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Jungen in der Pubertät sollten zum Urologen


Keine Angst vorm Männerarzt!
Sprechstunden beim Urologen helfen Jungen in der Pubertät

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

19.11.2015Lesedauer: 4 Min.
Über Fragen zur Sexualität oder körperliche Veränderungen wollen viele Jungen nicht mit ihren Eltern sprechen.Vergrößern des BildesÜber Fragen zur Sexualität oder körperliche Veränderungen wollen viele Jungen nicht mit ihren Eltern sprechen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Für Mädchen ist der Besuch beim Frauenarzt schon früh selbstverständlich. Bei Jungs in der Pubertät ist das anders. Für sie ist, medizinisch gesehen, der Urologe zuständig. Doch die Hemmschwelle, mit Fragen und Problemen zum Männerarzt zu gehen, ist bei den Teenagern oft hoch. Eine Initiative will das ändern.

Jungs, die gerade der Kindheit entwachsen, bekommen wenig verlässliche Informationen zu Sexualität, Hormonen und Veränderungen während der Pubertät. Die Antworten auf die Fragen, die ihnen jetzt unter den Nägeln brennen, besorgen sie sich bevorzugt aus dem Internet. Doch häufig sei das, was man dort erfahre, unseriös und irreführend, weiß der Pressesprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen, Wolfgang Bühmann.

Bei sexuellen Fragen oft falsch informiert

"In einem Alter ab 13 Jahren haben 80 Prozent aller Jungen heute schon pornographische Kontakte mit einschlägigen Internetseiten gesucht. Dadurch werden ihnen gerade im Bereich der Sexualität völlig falsche Vorstellungen suggeriert - etwa, dass ein 30 Zentimeter langer Penis das Maß aller Dinge sei. Das löst bei den Teenies natürlich Minderwertigkeitsgefühle aus", sagt Bühmann.

Mit ihren Eltern tauschen sich die männlichen Jugendlichen über solche sensiblen Themen fast nie aus. Viel zu peinlich wäre es, mit Mama oder Papa über Sexualität und über typische Sorgen und Unsicherheiten zu sprechen.

Der Urologe als Berater

Für die älteren Kids sind eigentlich noch die Kinderärzte zuständig. "Doch dreizehn- oder vierzehnjährige Jungs, die sich fast erwachsen fühlen, wollen nicht mehr zum Kinderarzt", so Bühmann. "Der hat sie schon in Windeln gesehen, hat sie geimpft und kennt die Eltern meist gut. Das sind in den Augen der meisten Jungs schlechte Vorrausetzungen für intime Gespräche."

Ähnlich sei es beim Hausarzt, ergänzt der Experte. Denn dieser kenne die Befindlichkeiten der ganzen Familie, so dass sich auch dort die Teenager mit ihren speziellen Fragen häufig nicht diskret aufgehoben fühlen.

Jungs sind unterversorgt

Was fachkundige Ansprechpartner betrifft, klafft demnach bei Jungs zwischen 13 und 18 Jahren eine große Lücke - ganz im Gegensatz zu den Mädchen. Sie werden bereits früh, auch durch das Vorbild der Mütter, mit regelmäßigen, gynäkologischen Untersuchungen vertraut gemacht und haben im Rahmen von Mädchensprechstunden schon seit langem die Möglichkeit, bei Bedarf fachärztlichen Rat einzuholen.

"Bei den Jungs", so Bühmann, "ist das eigentlich ein Job für den Urologen, weil er vom Wissen her prädestiniert ist, diese Dinge aufzugreifen - am besten in einer speziellen Sprechstunde für Jungen, in der gesunde Teenager betrachtet wird."

Typische Männerleiden ansprechen

Über Krankheiten zu sprechen, muss bei solchen Arztbesuchen aber trotzdem kein Tabu sein. Doch sollte eine solche präventive Betrachtung von medizinischen Problemen in dieser Situation eher nebenbei aufgegriffen werden - etwa wenn es um das Thema Verhütung gehe, rät der Urologe. "So können wir den Patienten beispielsweise vermitteln, dass Kondome nicht nur eine Schwangerschaft, sondern auch Krankheiten wie Aids, Hepatitis oder Feigwarzen sowie Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses durch Humane Papillomviren (HPV) verhindern.

Über solche Aufhänger könne ein aufklärendes Gespräch besonders gut funktionieren, so dass die Jungs lernten, auf sich zu achten, erklärt Bühmann.

Die Kids erreichen

Damit die Teenies aber überhaupt ein Gesundheitsbewusstsein und ein Vertrauensverhältnis zum Arzt entwickeln, reicht das Wissen des Urologen allein nicht aus. Er muss den richtigen Ton in der Sprechstunde treffen, muss sich einfühlen in das, was Jugendliche umtreibt und bewegt- eine Herausforderung für Fachärzte, die zumeist mit reiferen Patienten zu tun haben.

"Eine abgehobene Medizinersprache genauso wie ein nachgeahmter Jugendjargon kommen nicht gut an", weiß der Experte. "Die Kids in dem Alter wollen keinen Kumpelarzt haben. Sie wünschen sich verständliche Erklärungen ohne Überheblichkeit, aber mit einer gewissen Distanz, die sachlich, klar und freundlich formuliert werden."

Was den Gang zum Männerarzt leichter macht

Fragt man nach den Wünschen der Schüler, was den Gang zum Männerarzt leichter macht, verweist eine kleine, nicht repräsentativen Umfrage auf die Rahmenbedingungen im Wartezimmer, etwa ein WLAN-Anschluss, Fernsehen oder bereitgestellte Energy-Drinks.

Wichtig sei außerdem, ergänzt Bühmann, dass eine Jungensprechstunde zu bestimmten Zeiten stattfinde, damit ein 14-Jähriger nicht unbedingt zwischen älteren Herren mit Dauerkatheter im Wartzimmer sitzen müsse. Das schrecke nämlich eher ab.

Projekt "Jungensprechstunde"

Begleitet wird die Initiative Jungensprechstunde durch eine gleichnamige Webseite, auf der alle Fragen rund um Pubertät und Sexualität aufgegriffen werden. Hier können Teenager auch ohne die Mitwirkung ihrer Eltern Adressen von Urologen finden, die im Bundesgebiet bereits entsprechende Angebote machen.

Parallel an das Projekt gekoppelt ist zudem eine Aufklärungskampagne, die im Rahmen von schulischen Aktionen für die Jahrgänge Sieben bis Zehn von der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung durchgeführt wird. Auch eine Kooperation mit dem Dr. Sommer-Team der Bravo soll die Verbreitung der Initiative fördern, ebenso wie Broschüren und Flyer, die in Arztpraxen und Schulen ausliegen.

Schlüssel für bessere Männergesundheit

"Wir hoffen nicht nur Interesse für unsere Idee zu erzeugen, sondern pubertierenden Jungen auch die Angst vor dem Urologen zu nehmen, dessen Arbeit ja leider sehr häufig entweder mit dem furchteinflößenden Untersuchungs-Zeigerfinger oder stahlblitzenden Instrumenten in Körperöffnungen verbunden wird," so Bühmann.

"Bisher stehen wir noch am Anfang. Doch wenn sich Jungensprechstunden mit aktiver Gesundheitsaufklärung als Selbstverständlichkeit etablieren, ist das auch der Schlüssel zur Männergesundheit und damit langfristig auch zu einem verantwortungsvolleren und sorgfältigeren Umgang des vermeintlich starken Geschlechts mit dem eigenen Körper."

Weitere Informationen: www.jungensprechstunde.de

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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