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Interview: Ehemaliger Formel-1-Fahrer Nico Rosberg über Diesel-Fahrverbote


Nico Rosberg zu Fahrverboten
"Wir sollten neue Technologien einsetzen, keine Verbote"

  • Claudia Zehrfeld
InterviewEin Interview von Claudia Hamburger

Aktualisiert am 05.02.2019Lesedauer: 5 Min.
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Nico Rosberg: Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer engagiert sich für nachhaltige Innovationen.Vergrößern des Bildes
Nico Rosberg: Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer engagiert sich für nachhaltige Innovationen. (Quelle: Tobias Hase/dpa)

Der ehemalige Formel-1-Fahrer Nico Rosberg setzt sich mittlerweile für Nachhaltigkeit ein, zum Beispiel als Investor. Im Interview verrät er, was ihn an dem Thema fasziniert.

Seit seinem Weltmeistertitel und dem Rückzug aus der Formel 1 vor rund zwei Jahren engagiert sich Nico Rosberg für grüne Technologien. Er hat in entsprechende Start-ups investiert und zusammen mit Marco Voigt und Sven Krüger das Greentech Festival (23. bis 25. Mai in Berlin) ins Leben gerufen. Das möchte das Potenzial neuer Technologien erlebbar machen und den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen beschleunigen. Im Interview erzählt der 33-Jährige, was ihn an grünen Technologien fasziniert, was er von Fahrverboten und Tempolimits hält und wie sich sein Privatleben hin zu mehr Nachhaltigkeit verändert hat.

t-online.de: Herr Rosberg, Sie haben sich mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Leben auf die Fahne geschrieben. Wie sind Sie denn heute angereist?

Nico Rosberg: Aufgrund eines wichtigen Termins gestern Abend musste ich leider mit dem Flugzeug anreisen. Generell versuche ich natürlich auch auf grüne Transportalternativen zu setzen, zu Hause nutze ich größtenteils Carsharing-Angebote oder ich fahre beispielsweise mit großer Freude ein Elektromotorrad.

Sie setzen sich für mehr Umweltfreundlichkeit ein und haben das Greentech Festival, bei dem grüne Technologien im Mittelpunkt stehen, mit ins Leben gerufen. Sie sind aber auch ehemaliger Formel-1-Rennfahrer. Wie passt das zusammen?

Das ist eigentlich sehr simpel: Ich bin immer schon ein Technik- und Innovations-Fan und Mobilität ist mein Zuhause. Das Thema Nachhaltigkeit hat mich jetzt so sehr gepackt, weil in dieser Disruption eine unglaublich große Chance steckt. Wir können diesen positiven Wandel, den wir jetzt angehen müssen, noch einmal enorm beschleunigen. Es ist von großer Bedeutung, da jetzt einen Beitrag zu leisten. Ich habe das in erster Linie über Investments getan. Und jetzt auch mit unserem gemeinsamen Start-up, dem Greentech Festival. Mit diesem Festival möchten wir das immense Potenzial grüner Technologien erlebbar machen und möglichst viele Menschen für einen positiven Wandel begeistern.

Hatten Sie die Tendenz zu einem grünen Lebensstil schon während Ihrer aktiven Zeit als Rennfahrer?

Nein, die Pferdeklappen waren so groß, dass ich nichts gesehen habe von der Welt. Ich habe nicht einmal die Nachrichten verfolgt, hatte kein Social Media, keine E-Mail-Adresse. Ich habe mich zu dieser Zeit einfach sehr stark auf mich, meine Karriere und meine Familie konzentriert. Nachhaltigkeit war für mich ein weißes Blatt Papier. Erst in den vergangenen zwei Jahren habe ich dahingehend meinen Horizont erweitert.

Wie wurden Sie nach Ihrem Rücktritt aus der Formel 1 vor knapp zwei Jahren gerade auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam?

Ich habe mir alles angeguckt da draußen und mit Menschen gesprochen und das Thema hat mich am meisten gepackt. Der Katalysator dafür war Mercedes. Ich saß nach meinem Rücktritt mit Mercedes zusammen und sie haben mir die Welt der E-Mobilität und Autonomie gezeigt und wie entscheidend das für ein Unternehmen schon damals war. Das war für mich der große Auslöser. Ich habe gedacht: Was werden das für Innovationen sein, die mit dieser enormen Geschwindigkeit auf uns zukommen? Und wie cool ist das?

Hat sich auch ihr Alltag verändert? Was tun Sie im täglichen Leben der Umwelt zuliebe?

Der grüne Lifestyle ist Thema in meiner Familie und in meinem Alltag. Wir verwenden zu Hause zum Beispiel keine Plastikflaschen mehr, nur noch Glasflaschen. Auch meine Kinder dürfen nicht aus Plastikflaschen trinken. Zudem ernähren wir uns sehr gesund, essen viele Bio-Produkte.

