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Notvorrat im Katastrophenfall: So bunkern Finnen für Krisenzeiten


Liste mit Lebensmitteln
Finnischer Notvorrat: So sind Haushalte auf Krisen vorbereitet

Von t-online, jb

21.06.2025 - 08:39 UhrLesedauer: 3 Min.
Notvorrat (Symbolbild): Oliver Igel (SPD) empfiehlt das Anlegen von Vorräten wie Wasser und Nahrung.Vergrößern des Bildes
Notvorrat: Essen und Getränke sollten auch schmecken. (Quelle: Filippo Bacci/getty-images-bilder)
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Stromausfall, schwere Stürme oder plötzliche Krankheit – darauf ist man in Finnland auf eine ganz besondere Art und Weise vorbereitet. Einige Aspekte aus diesem System könnten auch für Sie interessant sein.

Sind Sie auf Situationen vorbereitet, in denen Sie nicht zum Einkaufen kommen? Sei es ein schweres Unwetter, ein längerer Stromausfall (Blackout) oder einfach ein schwerer Unfall, können dazu führen, dass man nicht aus dem Haus kommt und sich mit dem nötigsten versorgen kann. Vorsorge zahlt sich in diesen Fällen aus. Doch die Umsetzung und Vorratshaltung an sich fällt einigen schwer – zu aufwendig, zu zeitintensiv oder kostspielig.

In Finnland ist dieses Prinzip der Eigenvorsorge hingegen fest in den Alltag integriert und gehört schon zur Normalität. Der sogenannte "Kotivara" – ein Notvorrat aus Wasser, Lebensmitteln und wichtigen Utensilien – soll Haushalte befähigen, mindestens drei Tage, idealerweise jedoch eine Woche, autark zu überstehen. Doch nicht nur das unterscheidet die Methode von der deutschen Krisenvorsorge.

Finnische Vorratsempfehlung: 72 Stunden

Der Vorrat dient dabei nicht nur dem Überleben bei einer Naturkatastrophe, einer Großschadenslage oder einem mehrtägigen Stromausfall (Blackout). Selbst eine Grippe oder ein Unfall können dazu führen, dass Sie das Haus nicht mehr verlassen können. Aus diesem Grund empfehlen finnische Behörden, einen gut durchdachten Vorrat anzulegen, der die eigene Versorgung für 72 Stunden – also drei Tage – sicherstellt. Wer möchte, kann auch einen Vorrat für sieben Tage anlegen.

Warum 72 Stunden?

Die EU geht davon aus, dass Behörden und Hilfsorganisationen zwischen zwei und drei Tagen brauchen, um nach einem Katastrophenfall die Versorgung wieder einigermaßen herzustellen.

Haltbare Lebensmittel: Was wirklich benötigt wird

Wichtigster Bestandteil ist Wasser – 2 Liter pro Tag werden empfohlen. Zuzüglich Wasser fürs Kochen, die Hygiene und Toilettenspülung. Das ist dieselbe Empfehlung, die auch in Deutschland gilt.

An Lebensmitteln wird in Finnland für eine Woche pro Person folgende Menge empfohlen:

  • 0,5 kg Kartoffeln
  • 0,5 kg Reis und Nudeln
  • 0,5 kg Fette (z. B. Öl, Margarine)
  • 0,5 kg Zucker oder Honig
  • 1 Liter H-Milch oder Pflanzendrink
  • 1,5 kg Getreideprodukte
  • 1,3 kg Milchprodukte
  • 1,5 kg Gemüse und Wurzelgemüse (auch Konserven)
  • 1 kg Obst und Beeren (frisch oder getrocknet)
  • 1 kg Fleisch, Fisch oder Ei
  • 100 g Trockenfrüchte wie Rosinen, Pflaumen und Datteln
  • 90 g Nüsse oder Samen
  • 100 g Schokolade oder Süßigkeiten
  • Brot, Knäckebrot, Reiswaffeln, Zwieback
  • Dosen mit Fisch, Fleisch, Fertiggerichten oder Bohnen
  • Instant-Suppen, Soßenpulver, Kartoffelpüreepulver, Sojagranulat
  • Kekse, Chips
  • Kaffee, Tee
  • Marmelade, Obstpüree
  • Müslis
  • Energieriegel, Müsliriegel

Auch an Sonderfälle ist bei der Vorratshaltung zu denken – etwa Babynahrung, Diät- oder Allergieprodukte oder Tierfutter und Wasser für Haustiere.

