Diese Fakten sollten Schwangere kennen Was tun, wenn die Fruchtblase platzt?
In der Regel platzt die Fruchtblase während oder kurz vor der Geburt und setzt damit die Wehen in Gang. Manchmal geschieht dies aber bereits Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin. Was Sie über die Fruchtblase wissen sollten, erklärt ein Experte.
Die Fruchtblase ist eine perfekte Konstruktion der Natur. Sie schützt das Baby im Mutterleib vor Stößen, Verletzungen und Infektionen wie ein straffer Ballon. Das in ihr enthaltene Fruchtwasser ist normalerweise hell und klar, manchmal aber auch flockig. Es wird zu Beginn der Schwangerschaft durch die Zellen der Fruchthöhle produziert.
"Das hört zwar im Laufe der Schwangerschaft nicht auf, aber die Menge an Fruchtwasser, die auf diese Weise entsteht, ist sehr gering", erklärt Christian Albring, Gynäkologe und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, gegenüber t-online.
In der Fruchtblase ist auch Urin des Babys
"In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft besteht das Fruchtwasser hauptsächlich aus dem Pipi des Babys. Das Kind trinkt Fruchtwasser, bekommt aber auch Flüssigkeit über die Nabelschnur. Durch die Babyniere wird diese Flüssigkeit ständig filtriert und wieder in die Fruchthöhle ausgeschieden."
Steht die Geburt nach etwa 40 Wochen schließlich unmittelbar bevor, kann nach Abgang des Schleimpfropfens, der bis dahin den Muttermund verschlossen hielt und so die Gebärmutter schützte, die Fruchtblase platzen. Dann entleert sich der Inhalt von etwa 800 Milliliter entweder schwallartig, was absolut schmerzfrei ist, oder das geruchlose Fruchtwasser geht nach und nach tröpfchenweise ab.
Wehen beginnen meist vor dem Blasensprung
Das ist dann der Fall, wenn der Riss ziemlich weit oben ist und die Flüssigkeit deshalb nur in kleinen Mengen entweichen kann, sodass manche Schwangere das Nass zunächst für eigenen Urin hält. Üblicherweise haben zu diesem Zeitpunkt schon Wehen eingesetzt. Bei etwa zwanzig Prozent der Frauen kommt es aber zu einem vorzeitigen Blasensprung – also bevor die Kontraktionen beginnen.
So erging es auch Simone, als sie vor knapp fünf Jahren ihre Tochter erwartete. "Es passierte an einem Abend, als mein Mann und ich nur wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin bei Nachbarn zum Abendessen eingeladen waren", erinnert sich die junge Mutter. "Mir ging es zu dem Zeitpunkt eigentlich noch prima. Doch kurz bevor wir das Haus verlassen wollten, spürte ich plötzlich, wie mir ein Schwall warmer Flüssigkeit zwischen den Beinen hinunter rann. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Wehen einsetzten. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus. Sechs Stunden später war unsere kleine Maus da."
Nabelschnurvorfall und Infektionen sind die größten Risiken
Dass sie beim Transport in die Klinik am besten liegen sollte, wusste Simone von ihrer Hebamme, die sie vorher über die Möglichkeit eines solchen Szenarios informiert hatte. "Mir war klar: Ich musste im Auto so flach wie möglich gebettet sein. So war die Gefahr geringer, dass es bei unserer Tochter zu einem Nabelschnurvorfall kommt und die lebenserhaltende Verbindung zwischen mir und ihr unterbrochen wird."
Ein elementarer Faktor ist nach einem Blasensprung aber auch die Zeit, denn das Baby ist nun nicht mehr von Fruchtwasser umgeben und geschützt. "So können nun viel leichter Bakterien und Keime in die Fruchthöhle aufsteigen, sodass höchste Infektionsgefahr besteht – für das Kind, aber auch für die Mutter", so Albring. Im Ernstfall sei das abzulesen, ergänzt der Experte: am Anstieg der Temperatur, einer erhöhten Herzfrequenz sowie einem verstärkten Krankheits- und Schwächegefühl bei der Schwangeren.