Nico Rosberg, Jahrgang 1985, wurde im hessischen Wiesbaden geboren. 2016 wurde er Formel-1-Weltmeister. Nach diesem Erfolg kehrte er der Formel 1 den Rücken. Rosberg wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Monaco.

Was würden Sie anderen Menschen raten, um mehr für die Umwelt zu tun?

Es gibt so viele Möglichkeiten! Wenn wir zum Beispiel alle unseren Fleischkonsum nur ein wenig reduzieren würden, hätte das bereits eine große Wirkung. Was ich empfehlen würde, ist, dass man sich wirklich mit dem Thema auseinandersetzt und so seinen eigenen, persönlichen Weg findet.

Erziehen Sie Ihre Kinder schon auf diese Weise?

Unsere Kinder sind erst drei und ein Jahr alt, da hält sich das noch in Grenzen. Wir geben uns einfach allesamt Mühe. Ich bin sicherlich nicht perfekt, aber darum geht es auch gar nicht. Wenn jeder seinen für ihn möglichen Beitrag für die Umwelt leistet, wäre schon viel erreicht.

Und wie sieht es aus mit Autofahren? Haben Sie das minimiert?

Ich nutze jeden Tag Mobee, das ist unser Car-Sharing-Angebot in Monaco. Dabei handelt es sich um Elektro-Renault-Twizys. Das sind wirklich Schüsseln, die haben mit einem Auto nicht mehr viel zu tun. Aber ich fahre die gerne, das macht viel Spaß. Es ist ein bisschen wie Go-Kart-Fahren. Und es ist super praktisch, weil man damit auch auf einem Motorradparkplatz parken kann. Ich nutze das nicht nur wegen der Nachhaltigkeit, sondern auch, weil das für mich ein sensationelles Produkt ist. Es ist einfach effizient: Ich habe mein Handy mit der App, ich muss über nichts nachdenken und dann geht es los.

Damit so etwas richtig gut funktioniert, muss natürlich auch eine gute Infrastruktur gegeben sein.

Das stimmt, aber man kann auch in Monaco noch große Fortschritte machen. Zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz in den Autos: Wenn die Autos während der Bürozeiten stehen, könnten sie zu Lieferdiensten werden. Oder wenn sie nachts ohne Stromanschluss irgendwo stehen, könnte die künstliche Intelligenz sie an die nächste Steckdose fahren.

Wie sehen Sie die Entwicklung in Sachen E-Mobilität in Deutschland?

Es gibt Nachholbedarf, zum einen im Verkauf von E-Autos, zum anderen in der Entwicklung. Aber das ist okay, denn die ganze Welt ist spät dran. Da mache ich mir keine Sorgen, da kommen jetzt ganz tolle Produkte. Die Infrastruktur ist aber noch ein großes Problem.

Man versucht hierzulande, Stickoxidwerte auch durch Fahrverbote zu senken. Was halten Sie davon?

Die Städte müssen sauberer werden – das ist Fakt und das wollen wir alle. Aber da muss ein Kompromiss gefunden, der richtige Takt erwischt werden. Wenn man es zu schnell macht, dann leiden die Menschen am meisten darunter, weil die Autos stark an Wert verlieren. Und wenn man es zu langsam macht, dann leidet die Gesundheit enorm. Man sollte eher einen positiven Ansatz finden, anstatt Verbote auszusprechen.


Dann halten Sie vermutlich auch nichts von den viel diskutierten Tempolimits auf der Autobahn?

Genau, denn da versucht man es wieder über Verbote. Natürlich sind manche Verbote notwendig, aber ich finde, man sollte es nicht übertreiben. Der Richtwert auf deutschen Autobahnen ist ja sowieso 130 km/h. Die Autobahn ist einfach deutsche Autokultur und dafür sind wir bekannt in der Welt und stolz darauf. Man sollte besser die alternativen Lösungen bei den Hörnern packen, um CO2-Emissionen zu verringern: sei es durch künstliche Intelligenz, durch Fahrsicherheitssysteme oder Elektromobilität. Es ist ein besserer Ansatz, sich auf die neuen Technologien zu konzentrieren und das voll anzugehen und zu nutzen, anstatt immer mehr zu verbieten.

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Worauf freuen Sie sich am meisten beim Greentech Festival?

Ich freue mich darauf, dort neue Technologien zu entdecken. Ob es jetzt fliegende Drohnen sind, in die wir einsteigen können oder grüner Lifestyle, erlebbar in allen Facetten, oder auch der spannende Bereich Energie. Wir werden zum Beispiel ein Start-up beim Festival haben, das durch die Bewegung auf Bodenplatten Energie gewinnt. Und in den praxisnahen Sessions der Konferenz wollen wir Lösungen erarbeiten, die möglichst schnell umgesetzt werden. In vielen Konferenzen wird nur geredet, aber wir müssen echte Lösungen entwickeln und diese auch im Nachhinein verfolgen. Nur gemeinsam können wir die drängenden Probleme unserer Zeit bewältigen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Rosberg.

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