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Luxus in der Tube: Gold in Zahnpasta – sinnvoll oder übertrieben?


Luxus aus der Tube
Gold in Zahnpasta – sinnvoll oder übertrieben?

  • Jennifer Buchholz
Von Jennifer Buchholz

01.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Eine Frau putzt sich die Zähne: Strahlendes Zahnweiß dank Goldpartikeln? Vor allem vier Inhalsststoffe sind bei der Zahnpflege wichtig.Vergrößern des Bildes
Eine Frau putzt sich die Zähne: Strahlendes Zahnweiß dank Goldpartikeln? Vor allem vier Inhalsststoffe sind bei der Zahnpflege wichtig. (Quelle: Yuri Arcurs Productions/getty-images-bilder)

Gold oder Diamant in Zahncremes sollen für ein noch strahlenderes Zahnweiß sorgen. Stimmt das wirklich? Oder schaden die wertig klingenden Zugaben in den Produkten sogar unseren Zähnen?

Sowohl Luxuslabels als auch die Eigenmarke einer Drogeriekette haben mittlerweile Zahncremes mit Goldpartikeln in ihrem Sortiment. Sie sollen für "eine Extraportion Luxus beim Zähneputzen" sorgen und sollen den Zahnschmelz "stärken, bleichen und polieren". Goldstaub wird unter anderem eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, er soll die Durchblutung fördern und so Zahnfleischerkrankungen vorbeugen.

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Luxusmaterial bei der Zahnpflege

Die Preise für die Pflegeprodukte liegen zwischen 1,45 Euro (dm Dontodent Zahnpasta Shiny Gold, 75ml) und 98,00 Euro (Swiss Smile d'Or Zahngel, 75ml). Für den versprochenen Luxus im Alltag muss man also nicht zwingend tief in die Tasche greifen. Das Zahngel d'Or enthält 20 Milligramm Goldstaub. In der günstigeren Zahncreme aus dem Drogeriemarkt sind 0,75 Milligramm Gold enthalten.

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Einige Hersteller setzen bei ihren Edelzahncremes nicht nur auf Gold sondern locken die Verbraucher auch mit Inhaltsstoffen wie Diamantextrakten, Aktivkohle oder Propolis. Werden die Zähne durch Zahncremes mit Gold- oder Diamentenstaub wirklich weißer und schonend gepflegt?

Funkelnde Zähne durch Gold?

Laut des Herstellers Swiss Smile ja: "Gold, mit seiner entzündungshemmenden und regenerierenden Wirkung, unterstützt die Zahnpflege optimal bei Anfälligkeit gegenüber Karies und Zahnfleischentzündungen". Wissenschaftliche, aussagekräftige Studien zur Wirkung von Goldstaub in Zahncremes sind bisher jedoch noch nicht bekannt. t-online.de hat daher bei einem Experten nachgefragt.

Dr. Stephan Ziegler, Zahnarzt und Gründer der Zahnarztpraxis KU64 in Berlin, hält den Goldstaub in Zahncremes für eine Marketing-Strategie, um den Verkauf anzuregen: "Zwar schadet das Gold, wenn es sehr weich ist, den Zähnen nicht, eine positive Wirkung auf die Zahngesundheit gibt es jedoch auch nicht. Die angeblich desinfizierende Wirkung, die dem Material nachgesagt wird, wurde weder bestätigt noch widerlegt."

Und auch in einem Test der Stiftung Warentest konnte das Zahngel von Swiss Smile beim Kariesschutz nicht überzeugen (Note: ausreichend). Die schlechten Eigenschaften sind unter anderem auch auf den geringen Fluorid-Gehalt in dem Produkt zurückzuführen. Dieser Inhaltsstoff in Zahncremes beugt Karies vor und härtet den Zahnschmelz.

Bei der günstigeren Zahncreme aus dem Drogeriemarkt wird ein positiver Effekt durch das Gold auf die Mundgesundheit gar nicht erst erwähnt. Stattdessen sorge der Goldstaub lediglich für "Luxus im Badezimmer", erklärt Kerstin Erbe, dm-Geschäftsführerin für das Ressort Produktmanagement, auf Nachfrage von t-online.de. Die Zahnpasta beinhaltet andere Wirkstoffe, die für die Mundgesundheit essentiell sind.

Welche Inhaltsstoffe in Zahncremes sind sinnvoll?

