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Trockenheit: Wie Alkohol Pflanzen gegen Hitze schützt


Klimawandel im Garten
"Betrunkene" Pflanzen überstehen Trockenheit besser


29.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Ständig gießen: Die langen Trockenphasen setzen den Pflanzen zu.Vergrößern des Bildes
Ständig gießen: Die langen Trockenphasen setzen den Pflanzen zu. (Quelle: IMAGO / Alexander Rochau)

Japanische Forscher haben herausgefunden, dass Alkohol Pflanzen vor Hitze schützt. Hobbygärtner sollten ihren Blumen trotzdem keinen Schnaps anbieten.

Die Klimakrise zeigt sich auch in Deutschland bereits jetzt auf den Feldern sowie in den Gemüse- und Blumenbeeten. Niederschläge werden laut Forschern auch immer unberechenbarer fallen. Die Wetterextreme werden sich häufen. Für Pflanzen sind das nicht gerade rosige Aussichten. Das betrifft die Ladenwirtschaft ebenso wie das heimische Blumen- und Gemüsebeet.

Trockenstress setzt Pflanzen zu

Bekommen Pflanzen immer unregelmäßiger und weniger Wasser ab, verfallen sie in den sogenannten Trockenstress. Dann ist das Wachstum stark eingeschränkt. Dieses Phänomen bereitet vor allem Landwirten Sorgen, da Weizen, Mais und andere Feldfrüchte immer mehr Trockentage aushalten müssen.

Künstliche Bewässerungsmethoden kommen immer häufiger zum Einsatz. Nutzten Bauern 2013 noch 265 Millionen Kubikmeter Wasser, waren es 2019 bereits 336 Millionen Kubikmeter. Die Dürre- und Hitzewelle von 2022 in Süd-, West- und Zentraleuropa gilt als eines der teuersten Wettereignisse in Europa der letzten 40 Jahre.

Die Dürreschäden für die Weltwirtschaft nehmen zu, und die Nachfrage nach hitzeresistenten Pflanzen wächst. Forscher aus Japan könnten ganz ohne Genmanipulation auf eine Lösung gekommen sein. In einem Versuch haben die Wissenschaftler am Riken-Zentrum für nachhaltige Ressourcenforschung der Universität Yokohama herausgefunden, dass Pflanzen auf Ethanol reagieren – die leicht entzündliche Flüssigkeit mit dem stechenden Geruch ist gemeinhin als Alkohol bekannt. Kurz: Pflanzen unter Alkoholeinfluss halten Hitze besser aus.

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Trockentoleranz der Pflanzen erhöht

Für die Untersuchungen behandelten die Forscher Pflanzen wie Gänserauke, Reis und Weizen mit hochprozentigem Ethanol. Solcherart an der Wurzel präparierte Pflanzen reagierten darauf, indem sie ihre Spaltöffnungen, die sogenannten Stromata, in den Blättern schlossen. Diese Öffnungen befinden sich zumeist auf der Unterseite der Blätter und lassen Kohlendioxid, Sauerstoff und Wasserdampf durch.

Geöffnete Spalten in den Blättern sind bei großer Hitze eher ein Nachteil, weil sie durch die Verdunstung viel Wasser verlieren. Das Ethanol hemmt somit die Verdunstungsrate. Daneben konnten die Forscher einen weiteren Effekt beobachten: Pflanzen unter Alkoholeinfluss produzierten trockenheitsresistente Aminosäuren und Zucker. Zucker ist wichtig für die Fotosynthese. So zeigte sich, dass Pflanzen – anders als der Mensch – mit Alkohol und ohne Wasser gut zurechtkommen.

Alkohol für Schnittblumen

Die Entdeckung hat das Interesse der Verbraucherportale geweckt. Ein Schuss Wodka im Wasser soll Schnittblumen länger frisch halten. Der Alkohol konserviert aber nicht, wie es der Volksmund sagt, er tötet Bakterien im Blumenwasser ab. Wie das Portal "ruhr24" schreibt, solle man dabei vorsichtig dosieren. Zu viel Schnaps verdirbt das Wasser, und die Blumen gehen ein.