In Finnland stellt der Notvorrat kein Sonderlager dar. Er ist Teil des Alltags. Die Lebensmittel sollten regelmäßig genutzt und wieder aufgefüllt werden. Und es sollten nur Lebensmittel gewählt werden, die man gerne isst. Das heißt: Wer lieber Nudeln statt Reis oder Kartoffeln mag, sollte diese bevorzugt vorhalten. Fleisch lässt sich durch Fisch oder Tofu ersetzen.

Es gibt noch einige andere Punkte, die das finnische Modell von den deutschen Empfehlungen unterscheiden. Etwa die empfohlene Menge an Getreideprodukten, Hülsenfrüchten oder Obst. Die Unterschiede sind beispielsweise:

Lebensmittelgruppe Finnland (Kotivara)Deutschland (BBK)
Getreideprodukte (Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis) 1,5 kg2,45 kg
Gemüse, Hülsenfrüchte 1,5 kg2,8 kg
Obst und Nüsse 1 kg1,75 kg
Milchprodukte 1,3 kg1,82 kg
Fisch, Fleisch, Eier 1 kg1,05 kg
Fette, Öle 0,5 kg0,25 kg
Sonstiges (Zucker, Süßigkeiten, Fertiggerichte) 100 g Süßigkeiten, 100 g Schokolade700 g Zucker, 350 g Zucker, 350 g Kekse

Was allgemein auffällt: Im finnischen Kotivara-Modell ist die tägliche Kalorienmenge pro Person niedriger (Finnland: 1.800 - 2.000 kcal/Person/Tag; Deutschland: 2.200 kcal/Person/Tag). Das ist von der Region bewusst gewählt. Der Grund: Das Modell sieht vor, Haushalte für drei bis sieben Tage mit essenziellen Lebensmitteln zu versorgen, die zum gesunden Überleben nötig sind. Trotz der reduzierten Kalorienzahl wird durch die gezielte Auswahl der nährstoffreichen Produkte sichergestellt, dass der Grundbedarf an Energie und Mikronährstoffen gedeckt ist. Zusätzlich liefern die empfohlenen Getreide- und Milchprodukte sowie Fette die nötige Energie, während das Gemüse und die Hülsenfrüchte mit ihren Vitaminen und Mineralstoffen das Immunsystem stärken.

Die kalorienreichen Nahrungsmittel wie Nüsse, Trockenfrüchte, Süßigkeiten und Energieriegel liefern indes schnell Energie, falls der Kalorienbedarf durch die Basislebensmittel nicht vollständig gedeckt werden kann. Zudem können sie auch im Notfall schnell verzehrt oder bei einem Ortswechsel leicht mitgenommen werden.

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Kritik an Notvorrat-System

Das System hat jedoch auch Schwächen: Kritiker bemängeln, dass es auf kurzfristige Krisen wie Stromausfälle oder Unfälle ausgerichtet und daher für lang andauernde Krisen, die über sieben Tage andauern, weniger geeignet ist. Hier wird sich zu sehr auf darauf verlassen, dass die Regierung die Grundversorgung innerhalb kurzer Zeit wieder herstellen kann.

Zudem kann ein Notvorrat, der regelmäßig aufgefüllt werden muss, weil man die darin enthaltenen Produkte täglich verbraucht, kostspielig werden. Das gilt besonders, wenn die Lebensmittel möglichst hochwertig und lange haltbar sein sollen. Zum Beispiel ist Pumpernickel oder Schwarzbrot teurer als Graubrot oder Fertigessen als frisch Gekochtes. Für Haushalte mit geringem Einkommen oder in ländlichen Gebieten könnte das schnell zur Belastung werden.

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