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"Bares für Rares": Bietergefecht! Händler beschwert sich über Sitzplatz


Nach verpasstem Zuschlag
"Bares für Rares"-Händler beschwert sich über Sitzplatz

Von Silke Ahrens

Aktualisiert am 19.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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"Bares für Rares": Die Händler haben meist Stammplätze im Händlerraum.Vergrößern des Bildes
"Bares für Rares": Die Händler haben meist Stammplätze im Händlerraum. (Quelle: ZDF/Frank Hempel)

Ein Rentner aus Nordrhein-Westfalen bietet bei "Bares für Rares" ein antikes Gemälde an. Zwei Händler sind sofort daran interessiert – doch nach dem Bietergefecht fühlt sich einer benachteiligt.

"Oha, sehr beeindruckend. Ich find's toll!", sagt Moderator Horst Lichter, als er das Bild begutachtet, das Manfred Everartz bei "Bares für Rares" verkaufen möchte. "Wo hast du dieses Gemälde her?", möchte er von dem Rentner aus Würselen bei Aachen wissen. "Das habe ich von meinem Vater geerbt, der vor fünf Jahren verstorben ist", gibt der 73-Jährige Auskunft. Näheres über das Objekt weiß Colmar Schulte-Goltz, Experte für Malerei und internationales Kunsthandwerk.

"Erstens bin ich ganz begeistert, dass Sie das schöne Bild mitgebracht haben. Es ist nämlich wirklich ein ausdrucksvolles Landschaftsbild, das auf der Höhe der damaligen Zeit alles zum Ausdruck bringt, was ein Landschaftsmaler können musste", schwärmt Schulte-Goltz. "Wenn man das Bild anschaut, merkt man, dass man eine sehr schöne Landzunge im Vordergrund hat. Es gibt einen relativ niedrigen Horizont und eine sehr stimmungsvoll gestaltete Himmelszone mit unglaublich interessanten Wolkenbildern", bemerkt er.

Überraschende Expertise

Das Bild sei in ganz vielen Zonen aufgebaut. "In der Mittelzone gibt es eine tanzende Hirtin, die sehr ausgelassen neben ihrem Mann erscheint. Im Hintergrund ist noch ein weiterer Hirte zu sehen, der mit Schafen beschäftigt ist", beschreibt der Experte das Gemälde, das er für eine Pastorale – also ein musikalisches Schäferspiel – hält. "Das ist im Prinzip gemalt für Menschen, die vielleicht einen höheren Stand hatten. Sie konnten dann das einfache Leben besonders bewundern, weil es ganz andere Ansprüche aber auch Glücksmomente bereithält, und davon erzählt das Bild", erklärt Schulte-Goltz.

"Wann ist es denn gemacht worden?", möchte Lichter wissen. "Dieses Bild ist wirklich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also vor 1750 ungefähr. Man kann sogar die Signatur sehen – und das ist ganz selten", stellt der Experte fest. Das Bild sei von Christian Hilfgott Brand, der gebürtig aus Frankfurt (Oder) stammte, dann nach Wien gegangen sei und im Wesentlichen für den Wiener Hof gearbeitet habe. "Das Bild ist für seine Zeit eigentlich sehr gut erhalten, es ist aber dubliert", bemerkt Schulte-Goltz. Das komme bei Bildern, die so alt sind, häufiger vor.

"Es ist vollflächig verklebt, das wird man auch nicht mehr lösen können. Am besten lässt man es so, wie es jetzt ist", meint der Fachmann. Der Wunschpreis von Everartz sollte über 1.000 Euro liegen. Dieser Meinung ist auch der Experte. "Da man die Brand-Bilder immer mal wieder bei Auktionen findet, aber ganz selten signiert, bleibt es etwas ganz Besonderes. Dieses Bild schätze ich auf 3.800 bis 4.000 Euro", sagt Schulte-Goltz und ebnet dem Rentner damit den Weg in den Händlerraum.

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Händler beschwert sich über Sitzplatz

"Sie machen mir eine Freude", sagt Kunsthändler Julian Schmitz-Avila dann auch direkt beim Anblick des Gemäldes an Everartz gerichtet. "Es ist ein Altmeister", stellt auch Auktionator Wolfgang Pauritsch auf den ersten Blick fest. "Das ist schon beeindruckend. Ich starte mit 1.000 Euro." Sogleich entbrennt ein Bietergefecht zwischen den beiden Händlern, bei dem Pauritsch schließlich 2.900 Euro bietet. "Das ist viel Geld, aber das ist ein starkes Bild. Da sind wir uns, glaub' ich, einig", sagt er. Schmitz-Avila lässt nicht locker und hält mit 3.000 Euro dagegen.

"Sind wir denn jetzt in deiner Nähe? Wie hoch war denn die Expertise?", möchte Antiquitätenhändler Walter "Waldi" Lehnertz von dem Verkäufer wissen und ist verblüfft, als dieser ihm den Schätzpreis verrät. "Ich muss die beiden jetzt mal ein bisschen unterstützen: Dann sind 3.000 Euro doch top. Die müssen ja auch noch was verdienen", sagt er. Da richtet auch Schmitz-Avila das Wort an Everartz. "Sagen wir mal, ich würde es für 3.000 Euro bekommen und es für 3.800 Euro verkaufen – dann sind da 350 Euro als Verdienst hängen geblieben. 3.000 Euro ist ein guter Einkaufspreis", findet er.

"Wie sieht es mit 3.100 Euro aus?", hakt Everartz nach. "Das würde ich auch noch machen", entgegnet Schmitz-Avila sofort und erhält damit den Zuschlag. "Da hast du jetzt aber schnell den Sack zugemacht. Ich habe gerade Luft geholt", geht Pauritsch dazwischen. "Aber dann soll es so sein", lenkt er ein. "Ja, da muss man schnell sein", entgegnet Schmitz-Avila.

Nach dem Verkauf stichelt Pauritsch: "Jetzt hast du aber schnell die Kurve gekriegt. Du hast von hinten schon gesehen, dass ich angesetzt habe", mutmaßt er. "Das ist das Schlimme, wenn man vorne sitzt, dann sieht man die Gegner hinten nicht", beschwert er sich über seinen Platz in der Mitte der ersten Reihe. Everartz kann sich dagegen nicht beklagen. "Ich bin sehr zufrieden. Das Bild ist wertgeschätzt worden und ich gehe mit einem zufriedenen Gefühl wieder nach Hause", sagt er.

Verwendete Quellen
  • "Bares für Rares" vom 18. Oktober 2021
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