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Erziehung: Wie Kinder lernen, sich sozial zu verhalten


Sozialverhalten
Kinder sind von Natur aus sozial

t-online, Simone Blaß

17.03.2014Lesedauer: 3 Min.
Wann verhält sich ein Kind sozial? Forscher haben dazu ein interessantes Experiment durchgeführt.Vergrößern des BildesWann verhält sich ein Kind sozial? Forscher haben dazu ein interessantes Experiment durchgeführt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Hört man sich unter Eltern um, dann ist es eines der höchsten Erziehungsziele, dass Kinder sich sozial verhalten. Auf andere Rücksicht nehmen, höflich sind, sich auch mal zurücknehmen können, helfen, teilen. Es wird viel Zeit investiert, 1000 mal "Wie sagt man?" gesagt und eifrig vorgelebt. Britische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass Kinder vieles davon freiwillig machen würden - wenn wir sie nicht drängeln würden.

Schon Kleinkinder zeigen sich sozial

Bereits mit wenigen Wochen reagieren Babys auf die Gesichtsausdrücke anderer. Wird anfangs nur gespiegelt, so geht das schnell über in echte Gefühle. Schon mit etwa einem Jahr ist es Kleinkindern ein Bedürfnis, jemanden, der traurig ist, zu trösten. Oft in der Form, dass man zum Trost die geliebte Puppe oder den Teddy in die Hand gedrückt bekommt - eine der ersten Formen des Teilens. Um die weitere soziale Entwicklung zu fördern, legen Eltern sich ziemlich ins Zeug. Schließlich wollen sie mit gutem Vorbild vorangehen.

Muss ein Kind erst lernen, zu teilen?

Aber in welchem Maß ist das Vorbild wichtig? Wie sehr sollen sich Eltern überhaupt einmischen? "Wir haben einen Vater im Kindergarten, der richtig stolz darauf ist, wie gut sein Sohn sich wehren kann", erzählt Anita, Mutter eines Kleinkindes. "Wenn der mit dem Jungen auf dem Spielplatz ist und sich ein anderes Kind nur nähert, dann schreit er schon quer über den Platz 'Lass dir nur ja nichts gefallen! Das ist dein Spielzeug!' Und entsprechend reagiert das Kind." Dass ein Kind auf diese Weise ausgeprägte soziale Züge entwickeln kann, ist schwer vorstellbar.

Anita selbst ist es sehr wichtig, dass ihre beiden Kinder immer schön teilen. Sie fordert sie regelmäßig dazu auf, wenn ein anderes Kind nur den Sandkasten betritt. "Komm, gib doch dem Mädchen deine Schaufel, du hast doch noch den Rechen." Wenn der Nachwuchs nicht gleich reagiert, dann wird schon mal ein Gummibärchen in Aussicht gestellt. Aber jetzt haben Forscher Erstaunliches herausgefunden: So gut ist das Auffordern zum Teilen, das Eltern fast schon intuitiv machen, gar nicht.

Teilen fällt nicht immer leicht

Die Wissenschaftler der Cornell University gaben drei- und vierjährigen Kindern dazu einen offensichtlich traurigen Stoffhund. Zusätzlich verteilte man Aufkleber und äußerte die Vermutung, das Tier ließe sich vielleicht damit aufheitern. Ein Drittel der Kinder forderte man dazu auf, die Aufkleber zu teilen. Bis auf eine Ausnahme kamen dieser Aufforderung alle Kinder dieser Gruppe nach. Eine zweite Gruppe wurde vor die Wahl gestellt, einige der Sticker dem Hund zu geben oder eben wegzuwerfen. Für die letzte Variante entschied sich ebenfalls nur ein Kind. Die dritte Gruppe hatte es am schwersten. Diese Kinder wurden ganz ohne Druck von außen vor die Wahl gestellt: Aufkleber abgeben oder behalten. Von 24 Kindern entschieden sich immerhin 19 fürs Teilen.

Wer freiwillig teilt, wird großzügiger

Interessant wurde es dann im zweiten Teil der Versuchsreihe, die mit einem anderen, ebenfalls traurigen Plüschtier durchgeführt wurde: Die Kinder, die sich aus freien Stücken und schweren Herzens entschieden hatten zu teilen, taten das jetzt umso schneller und in größerem Ausmaß. Im Umkehrschluss könnte das, so das Fazit der Entwicklungspsychologen, bedeuten, dass Kinder, die nur auf Anweisung oder auch mit der Aussicht auf Belohnung teilen, dies auch im späteren Leben nur dann tun, wenn es nicht anders geht.

Es kann also durchaus gut sein, nicht gleich regulierend einzugreifen, wenn zwei im Sandkasten das gleiche Spielzeug wollen. Sondern einfach mal abzuwarten, ob sie sich nicht friedlich einigen werden und damit selbst beste Voraussetzungen für spätere Großzügigkeit schaffen.

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