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Corona-Krise: Das sind die Folgen für Menschen mit Depressionen


Corona-Krise als Auslöser
So wirkt sich die Pandemie auf depressiv Erkrankte aus


Aktualisiert am 20.11.2020Lesedauer: 3 Min.
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Depressionen: In der Corona-Krise haben es depressive Menschen besonders schwer.Vergrößern des Bildes
Depressionen: In der Corona-Krise haben es depressive Menschen besonders schwer. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Viele Freizeitbeschäftigungen sind verboten, soziale Kontakte müssen eingeschränkt werden und über allem steht die Angst vor einer Ansteckung: Die Corona-Pandemie ist vor allem für Menschen mit Depressionen eine Herausforderung.

Bereits der erste Lockdown im Frühjahr hatte schwere Folgen für die psychische Gesundheit vieler Menschen in Deutschland. Welche Auswirkungen die Corona-Krise für depressive Menschen hatte und noch hat, hat die Deutsche Depressionshilfe in einem "Deutschland-Barometer Depression" untersuchen lassen und fordert deshalb, negative Folgen für psychisch Erkrankte bei künftigen Maßnahmen mehr zu berücksichtigen.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Regelmäßig befragt die Deutsche Depressionshilfe Betroffene zu Einstellungen und Erfahrungen zur Depression. Beim aktuellen Barometer wurden 5.178 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Die Umfrage fand im Juni und Juli 2020 statt.

Depressiv Erkrankte waren stärker von Krise betroffen

Der Studie zufolge habe jeder zweite an Depression Erkrankte im ersten Lockdown "massive Einschränkungen in der Behandlung" erlebt. Für einige der Patienten sei es jedoch eine gute Alternative gewesen, Telefon- oder Videosprechstunden zu nutzen.

Insgesamt stellt die Umfrage auch dar, dass depressiv Erkrankte deutlich stärker von den Corona-Maßnahmen im Frühjahr betroffen waren als die Allgemeinbevölkerung. Während beide Gruppen zu 43 sowie 42 Prozent Angst hatten, sich mit dem Virus anzustecken, empfanden 74 Prozent der Erkrankten den Lockdown als besonders belastend, während es bei der Allgemeinbevölkerung nur 59 Prozent waren.

Davon berichtet auch Lena Ulrich. Bei der 37-Jährigen wurde die Depression vor rund 15 Jahren diagnostiziert. Sie erzählt, dass sie vor der Pandemie gut mit der Krankheit klargekommen sei, doch dann sei sie wieder in eine tiefe Depression verfallen. Da sie als Freiberuflerin arbeitet, fehlte nicht nur der soziale Kontakt zu Freunden, auch Aufträge brachen weg.

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Den Betroffenen wie Lena Ulrich fehlte im ersten Lockdown vor allem eine feste Tagesstruktur, hinzu kam, dass sie in der häuslichen Isolation häufiger auch tagsüber im Bett geblieben sind. "Menschen in einer Depression sind hoffnungslos und erschöpft. Eine fehlende Tagesstruktur erhöht das Risiko, dass sich Betroffene grübelnd ins Bett zurückziehen", erklärte Prof. Dr. Ulrich Hegerl, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. "Lange Bettzeiten können die Depression jedoch weiter verstärken. Ein Teufelskreis beginnt."

Schlechtere Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten

Während gesunde Menschen zu fast zwei Drittel auch etwas Positives in der Krise sehen konnten, war das nur bei 38 Prozent der depressiv Erkrankten der Fall. Sie fühlten sich hingegen noch Wochen nach dem Lockdown belastet, mehr als zwei Drittel von ihnen sogar noch im Juli.

In diesem Fall erging es Lena Ulrich besser. Sie habe den Frühling intensiver erlebt und auch die Ruhe auf den Straßen positiv wahrgenommen, erzählt sie.

Zu den generellen psychischen Belastungen kam die Tatsache, dass die Corona-Maßnahmen auch zu Einschnitten bei der Versorgung von psychisch erkrankten Menschen geführt haben. Fast die Hälfte der Betroffenen berichtet in der Studie von abgesagten Terminen bei Fachärzten oder Therapeuten. Bei jedem Zehnten konnte sogar ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden. Und 13 Prozent der Erkrankten haben Behandlungstermine selbst abgesagt, weil sie Angst hatten, sich anstecken zu können.

Mehr Akzeptanz für digitale und telefonische Behandlung

"Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche und dringend behandlungsbedürftige Erkrankung. Hochgerechnet auf die Bevölkerung in Deutschland haben mehr als zwei Millionen depressiv erkrankte Menschen eine Einschränkung ihrer medizinischen Versorgung mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen durch die Corona-Maßnahmen erlebt", betont Hegerl. Um diese Lücke zu schließen, gab es im Frühjahr die Möglichkeit, Videosprechstunden und telefonische Behandlungen auch über die Krankenkasse abrechnen zu lassen.

Von dieser Möglichkeit haben der Studie zufolge rund 14 Prozent der Patienten Gebrauch gemacht und die meisten der Betroffenen waren mit den Telefon- und Videoangeboten zufrieden. Zu ihnen gehört auch Lena Ulrich, die berichtet, anfangs auch skeptisch gewesen zu sein, doch dann habe sie aus Gesprächen mit ihrer Therapeutin auch per Videotelefonie Kraft schöpfen können.

Für den aktuellen Teil-Lockdown fühlt sich die 37-Jährige besser gewappnet. Sie habe ihre Strukturen so weit angepasst, dass ein Lockdown keinen so tiefen Einschnitt mehr bedeute, erzählt sie. Beispielsweise gehe sie regelmäßig joggen, statt wie im ersten Lockdown von der Öffnung der Fitnessstudios abhängig zu sein. Und Spieleabende mit Freunden seien wichtiger geworden als ein Besuch im Restaurant.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Deutschen Depressionshilfe
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