Mit Bier, Wein oder Likören sollten Hobbygärtner ebenfalls vorsichtig sein. Die Pflanzen brauchen sauberes Ethanol, damit die trockenresistente Wirkung auch einsetzt. Ein Gläschen Bier oder Wein ist da eher von Nachteil und könnte die Pflanze schädigen.

 
 
 
 
 
 
 

Es muss kein Alkohol im Garten sein

Doch nicht nur Schnittblumen müssen frisch bleiben. Die sich häufenden Hitzewellen bedrohen auch das heimische Blumen- und Gemüsebeet. Manche könnten auf die Idee kommen, ihren Pflanzen Schnaps zu verabreichen. Dabei muss das Laborexperiment der japanischen Forscher an Kulturpflanzen noch lange nicht im eigenen Garten funktionieren.

"Ich würde nicht dazu raten, Gartenpflanzen mit Alkohol zu behandeln und dann zu hoffen, dass diese auch hitzeresistent sind", sagt Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), auf Anfrage von t-online. Mit trockeneren Sommern könne man auch durch ein besseres Wassermanagement umgehen. Hobbygärtner sollten Regenwasser auffangen oder in Zisternen sammeln. Und: Wer frühmorgens seinen Garten gießt, verhindert, dass das Wasser zu schnell verdunstet. Auch helfe es, den Boden zu mulchen oder aufzulockern, um der Verdunstung entgegenzuwirken, verrät die Expertin.

"Kulturtechniken wie Mulchen können da helfen, also das Bedecken des Bodens, damit dieser nicht austrocknet. Nicht zu viel zu gießen, ist auch wichtig, etwa indem man den Rasensprenger einfach über den Rasen laufen lässt", so Hölzel. Auch müsse es kein englischer Rasen sein, der stets geschnitten und oft gewässert werden muss. Trockenkräuterrasen und Blumenwiesen halten auch bei längeren Hitzeperioden. "Bei den Staudengewächsen gibt es Pflanzen, die kommen auch mit wenig Wasser aus. Je mehr Pflanzen, desto mehr Strukturen schafft man mit Schatten, wo Wasser gespeichert werden kann", meint Hölzel.

Auf die Technik kommt es an

Damit der Garten auch extreme Wetterbedingungen aushält, sollte auf Vielseitigkeit geachtet werden. In Zeiten des sich wandelnden Klimas ist das von Bedeutung. "Wichtig ist es auch, für Schatten zu sorgen. Dieser darf natürlich nicht zu dicht sein und die Sonne komplett verdecken", erklärt Hölzel. Auch gehöre der Boden entsiegelt, nicht versiegelt. "Stein raus, Pflanzen rein", meint Hölzel. Durch Beton und Steine heize sich der Garten nur unnötig auf.

Schließlich rät die Expertin dazu, auf Vielfalt im Beet zu achten. Wer verschiedene Gemüse, Kräuter und Blumen nebeneinander anbaut, beugt dem Schädlingsbefall vor. Nicht nur können sich die Pflanzen gegenseitig schützen, sie versorgen sich auch wechselseitig mit unterschiedlichen Nährstoffen.

Verwendete Quellen
  • academic.oup.com: "Ethanol-Mediated Novel Survival Strategy against Drought Stress in Plants"
  • agrarheute.com: "Studie zeigt: Betrunkene Pflanzen kommen besser durch eine Dürre"
  • de.statista.com: "Wirtschaftlich teuerste Wetterereignisse in Europa im Zeitraum 1980 bis 2022"
  • destatis.de: "Hitze und Trockenheit"
  • nabu.de: "Gärtnern unter neuen Klimabedingungen. Praktische Tipps für einen robusten Garten"
  • science.orf.at: ""Betrunkene" Pflanzen trotzen der Dürre"
  • ruhr24.de: "Blumen frisch halten: Hausmittel mit Wodka sorgt für lange Haltbarkeit"
  • Telefonat mit Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin des BUND
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