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Was Kinder heute zur Einschulung können müssen


Was Kinder zum Schulstart können müssen

t-online, Claudia Staub

Aktualisiert am 09.01.2017Lesedauer: 4 Min.
Die Unterschiede zwischen Vorschulkindern werden immer größer.Vergrößern des BildesDie Unterschiede zwischen Vorschulkindern werden immer größer. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Aus Kindergartenkindern werden Erstklässler. Manche von ihnen können vor dem ersten Schultag schon lesen und schreiben, andere sind noch sehr verspielt. Doch was müssen Schulkinder wirklich können? Wir haben nachgefragt.

"Natürlich müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Für den Übergang von der Kita in die Schule müssen Kinder aber nicht extra trainiert werden", sagt Maresi Lassek, Lehrerin und Schulleiterin der Grundschule am Pfälzer Weg in Bremen und Vorsitzende des Grundschulverbandes. Wichtig sei vor allem, dass Eltern, Schule, Kita und natürlich das Kind die Einschulung als Entwicklungsschritt gemeinsam gestalten.

Spielend lernen

Im Vorschulalter lernen Kinder durch Spielen, Nachahmen, Ausprobieren, Experimentieren. Eltern können ihren Kindern hier viel anbieten: Vorlesen, Tischspiele, Malen, Basteln, Bauen, Ausschneiden - jede Interaktion bringt das Kind weiter. "Was herkömmlich als Spiel bezeichnet wird, ist die richtige und angemessene Lernform für Kinder bis zum Schuleintritt", ist sich Lassek sicher.

Regeln einhalten

Neben der Familie ist die Kita der wichtigste Lernort für Vorschulkinder. Die Kinder erleben sich hier erstmals in einer Gruppe - eine wichtige soziale Erfahrung. Rücksicht nehmen, sich an Regeln halten, mit anderen Kindern zusammen sein, auch das sind bedeutsame Lernschritte in Richtung Schule. Dort wird der Lernprozess, der durch Familie und Kita angestoßen wurde, aufgenommen und fortgesetzt - mit zunehmendem Schwerpunkt auf dem Lernen in didaktisch aufbereiteten Zusammenhängen.

Die Persönlichkeit stärken

Kinder, die in die Schule kommen, haben also bereits grundlegende Lernprozesse bewältigt. Sie haben dabei auch Fähigkeiten erworben, die für den Schulstart besonders wichtig sind:

  • soziale und emotionale Kompetenz
  • Sprachkompetenz
  • mathematische Kompetenz
  • motorische Fertigkeiten
  • Achtsamkeit und Interesse für das Umfeld (Wahrnehmungsfähigkeit)

Für Eltern wichtig zu wissen: Mit einer guten Beziehung zu ihrem Kind haben sie bereits "Vorkehrungen" getroffen, die einen guten Schulstart ermöglichen. "Es macht wenig Sinn, isoliert Kenntnisse zu trainieren", meint Lassek. "Kinder bestehen nicht nur aus Wissen. Besser ist es, das Kind insgesamt in seiner Persönlichkeit zu stärken."

In der Gruppe zurecht kommen

Zum Schulbeginn prasselt viel Neues auf ein Kind ein. Es verlässt die vertraute Umgebung und muss sich mit neuen Kindern und der Lehrerin auseinandersetzen. "Es ist ganz wichtig, dass Kinder schon früh lernen, in einer Gruppe zurechtzukommen", sagt Lassek. Denn den Kindern wird einiges abverlangt: Erstklässler sollten in der Lage sein, ihre Meinung zu äußern, aber auch, sich zurückzunehmen. Sie sollen Grenzen von anderen respektieren und gleichzeitig auf die Einhaltung der eigenen achten. Sie sollten "nein" sagen können, aber auch ein "Nein" verkraften können.

Mit Sprache spielen

"Natürlich ist es für die Schule ausschlaggebend, dass ein Kind sich sprachlich gut erreichen lässt", so Lassek. Eltern haben viele Einflussmöglichkeiten, um ihre Kinder darin zu stärken. Sprach- und Rollenspiele machen Kindern Spaß und gleichzeitig lernen sie, dass Wörter sich reimen und gliedern lassen. Kinder entwickeln so auch ein Gefühl für Laute (den Klang der Buchstaben) - eine wichtige Voraussetzung für das Schreibenlernen. "Auch hier gilt wieder: Isoliertes Lernen macht wenig Sinn, eingebettet in ein Spiel beziehungsweise einen größeren Zusammenhang, entfaltet es dagegen eine ganz andere Wirkung."

