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Klimawandel: EU-Emissionen nach Corona gestiegen – Experten besorgt


Maßnahmen gefordert
Experten besorgt über steigende EU-Emissionen

Von dpa
26.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Das RWE-Kohlekraftwerk Niederaußem (Archivbild): Kohlekraftwerke lieferten weniger Strom und produzierte so auch weniger CO2.Vergrößern des BildesBlick auf das RWE-Kohlekraftwerk Niederaußem im nordrhein-westfälischen Grevenbroich. (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa/dpa)
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Um die Klimaziele der EU bis 2030 zu erreichen, müsste der Fortschritt verdoppelt werden. Doch die jüngste Entwicklung geht in eine andere Richtung.

Die wirtschaftliche Erholung nach dem schlimmsten Jahr der Corona-Pandemie hat in der Europäischen Union eine Zunahme klimaschädlicher Emissionen mit sich gebracht. Vorläufigen Daten zufolge stieg der Treibhausgasausstoß in der EU 2021 im Vergleich zum Vorjahr um schätzungsweise fünf Prozent, lag damit aber etwa sechs Prozent unter dem Niveau von 2019. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bericht der EU-Umweltagentur EEA hervor. Auch der Energieverbrauch nahm zu.

Zum Erreichen der Klimaziele 2030 müssen die 27 EU-Mitgliedstaaten deutlich mehr tun, wie der Bericht zeigt. Der Fortschritt müsse mehr als verdoppelt werden, schrieben die Experten. Entscheidende Maßnahmen seien in den kommenden Monaten und Jahren nötig, um sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten ehrgeizige Emissionsminderungspläne aufstellen könnten, um die Ziele zu erreichen, erklärte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx.

"Nicht im Tempo der Vergangenheit weitermachen"

Zwischen 1990 und 2020 sind die Emissionen der 27 EU-Staaten um 32 Prozent gesunken – damit haben sie das 2020er Klimaziel einer Verringerung um 20 Prozent klar erreicht. Auf dem Weg zu den ambitionierteren EU-Klimazielen 2030 reicht das aber lange nicht aus.

"Wir können nicht im Tempo der Vergangenheit weitermachen", sagte eine der Autorinnen des Berichts, Melanie Sporer. "Durchschnittlich müssen wir unsere jährliche Verringerung von 2021 bis 2030 im Vergleich zu den jährlichen Emissionsreduktionen der Jahre 1990 bis 2020 verdoppeln." Oder wie es ihr EEA-Kollege Jorre De Schrijver formulierte: "Wir brauchen eine Beschleunigung in Richtung 2030."

Dies gilt sowohl beim 2021 stagnierenden Ausbau der Erneuerbaren Energien als auch bei der Reduzierung des Energieverbrauchs – und bei der Verringerung aller Treibhausgas-Emissionen. Letztere müssen dem Bericht zufolge jährlich im Schnitt um 134 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sinken. Im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 2020 waren es lediglich 52 Millionen Tonnen gewesen.

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In die umgekehrte – aus Klimaschutzsicht völlig falsche – Richtung ging es dagegen 2021: Vor allem beim Verkehr, in der Industrie und der Energieversorgung nahm der Ausstoß nach EEA-Angaben wieder zu. Den wesentlichen Grund hinter dem Anstieg sieht die in Kopenhagen ansässige Behörde in der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie, die 2020 zu Lockdowns, Produktionsstopps in vielen Fabriken sowie weitreichenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens geführt hatte.

"Auswirkungen des Klimawandels deutlicher denn je"

Mit dem Klimapaket "Fit for 55" will die EU ihren Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 Prozent senken. Bis 2050 soll die EU demnach klimaneutral werden. All das geschieht auch mit Blick auf Wetterextremereignisse, die längst nicht mehr nur in fernen Weltregionen, sondern auch in Europa häufiger und heftiger werden.

"Im Laufe des vergangenen Jahres sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlicher denn je geworden: Schwere Dürren, Wasserknappheit, Überschwemmungen und Rekordtemperaturen haben die potenziell verheerenden Auswirkungen des Klimawandels einmal mehr deutlich gemacht", heißt es im EEA-Bericht.

Die mittlere Jahrestemperatur über europäischen Landflächen sei im vergangenen Jahrzehnt rund zwei Grad Celsius wärmer gewesen als in der vorindustriellen Zeit. Parallel verlaufende Krisen unterstrichen die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen, schrieben die Experten.

Nicht zuletzt mit Blick auf die hohen Strom- und Gaspreise kommt dem Energiesektor eine der entscheidenden Rollen zu. Diesen Winter seien zwar kurzfristige Maßnahmen zur Steigerung der Energieversorgung nötig, erklärte Bruyninckx. Im Idealfall dürften diese Investitionen Europa aber nicht für viele weitere Jahre von fossilen Brennstoffen abhängig machen. Das Energiesparen und die Stärkung erneuerbarer Energien seien nicht nur entscheidend im Kampf gegen die momentane Energiekrise, sondern auch auf dem Weg zur Klimaneutralität.

EU will Grenzwerte für Feinstaub mehr als halbieren

Nach dem Willen der EU-Kommission soll zumindest der Jahresgrenzwert für Feinstaub bis 2030 um mehr als die Hälfte gesenkt werden. Die Belastung durch Feinstaub mit einer Partikelgröße von bis zu 2,5 Mikrometer soll von 25 auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter reduziert werden, teilte die EU-Kommission mit.

Mit den Vorschlägen nähern sich die Vorgaben auf EU-Ebene den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, setzen sie aber nicht komplett um. Die WHO empfiehlt seit vergangenem Jahr nur noch fünf Mikrogramm, also ein Fünftel des derzeit erlaubten Wertes.

"Jedes Jahr sterben Hunderttausende Europäer vorzeitig, und viele weitere leiden an Herz- und Lungenkrankheiten oder durch Umweltverschmutzung verursachte Krebserkrankungen. Je länger wir mit der Verringerung dieser Verschmutzung warten, desto höher sind die Kosten für die Gesellschaft", sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans.

Spezifische Maßnahmen fehlen

Der Vorschlag der Kommission enthält keine spezifischen Maßnahmen, sondern legt Luftqualitätsstandards fest, die überall umgesetzt werden müssen. Wie die Grenzwerte erreicht werden, ist Sache der EU-Länder. Kritiker befürchten, dass es dadurch in Deutschland zu Fahrverboten kommen könnte. Der Vorschlag muss noch von EU-Parlament und Rat genehmigt werden.

Auch Grundwasser und Abwasser sollen besser geschützt werden. Die EU-Kommission möchte die Liste der Wasserschadstoffe um 24 Stoffe erweitern, darunter bestimmte Antibiotika und Pestizide wie Glyphosat.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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