Inkasso GmbH, wo er das operative Inkassogeschäft sowie die Bereiche Recht und Compliance verantwortet. Als Jurist bringt er über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Wirtschaftsrecht und Inkasso mit. Seit 2018 ist er außerdem Mitglied im Rechtsausschuss des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen e. V. (BDIU)

Kredit aufnehmen – aber mit Augenmaß

Bevor Sie einen Kreditvertrag unterschreiben, sollten Sie sich einen Marktüberblick verschaffen. Marco Hessel empfiehlt dazu seriöse Vergleichsportale wie Check24 oder Verivox. Besonders wichtig sei der effektive Jahreszins: Er umfasst alle Kosten, die mit dem Kredit zusammenhängen. Ist dieser Zinssatz im Vergleich zur Kredithöhe unverhältnismäßig hoch, sollten Verbraucher vorsichtig sein.

"Wer allerdings bereits in finanzieller Schieflage ist und bereits einen Schufa-Eintrag hat, könnte unter Umständen nur zu teureren Konditionen an einen Kredit gelangen", sagt Marco Hessel. Auch hier gilt also: Augen auf und lieber einmal mehr nachrechnen.

Wenn die erste Mahnung kommt: Nicht ignorieren!

Sie haben eine Mahnung im Briefkasten? Dann ist es höchste Zeit, zu handeln. "Ignorieren ist immer die schlechteste Lösung", warnt Marco Hessel. Wer nicht reagiert, signalisiert dem Gläubiger fehlenden Zahlungswillen. Das führt schnell zu einem Verzug, der zusätzliche Kosten verursacht – etwa für die Rechtsverfolgung.

"Nehmen Sie also frühzeitig Kontakt mit dem Gläubiger auf und suchen Sie nach einer individuellen Lösung", so Hessel.

Schufa-Eintrag: Wie es dazu kommt – und was er bedeutet

Ein negativer Eintrag bei der Schufa kann weitreichende Folgen haben. Unter bestimmten Bedingungen dürfen Gläubiger eine sogenannte Eilmeldung an die Schufa senden: wenn die Forderung nicht bestritten, mehrfach angemahnt und auf die bevorstehende Meldung hingewiesen wurde.

"Wer dann ein Negativmerkmal hat, kann unter Umständen in Zukunft keine Verträge mehr auf Rechnung abschließen", sagt Marco Hessel. Die Konsequenzen reichen von abgelehnten Kredit- bis hin zu Mobilfunkverträgen.

Inkassoschreiben prüfen: So erkennen Sie seriöse Dienstleister

Wenn ein Inkassoschreiben kommt, sollten Sie prüfen, ob die Forderung und das Unternehmen echt sind. Alle seriösen Inkassounternehmen sind im Rechtsdienstleistungsregister oder beim Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) gelistet.

Marco Hessel rät: "Zunächst schauen, ob dieses Inkassounternehmen überhaupt existiert. Sobald klar ist, dass alles korrekt ist, heißt es: Kontakt aufnehmen und gemeinsam nach einer Lösung suchen."

Was Inkassobüros dürfen – und was nicht

Viele Schuldner fürchten sich vor Inkassofirmen – dabei dürfen diese nicht einfach Ihr Konto pfänden. Dafür braucht es eine sogenannte titulierte Forderung, also einen gerichtlichen Mahn- oder Vollstreckungsbescheid. Erst danach kann das Inkassobüro mit einer Zwangsvollstreckung beginnen. Dazu zählen verschiedene Maßnahmen wie etwa die Kontopfändung, die Lohnpfändung oder die Sachpfändung durch den Gerichtsvollzieher.

Allerdings gehe so etwas nicht von heute auf morgen, sondern über mehrere Monate. "Zeit, in der Sie reagieren können", erklärt Marco Hessel. All diese Schritte setzen natürlich voraus, dass die Forderung zuvor durch ein Gericht bestätigt wurde.

Zusätzlich sind Inkassodienstleister an gesetzliche Vorgaben sowie an den sogenannten Code of Conduct des Bundesverbands Deutscher Inkassounternehmen gebunden, der klare Verhaltensregeln vorschreibt. So dürfen Inkassounternehmen beispielsweise keine Drohungen aussprechen oder Maßnahmen androhen, die völlig aus der Luft gegriffen sind, sagt Hessel.

Hilfe holen: Was tun, wenn nichts mehr geht?

Wenn das Konto gesperrt ist und die Nerven blank liegen, hilft oft nur noch professionelle Unterstützung. "Wenn man sich als Schuldner nicht in der Lage sieht, sich selbst zu helfen, dann sollte man möglicherweise auch in Erwägung ziehen, sich an eine unterstützende Stelle, eine Schuldnerberatung, zu wenden – um mit deren Hilfe wieder in geordnete finanzielle Verhältnisse überführt zu werden", rät Marco Hessel.

Auch Rechtsanwälte, Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen bieten Hilfe. Zwar verursachen Anwälte Kosten, doch Verbraucherzentralen beraten oft kostenlos oder gegen geringe Gebühren. Ein letzter Ausweg ist das Verbraucherinsolvenzverfahren. Doch das muss nicht sein, wenn Sie frühzeitig handeln.

Fazit: Kontakt ist alles

Ob Mahnung, Inkasso oder Schufa-Eintrag – die wichtigste Regel lautet: Reden hilft. "Für eine Kontaktaufnahme ist es nie zu spät – in keinem Verfahrensstadium", betont Marco Hessel. Wer aktiv wird, zeigt guten Willen und kann oft das Schlimmste verhindern. Zögern Sie also nicht: Greifen Sie zum Telefon, schreiben Sie eine E-Mail – Hauptsache, Sie bleiben nicht still.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Marco Hessel, Jurist und Geschäftsführer der coeo Inkasso GmbH sowie Mitglied im Rechtsausschuss des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen e.V.
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