Mengen erkennen

Kinder müssten auch noch nicht rechnen können. Sie sollten allerdings mit Mengen umgehen können, beispielsweise erkennen, dass man mit einer ganzen Kiste Bausteine einen höheren Turm bauen kann als mit einer halben. Generell sei das Spielen und Konstruieren mit Bau- oder Legosteinen quasi eine mathematische Vorübung, so die Lehrerin.

Viel bewegen

"Kinder sollen sich ganz viel bewegen, viel im Freien spielen", rät Lassek. "Das trägt zur Gesundheit bei und Kinder, die sich viel bewegen, schulen zusätzlich ihre geistigen Möglichkeiten." Die Geschicklichkeit der Hände können Eltern unterstützen, indem sie mit den Kindern viel malen, Papier falten, ausschneiden. Gut sei es auch, darauf zu achten, dass beide Hände benutzt und "trainiert" werden, zum Beispiel bei Fingerspielen und beim Bauen.

Wahrnehmungsfähigkeit üben

Ein Kind sollte auf Informationen und Anforderungen aus seinem Umfeld reagieren können, also Informationen aufnehmen können, sie verarbeiten und altersangemessen in Handeln umsetzen. "Die Wahrnehmungsfähigkeit ist bedeutsam für die gesamte Lernentwicklung", erklärt Lassek. Auch die soziale Wahrnehmung (Empathie) fällt darunter, denn Kinder müssen lernen, die Gefühle anderer zu entschlüsseln und damit umzugehen.

Einschulung als Stress-Situation

Der erfahrenen Pädagogin fällt auf, dass Eltern die Einschulung heute verstärkt als eine Stress-Situation wahrnehmen. Bildung hat an Bedeutung gewonnen, Zukunftsängste sind ausgeprägter. Das führt dazu, dass manche Eltern mehr als früher versuchen, ihrem Kind den Schulstart zu erleichtern, indem sie es lange vor Schulbeginn speziell fördern, zum Beispiel durch Sprachkurse oder durch die Auswahl einer Kita mit besonderem Schwerpunkt.

Unterschiede nehmen zu

Gleichzeitig hat auch die Gruppe der sogenannten bildungsfernen Eltern zugenommen, die ihre Kinder gar nicht oder nur wenig fördern können und Kinder, die durch Zuwanderung der Eltern eine andere Muttersprache haben, aber in der deutschen Sprache die Alphabetisierung bewältigen müssen. So kommt es, dass manche Erstklässler schon im Kindergarten mit einer Zweit- oder Drittsprache konfrontiert wurden, während andere noch nicht einmal ihre Muttersprache richtig beherrschen. In der ersten Klasse treffen dann Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen aufeinander.

Diese Unterschiedlichkeit zu akzeptieren, ist eine große Herausforderung für Schulen. "Die Zeiten, in denen es sinnvoll war, dass alle Kinder zur gleichen Zeit Buchstabe für Buchstabe durchgenommen haben, sind vorbei", erläutert Lassek. Stattdessen wird in der Grundschule heute viel Wert auf selbstständiges Lernen gelegt und den Kindern für die Bewältigung von Aufgaben unterschiedlich viel Zeit gelassen. Manche Schulen haben die herkömmlichen Klassen aufgrund der heterogenen Ausgangslagen der Schulanfänger aufgelöst und bieten jahrgangsübergreifenden Unterricht an.

"Offen und fröhlich in die Schule"

Lasseks abschließender Rat: "Eltern benötigen keine Listen zum Abarbeiten, was ihre Kinder für den Schulstart alles können müssen." Die verschiedenen Kompetenzen sollten nicht isoliert betrachtet werden, denn sie greifen ineinander, machen aus einem Kind eine Persönlichkeit.

"Die Zeiten, in denen wir zum Schulstart vom 'Ernst des Lebens' gesprochen haben, sollten vorbei sein", meint Lassek. "Wenn Kinder neugierig, offen und fröhlich in die Schule kommen, haben Eltern alles richtig gemacht."

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