Schlaflose Nächte, Mädchen mit Blumenkränzen und romantische Strandfeuer – die Sommersonnenwende zählt zu den schönsten Festen im Jahr. Lesen Sie mehr über den längsten Tag, warum er in Schweden so wichtig ist und was die Externsteine damit zu tun haben.
Sommersonnenwende: Der längste Tag
Als Sommersonnenwende, Sonnenwende oder Sommernachtsgleiche wird der Tag zwischen dem 20. und 22. Juni bezeichnet. An diesem Tag kommt die Sonne auf ihren höchsten Stand auf der Nordhalbkugel. Deshalb gilt normalerweise der 21. Juni als längster Tag im Jahr mit der kürzesten Nacht. Dieses Jahr fällt der Tag allerdings auf den 20. Juni, da 2020 ein Schaltjahr ist.
In Nordeuropa geht die Sonne in dieser Zeit nicht komplett unter, weshalb auch von "Weißen Nächten" die Rede ist. Klar, dass in Schweden zu diesem Anlass verbreitet Feste im Freien stattfinden.
Das schwedische Mittsommerfest
Die Schweden feiern die Sommersonnenwende traditionell mit dem sogenannten Mittsommerfest (schwedisch Midsommar). In ländlichen Gebieten versammeln sich die Menschen dann mit der ganzen Familie auf einer Wiese, in Städten häufiger in öffentlichen Parks, und stellen einen mit Blumenkränzen geschmückten Maibaum (schwedisch majstång) auf. Zu den typischen Bräuchen an diesem Tag gehört auch, dass Volkstänze aufgeführt werden. Mädchen und Frauen tragen Trachten und bunte Blumenkränze.
Die bekannteste Speise zum schwedischen Mittsommerfest ist eingelegter Hering, der mit Kartoffeln, Dill, Sauerrahm und Frühlingszwiebeln serviert wird. Häufig gibt es auch gegrillte Rippchen oder Lachs. Zum Nachtisch bevorzugen die Schweden saisonale Früchte, zum Beispiel Erdbeeren mit Sahne.
Sommersonnenwende und Johannistag
Seit 1952 fällt das schwedische Mittsommerfest jedes Jahr auf den Samstag, der dem 24. Juni am nächsten liegt. Der Grund: Seit der Christianisierung im Mittelalter hat der 24. Juni als Johannistag eine große Bedeutung.
Weil zwischen der regulären astronomischen Sonnenwende am 21. Juni und dem Johannistag am 24. Juni nur drei Tage liegen, hat sich der Johannistag im Laufe der Zeit als Tag des Mittsommerfestes eingebürgert. So findet das Fest in Schweden frühestens am 20. und spätestens am 26. Juni statt.
Ursprung bei den alten Germanen: Nibelungensage
Das Johannisfeuer oder in baltischen Ländern Strandfeuer, das auch hierzulande verbreitet ist, geht ebenfalls auf den kirchlichen Johannistag zurück. Der Ursprung des Mittsommerfestes liegt allerdings viele Jahre vor der Verbreitung des Christentums, in der germanischen Mythologie: Der Nibelungensage zufolge hat Hagen von Tronje den berühmten Helden Siegfried zur Sonnenwende ermordet und dann den Nibelungenschatz im Rhein versenkt.
Übrigens bestehen derartige Bräuche zur Sommersonnenwende nicht nur in der germanischen Tradition, sondern auch bei den alten Kelten und Slawen. Da die Kirche später den "heidnischen" Ursprung der Bräuche verdrängt hat, lässt sich ihre ursprüngliche Bedeutung heute schwer nachvollziehen.
Bräuche: Eichenlaub, Externsteine und Hexensabbat
Verbreitet ist auch der Brauch, sich Kronen aus Eichenlaub an die Haustür zu binden. Sie sollen das Haus vor Gewitter schützen, da die Eiche der Baum des nordischen Donnergottes Thor ist und ihn gnädig stimmen soll.
Eine besondere Bedeutung haben im Zusammenhang mit der Sonnenwende auch die Externsteine, eine Natursehenswürdigkeit aus Felsen im Teutoburger Wald, vergleichbar mit Stonehenge in England. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni finden dort jedes Jahr spirituelle Feierlichkeiten statt, da Steinkreise angeblich magische Kräfte verleihen.
Die Vorstellung vom Hexensabbat, einem geheimen Treffen zwischen Hexen und dem Teufel in der Johannisnacht, stammt aus der Frühen Neuzeit, wahrscheinlich dem 16. Jahrhundert.
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Gibt es auch eine Wintersonnenwende?
Das Pendant zur Sommersonnenwende ist natürlich die Wintersonnenwende und dementsprechend der kürzeste Tag im Jahr mit der längsten Nacht. Die Wintersonnenwende erfolgt sechs Monate nach der Sommersonnenwende, zwischen dem 20. und 22. Dezember.