Neben Fluorid sollten Verbraucher bei den Inhaltsstoffen auf folgende Angaben achten:

  • Hydrated Silica (amorphe Kieselsäure): sanfte und gründliche Reinigung der Zähne
  • Tetrapotassium Pyrophosphate (Kaliumpyrophosphat): reinigt und schützt die Zähne und die Mundhöhle und beseitigt schlechte Gerüche.
  • Natriumfluorid (Fluorid): Kariesprophylaxe

Sie versorgen die Zahncremes mit zahnreinigenden und -pflegenden Eigenschaften.

Weitere Zugaben sind häufig Hilfsstoffe, die den Geschmack oder die Konsistenz verbessern oder die Wirkung wichtiger Zutaten verstärken. Gold, Gartenkräuter oder Bergquellwasser dienen vor allem der Absatzsteigerung.

Künstlichen Zahnschmelz "draufputzen"?

Andere Zahnpflegeprodukte werben mit dem Inhaltsstoff Hydroxylapatit – oder auch "künstlicher Zahnschmelz" genannt. Nanopartikel dieses Minerals sollen die Schmerzempfindlichkeit der Zähne verbessern, Karies vorbeugen und sogar beschädigten Zahnschmelz reparieren. "Hydroxylapatit in Zahncremes oder Spülungen hat keine Wirkung. Auch wissenschaftlich konnte ein Effekt noch nicht nachgewiesen werden", erklärt Zahnarzt Ziegler.

Auch Aktivkohle fördert nur den Absatz – nicht die Mundhygiene

Zu diesem Ergebnis kamen auch britische Forscher bei der Verwendung von Aktivkohle in Zahncremes. Sie sei nicht nur eine Marketing-Strategie sondern könne als Zugabe in Mundhygieneprodukten sogar den Zähnen schaden. Zum einen können sich die Partikel in Rissen und Füllungen absetzen und so zu einer Schwarzfärbung dieser führen. Zum anderen müssen Anwender wegen der schwarzen Farbe Zahnpasta, die sich in den Zahnzwischenräumen und auf dem Zahnschmelz absetzt, länger und intensiver putzen, was zu einem stärkeren Abrieb der Zähne führen kann, heißt es seitens der Wissenschaftler.

Diamantenstaub für ein strahlendes Lächeln

Ein weiteres Luxusprodukt bei der Zahnpflege sind Zahncremes mit Diamantenstaub. Er soll die Zahnoberfläche spürbar glätten sowie reinigen und den Zahn aufhellen. Darüber hinaus soll er die Durchblutung des Zahnfleisches fördern.

Der Experte für Zahnpflege bestätigt dies, nennt jedoch eine Ausnahme. "Nur, wenn der in der Zahncreme enthaltene Diamantenstaub sehr sehr fein ist, sollten Sie das Produkt verwenden", warnt Ziegler. "Ein sehr feiner Diamantenstaub kann die Zahnreinigung durchaus verbessern, die Oberfläche glätten und somit Karies teilweise vorbeugen." Der Experte empfiehlt, nur Produkte mit Diamantenstaub zu verwenden, die direkt vom eigenen Zahnarzt empfohlen wurden.

Propolis für einen gesunden Mund

Propolis wird von Bienen produziert, um den Bienenstock vor Bakterien und Pilzen zu schützen. Aufgrund dieser antioxidativen Wirkung wird der Kittharz zunehmend in Nahrungsergänzungsmitteln und Beautyprodukten verwendet. "Propolis kann durchaus die Symptome von krankem Zahnfleisch verdecken. Die Ursache beseitigen kann es jedoch nicht", erklärt Ziegler. Lediglich eine leicht desinfizierende Wirkung sei möglich.

Zahncreme richtig angewendet

Damit die Zahncreme mit ihren Inhaltsstoffen die volle Wirkung entfalten kann, muss sie auch richtig angewendet werden. Hierunter fällt vor allem der letzte Schritt der Zahnpflege: das Ausspucken. "Wenn Sie nach dem Zähne putzen Ihren Mund gleich mit Wasser ausspülen, haben die Inhaltsstoffe nicht mehr ausreichend Zeit, zu wirken. Es ist daher besser und effektiver, nicht mit Wasser nachzuspülen", empfiehlt Ziegler. Wer das nicht mag, sollte die aufgeschäumte Zahncreme zumindest bis zwei Minuten im Mund behalten, ehe er maximal einmal mit Wasser nachspült.

Verwendete Quellen
  • Interview dm
  • Interview Dr. Stephan Ziegler, Ku64 Berlin
  • Charcoal toothpastes: what we know so far – Linda Greenwall, Nairn H F Wilson
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