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Kolumne: Zu viel ist zu viel – Stoppt die konsumgeile Interpretation des Osterfestes!


Zu viel ist zu viel
Stoppt die konsumgeile Interpretation des Osterfestes!

MeinungVon Larissa Koch

20.03.2018Lesedauer: 3 Min.
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Üppiges Schenken zu Ostern: Wie viel Konsum braucht es zum Osterfest?Vergrößern des Bildes
Üppiges Schenken zu Ostern: Wie viel Konsum braucht es zum Osterfest? (Quelle: surfi/getty-images-bilder)

Ich habe zu Ostern nur ein paar Eier aus dem Gras geklaubt und mich über jedes Einzelne gefreut! Meine Kinder dagegen erzählen mir seit Wochen, was sie sich alles vom Osterhasen wünschen. Ist Ostern jetzt das neue Weihnachten? Bitte nicht!

Wir haben an Weihnachten noch die Süßigkeitenbeute von Halloween und zu Ostern noch die Weihnachtsmänner, an Weihnachten noch die Osterberge übrig und so weiter und so fort! Sicher geht es vielen ähnlich.

Und damit das so bleibt, wartet die Süßwarenbranche mit immer größeren Schokoladenobjekten auf: Nur wer verschenkt ein Osterei, das die doppelte Größe eines Straußeneies hat, also vermutlich einem Dinosaurier-Ei nachempfunden ist, ein Kilo wiegt und bedrohlich in meinem Supermarkt oben auf dem Osterfraßregal prangt. Und wer will es haben?! Ich bin entsetzt, dass so etwas überhaupt verkauft werden darf! Das ist die Perversion des Ostereies!! Das ist Körperverletzung!!!

Wir sitzen offenbar gemeinsam mit anderen in der Osterfalle

Für den Handel ist Ostern die zweitwichtigste Saison nach Weihnachten. Und für Eltern ist Ostern inzwischen die zweitstressigste Saison nach Weihnachten. Ungefragt zählen mir meine Kinder ihre Wünsche auf. "Ostern ist nicht Weihnachten oder Geburtstag – da gibt es nur ein paar Eier", stelle ich klar. Sie schauen mich an, als wäre ich die größte Spiel- und Spaßverderberin der Welt. "Warum?!", fragen sie mich unisono empört . "Äh, das war schon immer so!", liefere ich eine magere Erklärung. Und es wird mir schwer fallen, hier hart zu bleiben, denn schließlich leben wir nicht im luftleeren Raum. Die konsumgeile Interpretation des Osterfestes ist omnipräsent. Dabei wollen das so einige überhaupt nicht. Wir sitzen offenbar gemeinsam mit anderen in der Osterfalle!

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Eine Umfrage von Statista aus dem Februar ergab nämlich, dass ein Viertel der Befragten gar nichts zu Ostern geschenkt bekommen will. Dennoch stehen diesem Viertel rund 75 Prozent gegenüber, die fleißig schenken. Und das Viertel, das gar nichts haben will, fühlt sich dann auch noch bemüßigt, dem Dreiviertel wiederum etwas zu schenken und so dreht sich nach und nach die Konsumschraube weiter gen Himmel, bis irgendwann doch jeder jedem etwas schenkt – und davon viel, und dann hat die Wirtschaft uns im Griff. Vollends! Auch eine Form von Planwirtschaft – von langer Hand geplant!

Die Konsumwelle hat bereits ältere Generationen erfasst

Und nun? Alles ins Osterfeuer schmeißen? Tja, wir sind Produkt unserer Zeit. Ganz aussteigen geht nicht oder nur zu einem sehr hohen Preis. Die Konsumwelle hat bereits ältere Generationen erfasst. Letztes Jahr zu Ostern rief mich meine Mutter an und fragte, wann sie und Opa denn vorbeikommen könnten, um ihren Enkeln die Ostergeschenke zu überreichen. Hä? Ostergeschenke? Ich war völlig verdattert! Was war in der Zwischenzeit passiert? Sie, beide Kriegsgeneration, hatten mich und meine Brüder unsere gesamte Osterbiografie über ganz korrekt mit der Menge von Geschenken erfreut, die in ein oder zwei Osterkörbchen passte. Und es waren eben nur Schokoeier und bemalte Hühnereier. Das war's – und das war gut so. Was also ist vorgefallen, dass sie jetzt die halbe Grabbeltischabteilung mit Aktionsware vom Discounter ihres Vertrauens bei mir vorfahren?! Ich muss das dieses Jahr verhindern! Wir sollten unseren Herdentrieb bekämpfen, finde ich, anstatt wie die Osterlämmer einfach zu kaufen, was uns vorgesetzt wird, weil es die anderen auch tun, Mägen und Schränke zu füllen, bis es nicht mehr geht. Schöne Bescherung! Pardon! Fröhliche Ostern!

Larissa Koch ist Redakteurin bei t-online.de und hat zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. In ihrer Kolumne "Der ganz normale Wahnsinn" beschreibt sie regelmäßig, was Eltern durchmachen müssen oder dürfen – je nachdem.

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