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Mann sucht Adoptionseltern für Baby mit Down-Syndrom


Mann sucht Eltern per Facebook-Post
Baby mit Down-Syndrom ist noch nicht zur Adoption freigegeben

  • Claudia Zehrfeld
Von Claudia Zehrfeld

Aktualisiert am 14.09.2017Lesedauer: 3 Min.
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Neun von zehn Frauen entscheiden sich gegen ein Kind mit Down-Syndrom.Vergrößern des Bildes
Neun von zehn Frauen entscheiden sich gegen ein Kind mit Down-Syndrom. (Quelle: Symbolbild/Liudmila_Fadzeyeva/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Mit einem Facebook-Aufruf hat ein Mann aus Hamburg Adoptiveltern für ein Baby mit Down-Syndrom gesucht. Das hat viele Menschen berührt. Nun meldet sich die Hamburger Sozialbehörde zu Wort und stellt klar: Das Kind ist noch gar nicht zur Adoption freigegeben.

Es war ein berührender Aufruf bei Facebook: Raphael Brinkert suchte Adoptionseltern für einen Jungen mit Down-Syndrom, der in Hamburg auf die Welt gekommen ist. Innerhalb von drei Tagen war der Facebook-Post von mehr als 5000 Nutzern geteilt worden. Mehrere Hundert Menschen meldeten sich daraufhin und wollten das Baby adoptieren.

Allerdings: Offiziell ist der kleine Junge noch gar nicht zur Adoption freigegeben worden. Seine Eltern hätten sich zwar bei einer Adoptionsstelle gemeldet. "Aber es gibt gesetzliche Fristen", sagt Marcel Schweitzer, Sprecher der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Mutter und Vater hätten demnach bis acht Wochen nach der Geburt des Kindes eine Art "Schonfrist", in der sie ihre Entscheidung noch einmal überdenken können. "In dieser Zeit versuchen Jugendamt und Vermittlungsstelle gemeinsam mit den Eltern herauszufinden, ob die Adoption wirklich und von beiden Elternteilen gewollt ist oder ob sie aus einer Überforderung heraus entstanden ist", erklärt Schweitzer. Bei den Eltern des Babys mit Down-Syndrom seien diese acht Wochen noch nicht abgelaufen.

Eltern für das Baby mit Down-Syndrom müssen gut ausgewählt werden

Noch können sie sich also dazu entscheiden, das Kind doch selbst aufzuziehen – wenn gewünscht, auch mit Unterstützung des Jugendamtes. Erst wenn die "Schonfrist" abgelaufen ist und die Eltern das Kind wirklich formal zur Adoption freigeben sollten, kann es adoptiert werden. Dann werde nach einem geeigneten Elternpaar gesucht. "Und das machen wir natürlich nicht über Facebook", sagt Schweitzer. "Wir schreiben keine Kinder aus." Schließlich habe so ein Vorgehen auch einen gewissen negativen Beigeschmack: Man stelle sich nur vor, wie sich das Kind als Erwachsener fühlt, wenn es den Aufruf zu seiner eigenen Adoption in den Sozialen Netzwerken entdecken sollte.

Außerdem müssten potenzielle Eltern für das Kind natürlich gut ausgewählt werden, gewisse Voraussetzungen und Eignungen erfüllen. "Man kann das Kind nicht jemandem geben, der mal eben aus einer Emotion heraus eine Mail schreibt 'Ich habe den Aufruf bei Facebook gesehen, ich nehme das Kind auf.'" So eine Entscheidung müsse wohl überlegt sein.

Trotzdem wolle man natürlich allen, die sich auf den Post gemeldet haben, eine Chance geben. "Sie können alle zu den Informationsabenden gehen, die wir regelmäßig veranstalten", sagt Schweitzer.

Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema

Raphael Brinkert, selbst Vater eines Kindes mit Down-Syndrom, wusste nicht, dass das Hamburger Baby noch nicht zur Adoption freigegeben ist. So verurteilt Behördensprecher Schweitzer die Aktion von Brinkert auch nicht. Er kann diese sogar nachvollziehen und findet sie zumindest "okay". "Er hat das Herz am rechten Fleck. Aber die Sache einfach etwas unterschätzt", sagt er. Immerhin genieße das Thema Adoption nun eine größere öffentliche Aufmerksamkeit. "Wir nutzen die Chance jetzt einfach."

Schließlich gebe es bundesweit viel zu wenige Menschen, die bereit seien, ein Kind mit einer Einschränkung wie dem Down-Syndrom oder einer Behinderung aufzunehmen. "Das trauen sich nur wenige Eltern zu", sagt Schweitzer. Wer ein Kind adoptieren möchte, sollte sich an die Adoptionsvermittlungsstelle in seinem Bezirk wenden. "Es wäre schön, wenn wir jetzt einige Menschen für das Thema sensibilsieren könnten."

Und vielleicht sei am Ende unter den vielen Interessenten ja wirklich eine Person dabei, die ernsthaftes Interesse habe, dem kleinen Jungen mit Down-Syndrom ein neues Zuhause zu schenken.

Neun von zehn Frauen entscheiden sich gegen Kind mit Down-Syndrom

Laut dem Verein "Kids Hamburg", der sich an Eltern von Kindern mit Trisomie 21 (medizinische Bezeichnung für Down-Syndrom) richtet, kommt jedes 800. Kind mit Down Syndrom auf die Welt; in Deutschland sind das etwa 1200 Kinder pro Jahr. Neun von zehn Schwangeren entscheiden sich hierzulande gegen ein Kind mit dieser Einschränkung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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