Viel Blut im sonst klarem Fruchtwasser ist Alarmzeichen
Ein solch schlechter Verlauf blieb Simone zum Glück erspart. Ihr machte nach dem plötzlichen Blasensprung zunächst nur Sorgen, dass das abgegangene Fruchtwasser keine klare Konsistenz mehr hatte, sondern etwas verfärbt war – als ob es sich mit Blut vermischt hätte. "Etwas Blut im Fruchtwasser ist kein Grund zur Besorgnis. Es kann aus kleinen Blutgefäßen kommen, die rund um den Muttermund herum liegen und bei dessen Öffnung platzen", beruhigt der Gynäkologe.
"Wenn der Ausfluss aber deutlich blutig ist, sollte die Frau unverzüglich ins Krankenhaus fahren, denn das ist ein wichtiges Anzeichen dafür, dass die Gebärmutterhalsöffnung schon fortgeschritten ist oder die Plazenta sich vorzeitig ablöst. Letzteres wäre eine lebensbedrohliche Situation. Am besten sollte man in einem solchen Fall schon vorher im Krankenhaus anrufen und Bescheid geben, sodass das Team der Geburtsklinik auf den möglichen Notfall vorbereitet ist."
Frühgeburt durch vorzeitigen Blasensprung
Ebenfalls problematisch wird die Situation, wenn der Blasensprung nicht zum errechneten Geburtstermin erfolgt, sondern in einem wesentlich früheren Stadium der Schwangerschaft. Die Ursachen dafür seien zumeist, so Albring, neben der vorzeitigen Öffnung des Gebärmutterhalses, vor allem entzündliche Prozesse.
"Frauen sollten deshalb unbedingt versuchen, Infektionen der Vagina in der Schwangerschaft zu vermeiden und bestehende Scheideninfektionen vor dem Beginn einer Schwangerschaft zum Abklingen zu bringen", sagt der Gynäkologe. Zur Vorsorge sei die peinliche Beachtung der Scheidenhygiene unerlässlich. "Hierbei sollte nur Wasser zum Reinigen benutzt werden, aber keine Seifen oder Intimlotionen." Denn eine Veränderung des Säuregehalts in der Vagina könne eine Besiedlung mit Bakterien zur Folge haben. Man könne dann lokal mit Antibiotika oder Antimykotika behandeln, um die Infektion einzudämmen.
Zu frühe Geburt abwenden
Kommt es trotz vorbeugender Maßnahmen dennoch zu einem verfrühten Blasensprung, sind vorzeitige Wehen unvermeidbar, sodass die Geburt kaum noch aufzuhalten ist. Immerhin wird ein Drittel aller Frühgeburten auf diese Weise ausgelöst. "Mit Liegen, sofortiger Antibiotika-Behandlung der Infektion und Wehenhemmung kann in manchen Fällen der Geburtsbeginn noch verhindert werden", ergänzt Albring.
"Und der Riss in der Blase kann sich eventuell auch wieder verschließen, vor allem, wenn es sich um einen hohen Blasensprung, also nicht vor dem inneren Muttermund, handelt." Käme es jedoch erst nach der 37. Schwangerschaftswoche zum Blasensprung, werde nicht mehr mit allen Mitteln versucht, die Entbindung zu verzögern. Dann wird nur noch darauf geachtet, dass keine Keime in die Fruchthöhle eindringen können und damit zu einer bedrohlichen Entzündung führen.
Für das Leben "draußen" vorbereiten
Doch nicht immer gelingt es der Medizin, den Lauf der Dinge nach einem verfrühten Fruchtblasensprung aufzuhalten. Dann gilt es, sich auf das Baby zu konzentrieren und möglichst die besten Voraussetzungen für das Leben außerhalb des schützenden Mutterleibs zu schaffen. Das sei insbesondere für diejenigen Frühchen elementar, die sich vor der 35. Schwangerschaftswoche ankündigten, erklärt der Experte. "In diesem Fall bekommt die Mutter ein Arzneimittel, das die Reifung der Babylunge beschleunigt, damit das Kind auch als Frühgeburt möglichst direkt selbstständig atmen kann."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.